Rasant steigende Energiepreise sorgen dafür, dass sich eine gute Wärmedämmung schnell amortisiert. Doch nicht alle Dämmstoffe sind so form- und feuerbeständig, wie es die Hersteller versprechen. Auf dem Markt gibt es drei Klassen von Dämmstoffen: erdölbasierte, mineralische und organische aus nachwachsenden Rohstoffen. Erdölbasierte Dämmsysteme werden in Großserie produziert und haben somit ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Mineralische Dämmstoffe liegen preislich nur wenig über den erdölbasierten. Nachwachsende Dämmstoffe sind noch wenig verbreitet, obwohl sie aus ökologischer Sicht besonders empfehlenswert sind.
Typische Schwachpunkte
„Mineralische Dämmstoffe hinter vorgehängten, hinterlüfteten und offenfugigen Fassaden werden regelmäßig durchnässt“, berichtet Helge Grathwohl. Der Dämmstoffexperte arbeitet im Fachbetrieb des Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks Otto Kentzler in Dortmund. Versuche unabhängiger Institute haben gezeigt, dass sich der Dämmwert durch Feuchte messbar reduziert. Zwar diffundiert in der Regel die Feuchte wieder heraus und der ursprüngliche Dämmwert wird wieder erreicht, aber der Heizenergieverbrauch schwankt durch diesen Effekt ständig.
Ein weiteres Problem vieler Dämmstoffe ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. „Die Fassaden und Decken in vielen öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel Schulen und Krankenhäuser sind stark von Nagern und Ungeziefer befallen“, berichtet Helge Grathwohl. Ratten fressen und verdauen Mineralfaserdämmungen und arbeiten sich auch nach innen bis in das oberste Stockwerk vor. Auch Styropor oder Wärmeverbundsysteme stellen für sie kein Hindernis dar.
Der Fachbetrieb Kentzler setzt für Wanddämmungen fast ausschließlich Schaumglas ein. Dazu Helge Grathwohl: „Viele Kunden lassen sich überzeugen, dass der Mehrpreis für das feuerfeste, wasser- und dampfdichte, insekten- und nagerresistente Schaumglas gut angelegt ist. Auch Planer werden aus Gewährleistungsgründen zunehmend vorsichtiger und steigen auf Schaumglas um.“
Im Brandfall wird es mit vielen Dämmstoffen kritisch. Mineralfaser hat zwar die Brandschutzklasse A2 (Vollbrand kann nicht verursacht werden), aber die Dämmung zerfällt zu Staub. Wenn sich eine Betonwand dahinter befindet, kann die Stahlarmierung ausglühen und die Wand an Standfes-tigkeit verlieren.
Die Brandausbreitung findet nicht ausschließlich durch offene Flammen statt. Besonders gefürchtet sind Schwel- und Glimmbrände, da sie den Brand im Verborgenen transportieren. Dabei können Brandzersetzungsprodukte entstehen, die ein zündfähiges Gemisch bilden, das später weit entfernt entflammt.
Bei offenzelligen Dämmstoffen ist die Belüftung hinter der Verkleidung und Luftströmung Voraussetzung für das Funktionieren der Dämmung. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik hat festgestellt, dass es dadurch immer zu Wärmeverlusten infolge von Luftkonvektionseinflüssen kommt. Im Brandfall bewirkt dieser Luftspalt einen Kamineffekt.
Brandversuche
Das Materialprüfungsamt Nordrhein-Westfalen hat im Jahr 2006 Brandversuche mit verschiedenen Dämmstoffen und vorgehängten Faserzementplatten durchgeführt. Dabei wurde mit marktüblichen Baustoffen jeweils eine Fassade im Original-Maßstab aufgebaut, da Laborprüfungen die wirklichen Verhältnisse nicht richtig wiedergeben. Verwendet wurden wechselweise 8 cm starke Steinwolle- und Glasfaserdämmplatten sowie Schaumglasplatten. Der Lüftungsspalt war ebenfalls jeweils 8 cm tief. Die Unterkonstruktion bestand aus Aluminiumprofilen, die Schaumglasplatten wurden direkt auf die tragende Wand geklebt und die Mineralfaserprodukte über Telleranker auf der Unterkonstruktion gehalten. Mit einem Brenner wurde das Austreten von Flammen aus einer Fensteröffnung eines im Vollbrand befindlichen Raumes simuliert. „Besonders bemerkenswert ist die massive Beeinträchtigung der Mineralfaser durch die Flammen“, berichtet Dipl.-Ing. Andreas Schreier, Leiter Marketing und Technik beim Auftraggeber der Versuche, der Deutschen Foamglas GmbH. Innerhalb von 3 sek. schlagen die Flammen des Brenners vollständig in den Hinterlüftungsspalt mit einer Flammenhöhe von über 6 m. 1 m über der Austrittsöffnung der Flammen werden Temperaturen gemessen, die deutlich über der Brennertemperatur liegen: Scheinbar wird durch das Verbrennen der Mineralfasern zusätzlich Wärme frei (exotherme Reaktion). Nach 10 min. sind alle Faserzementplatten herabgefallen und die Mineralfaser-Dämmplatten haben sich vollständig aufgelöst.
In Schaumglas finden die Flammen hingegen keine Nahrung. Die Wand wird vor den Flammen geschützt und die gemessene Rauchgaskonzentration ist wesentlich geringer als bei den Mineralfaserprodukten. Als nach 20 min. Versuchsdauer der Brenner ausgeschaltet wird, ist nur die Oberfläche der Schaumglasdämmplatten angeschmolzen. Auch der Kleber hat gehalten. Risiken schlummern in erdölbasierten Produkten. Die im Brandfall entstehenden Gase Blausäure und Styrol sind hochgiftig.
* Der Autor ist Dipl. Physiker, freier Journalist und arbeitet unter anderem für das „handwerk magazin“
Stichwort Brandschutz
Bei der Deutschen Foamglas GmbH kann die Broschüre Brandschutz, Wärmeschutz für hinterlüftete Fassaden angefordert werden (https://www.foamglas.com/de-de/).
Die Textversion auf http://www.baumetall.de enthält zusätzliche Informationen zu Vakuumpaneelen.