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Hafte, Haftbefestigungen und Haftung für funktionelle Metalldeckungen

Welcher Haft bei welcher Wirrfasertrennlage?

In den letzten Jahren haben sich bei klempnertechnisch ausgeführten Metallbedachungen und Metallfassaden vielfältige Umsetzungsmöglichkeiten entwickelt. Architekten, Planer, Ingenieurbüros fordern je nach Objekt die unterschiedlichsten Konstruktionen ein. Dabei kommen überwiegend folgende zur Ausführung:

Belüftete, auf Holzkonstruktionen befestigte Metalldach- und Fassadenkonstruktionen in traditioneller Ausführung. Befestigung durch standardisierte Fest- und Schiebehafte oder spezielle Langschiebehafte für den Einsatz größerer Scharlängen. Unbelüftete wärmegedämmte Metalldächer und -fassaden in Klempnertechnik mit den unterschiedlichsten Anforderungen. Heute gibt es verschiedene Möglichkeiten bei der Haftbefestigung. Beispielsweise bietet SM-Systeme hierzu diverse Plattenhafte zur direkten Befestigung in der Wärmedämmung an (s. Bilder). Diese Haftkonstruktionen sind sowohl als Fest- sowie auch als Schiebehafte erhältlich. Eine spezielle Haftkonstruktion stellt hierbei ein auf die Höhe der Wärmedämmung abgestimmter Edelstahl-Plattenhaft dar. Dieser SM-Dämmungs-Haft wird direkt auf die druckfeste Wärmedämmung montiert und durch eine Teleskop-Befestigung mit der Tragschale verbunden (Betondecke, Holzkonstruktion oder Trapezprofile). Die Teleskop-Befestigung besteht aus einer Polypropylen-Hülse mit Schraubbefestigung. Das Teleskopsystem ermöglicht Dämmungshöhen bis 300 mm. Bei integrierten Befestigungsschienen in der Wärmedämmung können Hafte aufgeschraubt oder aufgenietet werden.Selbsttragende Profiltafeldeckungen werden durch sogenannte Clips oder Clipleisten befestigt. Je nach Hersteller sind die Befestigungsmittel entsprechend auf Profiltyp und Profillänge abgestimmt. Profiltafeln können sowohl auf Holzschalungen als auch auf unterschiedlicher Wärmedämmung verlegt werden. Generell bieten die Profilhersteller komplette Systemlösungen einschließlich aller Komponenten an.Moderne Snapfalz-Profile mit 25 mm und 38 mm Profilhöhe werden für belüftete und unbelüftete Konstruktionen eingesetzt. Hierfür sind Hafte zur Befestigung auf Holz oder aber zur direkten Befestigung auf Wärmedämmung (ähnliches System wie Dämmungshafte) erhältlich. Diese Haftausführungen sind ausschließlich als Festhafte konzipiert. Die Aufnahme der thermischen Längenänderung wird durch die Form der Snapfalz-Profile in der Hafte ermöglicht.Für Sonderkonstruktionen, wie beispielsweise bei rollennahtgeschweißten Edelstahlbedachungen, sind spezielle Fest- und Schiebehafte aus Edelstahl lieferbar. Dabei wird das Oberteil der Hafte aus Federstahl mit 0,15 mm Materialstärke angeboten. Diese relativ geringe Materialstärke ist aufgrund der Rollennahtschweißung notwendig. Die Werkstoffeigenschaften der eingesetzten Edelstähle sind entsprechend geeignet.

Haftausführungen, Material und Materialstärken

Edelstahlhafte mit einer Materialstärke von 0,4 mm kommen häufig zum Einsatz und können mit allen Bedachungsmaterialien kombiniert werden. Selbstverständlich gibt es traditionell noch Kupfer- oder Zinkhafte, welche jedoch ausschließlich bei gleichem Bedachungsmaterial zur Anwendung kommen dürfen und sollten. Die eigenschaftlichen Unterschiede der Edelstahl-, Kupfer- oder Zinkhafte sind erheblich. Sie differenzieren sich nicht nur durch die Materialstärke, sondern vor allem durch unterschiedliche Materialzugfestigkeiten.

