Stehfalzbedachungen, die auf strukturierter Trennlage montiert werden, sind nichts Ungewöhnliches. Seit Einführung der Kunststoffbahnen mit Struktur vor nahezu 15 Jahren wurden weltweit tausende Quadratmeter montiert und der Stand der Technik ist seither praktisch unverändert. Noch immer scheint der Einsatz von Wirrfasertrennlagen unter klassischen Stehfalzbedachungen Unsicherheiten hervorzurufen. Immer wieder melden sich verunsicherte Leser in der Redaktion und schildern ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet. Unterschiedliche Aussagen zur Beschaffenheit der Hafte sowie zu deren Hafthöhe sorgen demnach noch immer für Verwirrung.
Die aktuelle BAUMETALL-Frage zum ersten Teil des Technikthemas „Trennlagen, Metallbedachungen und Zubehör“ lautet daher:
Wie sollte ein Haft beschaffen sein, um das Funktionieren einer Stehfalzbedachung auf Wirrgelegen dauerhaft zu garantieren?
Clemens Kling
Hafthersteller, Oberstdorf
Als Hersteller für Haft- und Schneefangsysteme mit über 50 Jahren Erfahrung im Metalldach- und Fassadenbau würden wir es begrüßen, wenn zeitnah eine Einigung auf eine einheitlich strukturierte Trennlage gefunden würde.
Durch Hagelschlag entstehende, stark deformierte Metalloberflächen gehören zu den ungelösten Hauptproblemen. Die auftretende Lockerung der Scharen durch Schwundeffekte einiger am Markt erhältlichen Strukturtrennlagen ist ein weiterer negativer Effekt, der unserer Ansicht nach befriedigend gelöst werden sollte.
Deshalb bieten wir bisher Haften mit einer Höhe von 25 mm und Breite von 30 mm beziehungsweise 40 mm im Haftenprogramm an, die als technischer Standard zu betrachten sind. Auch Sonderhöhen mit 32 mm Hafthöhe gehören zu unserem Lieferumfang. Wir würden uns freuen, wenn baldmöglichst eine eindeutige Richtlinie gefunden würde, da aus Schallschutzgründen strukturierte Trennlagen absolut sinnvoll sind.
Frank Neumann
Leiter Anwendungstechnik und Marketing bei Rheinzink
Die Anwendung einer Stehfalzdeckung erfordert aus unserer Sicht ein abgestimmtes System aus dem Falzprofil, dem Haft, einem geeigneten Befestigungsmittel und einer tragfähigen Unterkonstruktion. Diese Komponenten müssen aufeinander abgestimmt sein. Die Trennlage stellt eine weitere Komponente dar, deren Beschaffenheit jedoch unterschiedlich sein kann. Die beschriebene strukturierte Trennlage stellt eine Variante für flachgeneigte und nicht belüftete Dächer dar. Bei der Markteinführung vor 15 Jahren durch Rheinzink haben wir unterschiedliche Hafte auf deren Tauglichkeit untersucht. Darunter Hafte mit 27 mm und 32 mm Höhe. Bei Verwendung der 27 mm„Normalhafte“ zeigt sich eine leichte 5-mm-Wölbung der Schare in Querrichtung – bei den höheren Haften liegen die Schare nahezu gerade auf dem Strukturgeflecht. Seinerzeit erhielten wir viele Anfragen zur Verwendung der hohen Hafte. Bemängelt wurde, dass je nach Baustellensituation unterschiedliche Hafte mit verschiedenen Höhen vorgehalten werden müßten, was im Einzelfall zu Verwechslungen führen könnte. Daraufhin haben wir auf der Basis von zahlreichen ausgeführten Bedachungen den höheren Haft aus dem Lieferprogramm genommen – die Nachfrage war ebenfalls sehr gering. Es liegen uns in all den Jahren keine negativen Erfahrungen bei der Verwendung von „Normalhaften“ vor. Die Flächenwölbung als auch der Einbau des Normahaftes bewerten wir deshalb als systemkonform.
Unsere Erfahrungen beruhen auf der Verwendung von Titanzink-Hafte sowie Hafte aus Edelstahl. Letztere sollten jedoch zwingend abgerundete Ecken aufweisen.
Johannes Binder
Spenglermeister Ingolstadt
Selbstverständlich setzen auch wir bei bestimmten Materialien sowie bei vollsparrengedämmten Dächern eine strukturierte Trennlage ein. Dabei verwenden wir Hafte, welche einen um etwa 6 mm höheren Schenkel haben. Durch den Eintreibvorgang haben sich bisher immer die Ecken der Hafte aufgebogen, welche wir im Nachgang niedergeklopft haben.
Da dies immer mit einem gewissen Restrisiko behaftet ist, verwenden wir künftig nur noch Hafte mit runden Ecken.
Peter Neß Berlin
Spenglermeister, Berlin
Bisher haben wir nur positive Erfahrungen mit dem Einsatz von Wirrfasertrennlagen für Falzdächer. Es werden immer 30-mm-Hafte verwendet. Die leichte Aufwölbung der Falzbahnen lässt die Scharen gleichmäßiger erscheinen. Unebenheiten im Untergrund werden überdeckt.
