Spenglermeister Michael Rees referierte anlässlich des 17. Deutschen Klempnertages in Würzburg. Sein praxisnahes Thema „Schäden an Schneefängern steigen – Berechnung tut not“ veranschaulichte, wie wichtig die Planung und Berechnung von Schneefangsystemen ist. Michael Rees wies darauf hin, dass der Einsatz von Schneefanganlagen zunächst in Abstimmung mit den jeweils geltenden Landesbauordnungen erfolgen sollte. Oberstes Ziel dabei ist es, mögliche Sach- und Personenschäden durch herabfallende Schneemassen zu verhindern. Ferner können Dachlawinen massive Schäden an unsachgemäß montierten Schneefangsystemen oder den Dachflächen selbst verursachen. Außerdem darf die Gefahr von gelockerten, deformierten oder herabfallenden Schneefangelementen nicht unterschätzt werden. Ein weiteres Risiko stellen über die Traufe auskragende sogenannte Wächten dar. Diese frei überhängenden Schnee- und Eismassen können Vordächer und Dachvorsprünge extrem belasten. Im Extremfall können überstehende Dachvorsprünge beschädigt oder sogar abgeknickt werden. Anhand dieser und ähnlicher Beispiele wird deutlich, dass die Montage von ausreichend dimensionierten Schneefangsystemen für das Funktionieren eines Gebäudes eine wichtige Voraussetzung ist. Schneefangsysteme sind aber nicht nur in alpinen Regionen zum Schutz von Personen notwendig. Auch im Flachland kommt es bedingt durch den Klimawandel immer öfter zu entsprechenden Witterungsereignissen.
Funktionsweise
Die Ausführung von Schneefanganlagen ist sowohl auf nichtbelüfteten und hochgedämmten Dachkonstruktionen (zum Beispiel Niedrigenergie- oder Passivhaus) als auch auf klassischen hinterlüfteten Dachaufbauten möglich. Ziel ist es, die Schneemassen ähnlich einer hochalpinen Lawinenschutzeinrichtung auf der gesamten Dachfläche zu verteilen. Bei korrekt ausgeführten Schneefangsystemen bleibt der Schnee somit auf der Dachfläche liegen – die Vereisung an der Traufe wird wirksam verhindert. Weitere Effekte sind:
- Unterbrechung des Spannungsfeldes
- Aufteilung in kleinere Raster
- Unterbinden des Abrutschens durch einzelne Elemente
- vergleichsweise geringe Belastung der Einzelelemente
- drastische Verringerung des Reibungswertes auf Metalleindeckungen
- Verhinderung des Schubeffektes durch Aufteilung der Kräfte
Dieses Prinzip funktioniert auch bei sehr großen Schneemassen. Die Bauhöhe der eingesetzten Systeme spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr verringert ein System von geringer Bauhöhe ungünstige Hebelwirkungen auf das Dach. Wichtig ist: Wenn die statische Belastung durch auf dem Dach liegende Schneemassen zu groß wird, muss die Dachfläche entlastet werden. Das Räumen der Dachkonstruktionen muss jedoch unbedingt unter Verwendung geeigneter Absturzsicherungssysteme und durch geschultes Fachpersonal erfolgen.
Zwischenstand
Zusammengefasst empfiehlt Michael Rees Folgendes:
- Nur für die Dacheindeckung passende Schneefangsysteme verwenden
- Schneefangvorrichtungen auf der ganzen Dachfläche verteilen
- Die erste Schneefang-Reihe unmittelbar an der Traufe montieren
- Weitere Reihen im Abstand von 1,50 bis 4,00 m anbringen
- Schneeverfrachtungen berücksichtigen (Leewirkung)
- Niemals nur einen Schneefang und nur an der Traufe verwenden
- Den einzelnen Halter nicht überlasten
- Lastenermittlung vornehmen (Beispiel <a href="http://www.schneelast.info" target="_blank">http://www.schneelast.info</a> )
Auch aus wirtschaftlicher Sicht sind Schneefanganlagen sinnvoll. Sie vermindern außerdem das Haftungsrisiko für Bauherren. Da nachträgliche Veränderungen am Dach immer mit gewissen Schwierigkeiten verbunden sind, empfiehlt es sich, Schneefangsysteme bereits bei der Dachsanierung oder dem Neubau einzuplanen.
Beispiel aus der Praxis
Das Kupferdach der 1300m üNN liegenden Weltcup-Hütte in Ofterschwang ist mit einem Schneefangsystem für große Schneemassen ausgestattet. Der Rechenwert der dort zu erwartenden Schneelast beträgt 8,0k N/m2. Daher wurde das Dach der Weltcup-Hütte mit einer stabilen Schneefangeinrichtung ausgestattet. Massive Rundhölzer mit einem Durchmesser von 10 cm sind mit speziellen Klemmlaschen auf dem Doppelstehfalzdach der Weltcup-Hütte befestigt. Die Klemmlaschen weisen eine Gesamtlänge von 33 cm auf. Das 600 m2 große Kupferdach verfügt über eine Scharbreite von 590 mm bei einer Materialstärke von 0,7 mm. Der für die Region typische Doppeldachaufbau ist hinterlüftet. Insgesamt kamen etwa 250 lfm Rundholzschneefang zum Einsatz. Im Kehlbereich sind die Falze aufgrund der geringeren Neigung mit Falzdichteinlagen ausgestattet. Das solide Stehfalzdach sowie die Schneefanganlage sorgen seit über zehn Jahren für ein hohes Maß an Sicherheit.
BAUTAFEL
Projekt: Weltcup-Hütte Ofterschwang, Baujahr 2002
Bauherr: Sport- und Kurhotel Sonnenalp GmbH, Sonnenalp Resort, Ofterschwang
Architekturbüro: Unzeitig GmbH, Sonthofen
Schneefanganlage: Schneefangsysteme Rees GmbH & Co. KG, Oberstdorf