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AUSFÜHRUNGSMÄNGEL VERMEIDEN, TEIL 5

Fassade mit Sachverstand erklärt

Bei Unstimmigkeiten hinsichtlich des optischen Erscheinungsbildes von Fassadenbekleidungen ist die Bewertung in den wenigsten Fällen eindeutig. Wenn dann auch noch, so wie auf dem Titelbild dieses Beitrages zu sehen, die technische und handwerkliche Ausführung fehlerhaft ist, kommt man um die komplette Erneuerung der Fassadenbekleidung nicht umhin. In diesem Artikel wollen wir uns jedoch ausschließlich mit der optischen Bewertung befassen. Das wird, wenn man die weiteren Bilder betrachtet, schon etwas komplexer.

Ansprechende Optik gut, (fast) alles gut!

Neben einer dauerhaften und wartungsfreien Schutzfunktion der Gebäudehülle kommt der Fassadenbekleidung mit Metallen auch bei der optischen Gestaltung eine große Bedeutung zu. Wir Klempner können mit unseren Baumetallen Fassadenbekleidungen für nahezu jede geometrische Gebäudeform realisieren. Der Vielfalt sind fast keine Grenzen gesetzt. Im Idealfall werden vor der Ausführung sämtliche Details mit dem Planer oder der Bauherrschaft abgestimmt. Mit Planungs- und Visualisierungsprogrammen kann sich der Klempner mit digitaler Unterstützung die Arbeit erleichtern und schon bei der Beratung einen professionellen Eindruck hinterlassen. Wird dann die Fassadenbekleidung handwerklich und technisch fachgerecht umgesetzt, dürften alle Beteiligten zufrieden sein.

Aber wie geht man vor, wenn dem nicht so ist? Aus technischer und handwerklicher Sicht ist das Ergebnis mit Blick auf die Klempnerfachregeln noch verhältnismäßig einfach zu bewerten. Wie wird jedoch eine optische Bewertung der Fassadenbekleidung vorgenommen?

Da Fassadenbekleidungen vom Klempner mit Dünnblechen ausgeführt werden, lässt sich eine gewisse Welligkeit (Stichwort Materialverspannung) nicht immer vermeiden. Das optische Erscheinungsbild der Fassadenbekleidung kann subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Aus diesem Grund wurden für die Betrachtung und Bewertung von Metallfassaden gewisse Regeln erstellt. Diese sind in dem ZVSHK-Merkblatt „Hinweise für die optische Bewertung von Metalldächern und -fassaden“ niedergeschrieben. Weitere Hinweise finden sich zum Beispiel in den IFBS-Richtlinien oder der Leitlinie des FVHF. Diese Regelwerke werden auch zurate gezogen, wenn zuvor keine vertraglichen Vereinbarungen getroffen wurden.

Nach welchen Regeln erfolgt eine objektive ­Betrachtung von Fassaden?

Generell wird von einer üblichen Betrachtung der Fassade ausgegangen. Als allgemein üblich gilt ein Betrachtungsabstand von etwa 10 m im rechten Winkel zur Fassadenfläche. Vereinfacht ausgedrückt darf ein Fassadendetail nicht aus der Nähe, sondern muss aus dem Abstand, welcher für den Gesamteindruck der Fläche erforderlich ist, für die Bewertung betrachtet werden. Ähnlich der Betrachtung eines Gemäldes im Museum.

Weitere Kriterien für die Bewertung sind der Sonnenstand, etwaiges Streiflicht und der Umstand, ob die Fassade nass oder trocken ist.

Sind eventuelle Abweichungen nur eine Stunde oder den ganzen Tag sichtbar?

Abweichungen müssen einem neutralen Betrachter ohne besondere Sachkenntnis („ungeübtes Auge“) aus gebrauchsüblichem Abstand und ohne besonderen Hinweis auffallen. Folgende Grundbedingungen sollten hierbei eingehalten werden:

  • Es dürfen keine Hilfsmittel benutzt werden.
  • Die Beurteilung ist bei diffusem Tageslicht und keinesfalls unter Streiflicht oder direktem Sonnenlicht vorzunehmen.
  • Eine Materialtemperatur von 5 bis 25 °C ist bei der Begutachtung ­anzustreben.
  • An den Bildbeispielen oben ist die Wirkung von Streiflicht besonders deutlich zu sehen. Die Fotos zeigen dieselbe Fassade aus demselben Abstand, aber zu unterschiedlichen Tageszeiten und bei unterschiedlicher Sonneneinstrahlung.

    Bewitterungsverhalten

    Ein weiterer Tipp betrifft die Auswahl der Materialoberfläche. Fassadenbekleidungen mit walzblanken Blechen, deren Oberflächen je nach Regeneinfall unterschiedlich bewittern, sollten vermieden werden. Selbstverständlich sind unterschiedlich bewitterte Fassadenoberflächen (beispielsweise an Gaubenbekleidungen) aus handwerklicher Sicht fast immer fachtechnisch richtig ausgeführt. Unterschiedlich bewitterte Oberflächen können dennoch zu unzufriedenen Kunden führen, da diese fast immer ein anderes optisches Erscheinungsbild erwartet haben. In ruhigen und sachlichen, vom Sachverständigen moderierten Beratungsgesprächen kann es zwar gelingen, eine Lösung mit allen Beteiligten zu finden – den entsprechenden Ärger können Fachbetriebe jedoch mit fundierten Beratungen und damit verbundenen Hinweisen auf das Bewitterungsverhalten infrage kommender Metalle im Vorfeld vermeiden. Mein Tipp: Eine gute Beratung vor der Ausführung von Fassadenbekleidungen ist unerlässlich. Sprechen Sie mit dem Auftraggeber! Weisen Sie ihn auf die Auswirkungen hin und zeigen Sie Alternativen auf!

    Mit digitalen Hilfsmitteln kann das gewünschte Erscheinungsbild visualisiert und mit den Beteiligten abgestimmt werden. Hierbei sollten auch die Eigenschaften der Werkstoffe bei der Bewitterung angesprochen werden. Werden die Klempnerarbeiten dann noch termingerecht und handwerklich fachgerecht ausgeführt, führt das Ergebnis letztendlich zu zufriedenen Kunden.

    Bis demnächst und haben Sie eine gute Zeit.

    Ihr Peter Stelzer

    Zwei Bilder einer Fassade, aus demselben Abstand, aber zu unterschiedlichen Tageszeiten betrachtet, verdeutlichen die Wirkung von Streiflicht

    Bild: Stelzer

    Zwei Bilder einer Fassade, aus demselben Abstand, aber zu unterschiedlichen Tageszeiten betrachtet, verdeutlichen die Wirkung von Streiflicht

    Bild: Stelzer

    Bekleidungen mit walzblanken Blechen können je nach Regeneinfall unterschiedlich bewittern

    Bild: Stelzer

    Bekleidungen mit walzblanken Blechen können je nach
    Regeneinfall unterschiedlich bewittern

    Autor

    Peter Stelzer
    ist seit 2003 ö. b. u. v. Sachverständiger für Klempnerarbeiten. Der Flaschner-, Gas- und Wasser-Installateurmeister hat seinen Fachbetrieb, die Flaschnerei Stelzer in Ellwangen, zum 1. Januar 2022 an seinen Nachfolger übergeben. Die Tätigkeit als Sachverständiger führt der Handwerksmeister und Betriebswirt des Handwerks weiterhin mit viel Herzblut und Leidenschaft zum Klempnerberuf aus. Darüber hinaus engagiert er sich im Fachverband SHK-BW als Obmann des technischen Ausschusses Klempner.

    Bild: Stelzer

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