Der Einsatz erfolgt bei uns in erster Linie aus optischen Gründen. Das Aufstellen der Haftecken ist ein Problem, das bei uns noch nicht zu Schäden geführt hat. Eventuell kommt es durch die überwiegende Verwendung von Wirrfasertrennlagen zustande. Es sollten in Zukunft nur Hafte mit abgerundeten Ecken zugelassen sein.
Georg Rees
Hafthersteller, Oberstdorf
Bereits vor über zehn Jahren haben wir auf Wunsch unserer Kunden eine Hafte auf den Markt gebracht, die mit einer Höhe von 32 mm den Einsatz von Strukturbahnen erlaubt. Die Verkaufszahlen zeigen, dass die Zahl der Stehfalzdeckungen mit dieser Trennlage zunimmt und das von BAUMETALL behandelte Thema schon lange überfällig ist.
Unserer Auffassung nach, wird bei Verwendung von Haften in 25 mm Profilhöhe die Struktur beim Annageln so zusammengepresst, dass der Falz um die Stärke der Trennlage nach unten gezogen wird. Dabei treten Verspannungen beim Stehfalz und der Hafte auf. Mögliche Folgen sind zum Einen eine Deformierung der Haftecken, welche bei nicht fachgemäßer Nachbearbeitung eine Beschädigung der Dacheindeckung im Schiebebereich der Hafte mit sich bringen kann. Zum Anderen entsteht eine Einschränkung der Beweglichkeit des Haftoberteiles, was wiederum bei starken Temperaturwechseln zu Geräuschen führen könnte. Daher sehen wir die Verwendung einer höheren Hafte als auf jeden Fall notwendig. Um dehnungsbedingte Beschädigungen zu vermeiden, sollte die Schiebehafte abgerundete Ecken und ein mindestens durch Sicken stabilisiertes Unterteil haben. Nachdem die meisten Wirrfasertrennlagen eine Höhe von 7 oder 8 mm haben, hat sich eine Hafthöhe von 32 mm am idealsten erwiesen. Von uns wird daher in der Regel diese Hafte empfohlen. Für dünnere Strukturmatten bieten wir zusätzlich Hafte in einer Höhe von 28 mm an.
Alois Schatzer
Hafthersteller, Brixen (Südtirol)
Die Zeiten, da Hersteller große Stückzahlen mit identischen Hafthöhen herstellen und verkaufen konnten, sind vorbei! Zur fachgerechten Eindeckung glatter oder strukturierter Trennlagen, werden heute verschiedene Hafthöhen gefordert. Um zur Befestigung auf strukturierten Trennlagen die absolut korrekte Hafthöhe festzulegen, müsste der Haft streng genommen exakt auf den später eingesetzten Trennlagentyp abgestimmt werden. Zudem sollten Testreihen darüber Aufschluss geben, ob der Haft passt und somit auftragsbezogen produziert werden kann. Das wiederum bedeutet, dass streng genommen für jeden Trennlagentyp ein darauf abgestimmter Hafttyp entwickelt werden muss.
Was heißt das für uns als Hersteller?
Wir müssen heute in der Lage sein, die Hafthöhe beginnend von 25 mm millimeterweise nach oben abzustimmen! Dabei orientieren wir uns an der Faustregel: Standard-Hafthöhe plus ½ Strukturhöhe. Somit werden die Scharen auf der Struktur vorgespannt, ohne die Ausdehnung zu behindern. Außerdem ist eine möglichst verformungsfreie Befestigung der Hafte wichtig. Daher haben wir seit dem Aufkommen der Strukturmatten die Haftbeschaffenheit stark verändert. Die Stabilität der Schiebehaft-Unterteile wird durch Prägungen und entsprechend hohe Materialstärken (nicht unter 0,5 mm) erreicht. Doch auch in der fachgerechten Montage liegt eine hohe Verantwortung. Vor allem muss darauf geachtet werden, dass sich der Befestigungsschenkel durch sorgfältiges Anziehen der Schrauben in die Struktur zurückzieht und somit die Scharunterseite nicht berührt. Hier haben sich entsprechende Schraubautomaten bestens bewährt. Insgesamt gäbe es natürlich weitaus weniger Probleme, wenn am Markt erhältliche Strukturhöhen und Strukturierungen einheitlich wären!
Karl-Heinz Schölkopf
Werksvertretungen, Ludwigsburg
Aktuell reagieren wir durch die Erweiterung unserer Produktpalette auf zahlreiche Kundengespräche und somit auf die stärker werdende Nachfrage in Richtung Haft-Sonderhöhe.
Die Hafte des schwedischen Herstellers Bjarne System, waren bisher nur für die Falzhöhe 25 mm lieferbar. Noch im September 2008 erweitern wir unser Programm, um zukünftig geeignetes Befestigungsmaterial für Falzhöhen bis zu 50 mm anbieten zu können. Um auch bei den Sonderhöhen, die gewohnte Bjarne-Qualität zu garantieren, verfügen die höheren Hafte ebenfalls über abgerundete Ecken und eine umlaufende Hochsicke am Haft-Fuß. Darüber hinaus sind auch diese Hafte mit oder ohne vormontierte Edelstahl-Schrauben lieferbar. Durch die vormontierten Schrauben werden nicht nur Montagezeiten erheblich verkürzt – die äußerst hohen Auszugswerte leisten zudem einen wesentlichen Beitrag zum Thema Sturmsicherheit.