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Eine Materialalternative für Klempner

Abdichten mit Flüssigkunststoffen

Flüssigkunststoffe haben sich beim Abdichten von Flächen, An- und Abschlüssen sowie in Detailbereichen längst als nachhaltige Werkstoffe etabliert. Im Bereich der Dichtungs- und Schutzmaßnahmen im Bauwesen gehört das Abdichten mit Flüssigkunststoffen heute zum Stand der Technik. Die Typenvielfalt an unterschiedlichsten Systemen ist groß. Daher sollten Verarbeiter die verschiedenen Systeme den beiden unterschiedlichen Systemgruppen und entsprechenden Klassifizierungen zuordnen können sowie bestimmte Grundregeln einhalten.

Zwei unterschiedliche Systeme.

1-Komponenten-Systeme: Bei den 1-Komponenten-Systemen handelt es sich meist um feuchtigkeitshärtende Polyurethane oder Dispersionssysteme, die mit anderen Stoffen (beispielsweise Bitumen) kombiniert werden können.

Die 1K PUR-Systeme sind feuchtigkeitsreaktiv und einfach zu handhaben. Nach der Verarbeitung auftretende Feuchtigkeit fügt der Abdichtung keinen Schaden zu. Die Dispersionssysteme sind physikalisch trocknend, der Härtungsverlauf hängt von den Umgebungsbedingungen ab. Umwelteinflüsse (Luftbewegung, Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit) beeinflussen den Härtungsverlauf und die Qualität des Endproduktes.

2-Komponenten-Systeme: Bei den 2-Komponenten-Systemen stehen Polyurethane (PUR) und Polymethylmethacrylate (PMMA) mit ihren zahlreichen Variationen der Applikation, unterschiedlichen Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten im Vordergrund. Polyestersysteme (UP) werden immer mehr durch Flüssigkunststoffe auf PUR- und PMMA-Basis verdrängt. PUR- und PMMA-Systeme sind reaktiv härtend, benötigen aber zusätzlich eine reaktionsauslösende zweite Komponente. Durch das Zugeben von Beschleunigern oder Verzögerern kann der Härtungsverlauf den jeweiligen Umgebungsbedingungen angepasst werden.»

Zunehmend durch Klempner

Flüssigkunststoffe haben sich nicht nur als Lösung zur Abdichtung von An- und Abschlussbereichen bewährt, sondern eignen sich auch optimal zur Herstellung unterlaufsicherer, flächiger Dachabdichtungen oder rissüberbrückender Beläge und Beschichtungen. Dazu gehören neben Abdichtungen von Dächern, Balkonen und Terrassen beliebiger Form beispielsweise auch befahrene Parkdeckbeschichtungen, dichtende oder hoch belastbare Industriefussböden.

Der Materialauftrag ist auf allen üblichen Untergründen wie Metall, Beton, Bitumen, Holz oder Faserzement möglich. Besonders vorteilhaft erfolgt der Einsatz bei komplexen Geometrien, Auf- und Abbordungen, Durchdringungen, Einbauteilen und Aufbauten sowie zur Fugenausbildung. Flüssigkunststoffe werden deshalb von Klempnern zunehmend als Alternative zu relativ teuren und zeitaufwändigen Metallanschlüssen eingesetzt.

Planung

Abdichtungen müssen sorgfältig und detailliert geplant und dürfen nicht als „Ad-hoc-Übung“ vor Ort ausgeführt werden! Oft wird die Problemstellung und die Verantwortung dem Handwerker auf der Baustelle überlassen, was teilweise zu unhaltbaren Kompromissen führt. Abdichtungsmaßnahmen sind exakt auf die bauliche Nutzung und die sich daraus ergebenden Anforderungen abzustimmen. Auch Detailanschlüsse müssen entsprechend geplant werden.

Nur klar definierte Nutzungsanforderungen ermöglichen eine verbindliche Ausschreibung, die zu vergleichbaren Angeboten führt. Es empfiehlt sich, nur gültigen Normen entsprechende und zugelassene Produkte zu verwenden (etwa durch Nachweis einer europäisch-technischen Zulassung (ETA) gemäß ETAG 005).

Die Verarbeitung

Das Abdichten mit Flüssigkunststoffen darf nur durch geschultes Personal erfolgen. Ausführende müssen die Materialtechnologie (Grundlagen) kennen und in der Lage sein, Untergründe sowie Werkstoffe richtig zu beurteilen. Die Vorbehandlung zu beschichtender Untergründe beziehungsweise Materialien muss genau nach Herstellerangaben erfolgen. Sämtliche Systembestandteile wie Grundierungen, Vliesarmierungen und/oder spezielle Haftvermittler müssen systemkonform sein.

Wesentlich bei der Verarbeitung von Flüssigkunststoffen ist auch das Einhalten von Rahmenbedingungen beispielsweise hinsichtlich Mischen, Applikation und Nachbearbeitung. Der Umgang mit Restmaterial hat ökologischen Grundsätzen und Gepflogenheiten zu entsprechen. Die meisten der heute eingesetzten Produkte können im ausreagierten Zustand der Stoffverwertung als Inertstoffe zugeführt werden.

Kontrolle und Abnahme

Aufgrund eines Kontrollplanes, der im Vorfeld der Arbeitsausführung erstellt wird, kann die Bauleitung die Arbeitsausführung begleiten und kontrollieren.

Neben der Selbstkontrolle durch die Ausführenden hat auch die Bauleitung die Abdichtungsarbeiten (beispielsweise hinsichtlich Untergrundvorbereitung, Einhalten der Verarbeitungsbedingungen, vorgegebenen Schichtstärken und so weiter) zu überwachen. Tagesrapporte des Ausführenden sowie Kontrollpläne sind Bestandteile einer Projektdokumentation, die zur Abnahme der Abdichtung dienen.

*Guido Bucher ist technischer Produktmanager Alsan Flüssigkunststoffe, bei der Soprema AG

*Guido Bucher

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