Die verschiedenen Materialstärken der Hafte ergeben etwa bei der Ausführung eines Doppelfalzes optische Unterschiede in der Falzver­dickung. Edelstahlhafte tragen in der Falzverdickung durch die geringe Materialstärke nur minimal auf. Dagegen zeichnen sich 0,7 oder 0,8 mm starke Kupfer- oder Zinkhafte deutlich ab.

Im Vergleich zu anderen Materialien bietet Edelstahl die höchste Material-Zugfestigkeit. Edelstahlhafte sind bei allen Bedachungsmetallen einsetzbar. Zudem haben Edelstahl-Schiebehafte keine Kerbwirkung sowie die geringste Gleithemmung. Beispielsweise sind die Edelstahlhafte vom Typ SM-Esl oder SM-Es konstruktiv für einen größeren Gleitbereich ausgelegt und finden bei größeren Scharenlängen Verwendung. Diese Hafte sind aufgrund ihrer verstärkten Ausführung sehr leistungsfähig. Bei größeren Scharenlängen sind die Anforderungen an die Hafte erheblich höher, was für die Gewährleistung einer dauerhaften Funktion wichtig ist. Für die Herstellung von Edelstahlhaften kommen ausschließlich die Edelstahl-Materialqualitäten 1.4510, 1.4301, 1.4401 zum Einsatz. Dagegen ist für geschweißte Edelstahlbedachungen zwingend Federstahl 0,15 mm/0,20 mm 1.4571 zu verwenden.

Größere Scharenlängen,Einsatzmöglichkeiten

Zur Bestimmung der Scharenlängen sollten prinzipiell die Richtwerte der aktuellen Klempnerfachregel beachtet werden. Größere Scharenlängen sind je nach Materialeinsatz möglich, jedoch bedarf dies einer genauen Planung. Gebäudehöhe, Mindestmaterialstärke und maximale Scharbreite sowie eine Abstimmung mit dem Materiallieferanten sind hierzu notwendig. Die Technik der heutigen Edelstahl-Langschiebehafte ermöglicht den Einsatz größerer Scharenlängen. Höhere Belastungen zur Aufnahme größerer thermischer Längenänderung sind hierbei berücksichtigt. Aktuelle Haftsysteme mit Gleitbereichen bis 100 mm sind hierfür erhältlich.

Haftbefestigung und Montage

Folgende Punkte sind bei der Montage zu beachten:

Bei größeren Bautoleranzen in der Tragkonstruktion (Holzschalung, Wirrgelege, Wärmedämmung und so weiter) soll beim Einbau der Hafte extreme Zugbelastung vermieden werden. Eine erhöhte Zuglast wird sich während des Einfalzvorganges verstärken. Dies trifft auf maschinelle Falzung wie auch auf Handfalzung zu. Dadurch kann der Schiebehaft in seiner Beweglichkeit sowie die Lebensdauer des Metalldaches entscheidend eingeschränkt werden.Der Haft muss zwingend parallel zur Metallschar eingebaut werden. Bei schrägem Einbau (seitlich sowie in der Höhe versetzt) wird die Funktion ebenso beeinträchtigt. Montagetipp: Das Schließen der Hafte am Unterfalz (vor der Haft-Befestigung und somit vor dem Falzvorgang) kann vorgenannte Fehler minimieren.SM-Edelstahl-Schiebehafte erhalten werkseitig eine feste Mittelanstellung des beweglichen Haftoberteiles. Damit sollen Montagefehler vor dem Einfalzvorgang ausgeschlossen werden. Unabhängig davon sollte eine Sichtkontrolle vor dem Anlegen der nächsten Schar durchgeführt werden. So kann ausgeschlossen werden, dass das Haftoberteil nicht einmal links oder rechts am Anschlag steht und somit jegliche Schiebemöglichkeit behindert. Ganz besondere Kontrolle ist hiermit im senkrechten Montagebereich der Fassade notwendig. Befestigungsmittel wie Nägel, Schrauben oder Klammern sollten nicht schräg- oder überstehen. Bei den überwiegend weichen Metalldachmaterialien könnte dies äußerst negative Folgen durch Beulen oder Scheuerstellen in der Schar nach sich ziehen. Dieses Risiko minimieren sogenannte Haftabdeckungen in hervorragender Weise.

Aufnahme von Querbewegung – Aufnahme für Hafte

Zur Aufnahme der thermisch bedingten Querbewegung sowie der zwangsfreien Bewegungsmöglichkeit der eingebauten Schiebehafte ist unbedingt ein Spielraum von 3 bis 5 mm zwischen den Metallscharen einzuhalten (s. Fachregeln für Klempnertechnik). Dieser Spielraum muss auch nach erfolgtem Falzvorgang vorhanden sein, um eine dauerhafte Funktion der Metallscharen zu gewährleisten.

Haftbefestigung bei diffusionsoffenen, strukturierten Vordeckbahnen (Wirrgelege)

Größere Sorgfalt ist bei der Haftmontage in Verbindung mit strukturierten Vordeckbahnen notwendig. Unterschiedliche Gewebestrukturen verschiedenster Anbieter sowie unterschiedliche Höhen dieser Wirrgelege ergeben für die Wahl der passenden Hafte weitere Anforderungen und Berücksichtigungen:

Sorgfältige Planung sowie Abstimmung der „Hafthöhe“ ist für die dauerhafte Funktion der Hafte sowie die ungehinderte und zwangsfreie Aufnahme der thermischen Längenänderung zu beachten.Die Höhenunterschiede der Wirrgelege müssen bei der Auslegung der Hafthöhe berücksichtigt werden. Die Möglichkeit, dass normale Hafte aufgrund ihrer Breite von cirka 25 mm am Haftfuß eine schlechte Auflagefläche bieten, besteht durchaus. Dadurch kann bei der Haftbefestigung eine Verformung der Hafte entstehen. Die Lebensdauer eines Stehfalzdaches hängt dabei in entscheidender Weise von einer ausreichenden und uneingeschränkten Bewegungsmöglichkeit des Metalldaches in Verbindung mit der Haftkonstruktion ab. Eine Möglichkeit, dieses Risiko auszuschließen ist, beispielsweise der Einsatz von SM-GP Edelstahl-Plattenhafte mit größerer Grundfläche (60 x 100 mm) und Schraubkopfabdeckung. Diese größere Flächenpressung verhindert das Auftreten von Kippmomenten und ermöglicht eine absolut akkurate und parallele Montage, auch mit Wirrgelege als Unterlage. Heute bieten die Hafthersteller unterschiedliche Hafthöhen in engen Abstufungen an. Beispielsweise liefert der Haft-Hersteller SM-Systeme Hafte für Falzhöhen von 25 mm, 28 mm, 30 mm sowie 38 mm. Selbst die Herstellung von „Sonderhöhen“ ist auf Anfrage möglich.

Hohe Verantwortung

Zur Abstimmung der Hafthöhe auf die unterschiedlichen Materialeigenschaften der am Markt erhältlichen und am Bau eingesetzten Wirrfaser-Trenn­lagen müssen Verarbeiter die Bedingungen vor Ort sorgfältig prüfen. Auch die vorgenannten Punkte in Bezug auf Montageuntergrund, Konstruktion und die zwangsfreie Montage einer Stehfalz- oder ­Snapfalzbedachung sind bei der Wahl der Hafte zu beachten. Somit steht der Klempner in einer entsprechend hohen Verantwortung und sollte daher sehr gewissenhaft den entsprechenden Hafttyp bestimmen.

Dipl.- Ing. Rudolf Treiber*

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