Insgesamt gibt es in Deutschland 14 Millionen Hausbesitzer. Drei Viertel aller Wohnungen liegen in Gebäuden, die vor 1978 gebaut wurden. Zurzeit wird nur ca. 1% dieser Häuser saniert. Aufgrund steigender Energiepreise, staatlicher Förderungsprogramme und allgemein erforderlicher Instandhaltungsarbeiten wird dieser Anteil in naher Zukunft rasant ansteigen. Neben der Energieeinsparung sind weitere Größen für eine ökonomische, aber auch ökologische Investition entscheidend. Bei der Wahl des Fassadensystems sollten dementsprechend auch die zu erwartende Produktlebenszeit und die nötigen Sanierungskosten und -intervalle in die Kostenkalkulation mit einfließen. Ferner sind in der Energieeinsparverordnung (EnEV) entsprechende Zielsetzungen für die Sanierung wie auch im Neubau klar definiert und festgelegt. Weitere Anreize geben KfW-Standards oder sogar Passivhaus-Standards bei höheren staatlichen Förderungen. Fachbetriebe sollten daher diese Entwicklung als Marktchance erkennen und nutzen, beispielsweise indem sie verstärkt vorgehängte, hinterlüftete Fassaden anbieten. Aluminiumfassaden überzeugen nicht nur mit vorbildlicher Funktionalität und einem ansprechenden Erscheinungsbild, sondern auch mit ihrer nahezu nicht zu übertreffenden Wartungsfreiheit.
WDVS oder vorgehängte, hinterlüftete Fassade?
Ein Großteil aktueller Sanierungen wird mit Wärmedämmverbundsystemen ausgeführt. Durch den Einsatz immer dickerer Isolationsschichten erreichen sie die geforderten U-Werte zwar mit Bravour, müssen aber neben der Optimierung von Dämmwerten weitere Anforderungen erfüllen, beispielsweise statische Funktionen. Dabei sind sowohl eine hohe mechanische Widerstandsfähigkeit als auch nachhaltiger Wetter- und Witterungsschutz gefordert. Erschwerend kommt hinzu, dass vom Gebäudeinneren durch die Wand diffundierende Feuchtigkeit mit der Maßgabe, äußere Feuchte wie Regen oder Tau abzuhalten, kollidiert.
Somit sind die Problemfelder deutlich aufgezeigt. Ist ein System stark diffusionsoffen, ist ein Abtrocknen der Fassade an schattigen Stellen oder Problemstellen über Fenstern (Kipplüftung) nicht mehr sichergestellt. Mit der konstanten Feuchtigkeit tritt Schimmel und Algenwachstum vermehrt auf, was neben einer optischen Beeinträchtigung auch technische Folgen haben kann. Dem vermehrten Algen- und Schimmelwachstum wird durch den Auftrag von algizid und fungizid (toxisch) eingestellten Anstrichen entgegengearbeitet.
Die Krux: Dichte Systeme verhindern zwar das Eindringen von Niederschlags- und Tauwasser, sie hemmen jedoch auch das erforderliche Ausdiffundieren der Wandfeuchte nach außen. Zudem kann etwa durch Bauwerksrisse eingedrungenes Wasser nicht ohne Weiteres entweichen, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Anstriche regelmäßig gewartet werden müssen. Was ist zu tun?
Die Antwort kommt vom Klempner
In Fachkreisen wird die vorgehängte, hinterlüftete Fassade favorisiert. Neben der optisch modernen Fassadengestaltung ist die Trennung von Wetterschutz und Isolation und die somit ungehinderte Belüftung der Dämmung das Hauptargument. Das Prefa-Fassadenprogramm bietet entsprechende Lösungen: Pinical setzt als High-End-Produkt Zeichen in der Architektur, Sidings gehören im Wohnungs- wie Gewerbebau schon fast zum Standard und die Verbundplatte Reynobond ist ab sofort auch in Kleinmengen lieferfähig. Diese Produktvielfalt ermöglicht Fachbetrieben eine enorme Bandbreite flexibler Lösungen zur Gestaltung. Und auch die Einhaltung enger Kostenrahmen ist mithilfe dieser Aluminiumprodukte sowie langjähriger Produkt- und Markterfahrung möglich.
Sidings – Montage und Wirtschaftlichkeit
In der Kostenbetrachtung steht die Siding-Fassade ganz vorne. Die Systempalette bietet vom Startprofil über Schnittlochblenden bis zum abschließenden Taschenprofil eine Reihe von fertigen Bauteilen. Somit hat der Handwerker mit den vorgeschlagenen Richtzeiten für die Verlegung Sicherheit in der Kalkulation. Technisch wird das Siding auf einer linearen Unterkonstruktion aus Aluminium oder Holz montiert. Laut Fachregel sind 20mm Hinterlüftung vorgegeben. Bei Großprojekten ist es sinnvoll, sich mit UK-Herstellern einen Verlegeplan und entsprechende Nachweise zu erarbeiten. Kleinere Projekte werden meist mit einer Holz-UK gemäß den Vorgaben und Hinweisen aus den Regelwerken ausgeführt. Nach der Montage von Unterkonstruktion und Dämmung werden die für die Sidings notwendigen Lisenen und Randprofile montiert. Die mit Endkantung gelieferten Sidings werden häufig mit sichtbaren Stoßfugen (T-Stoß oder hinterlegte Fuge) ausgeführt. Häufig werden deshalb die Sidings erst nach der Montage der Lisenen aufgemessen, bestellt und verschnittfrei montiert. Alternativ kann das Siding seitlich in einem Taschenprofil enden, was gerade bei Giebeln, Schrägen oder vorher nicht definierbaren Längen mehr Toleranz und eine flexiblere Fertigung vor Ort zulässt. Ein weiterer Vorteil der Siding-Fassade ist, dass das Material mit sehr wenig Verschnitt und ohne Werkstattzeit direkt vor Ort verbaut wird. Die Sidings sind über 20 Standardfarben, auch in P.10 in den Varianten Glatt, Stucco und Liniert lieferbar.
Fortsetzung folgt
In der BAUMETALL-Ausgabe 5/2011 erfahren Sie, wie großformatige Fassadenplatten vom Klempner eingesetzt werden können. Metallverbundplatten sind perfekt dafür geeignet, moderne und kubische Gebäude mit klaren Kanten und ebenen Flächen zu bekleiden. Neu ist, dass die häufig bei Großprojekten von Metallbauern eingesetzten Systeme mehr und mehr an kleineren Bauteilen wie Hauseingängen, Anbauten oder Dachgauben zum Einsatz kommen und dank der Lieferfähigkeit von Kleinmengen zum Beratungsschwerpunkt des modernen Klempners gehören.
Online-Extra
Das VHF-Prinzip
Eine der bauphysikalischen Hauptaufgaben von Umfassungsbauteilen ist der Tauwasserschutz. Vorgehängte, hinterlüftete Fassaden können den geforderten Tauwasserschutz besonders wirksam gewährleisten, da die Funktionen Witterungsschutz und Wärmedämmung konstruktiv voneinander getrennt sind. Aufgabe der Hinterlüftung ist dabei, durch einen ständigen Luftstrom zwischen dem Hinterlüftungsraum und der Außenluft die Konstruktion trocken zu halten. Anfallender Wasserdampf (Neubaufeuchte, Nutzungsfeuchte) wird ohne Tauwasserbildung nach außen abgeführt.
Als Profi für hochwertige Unterkonstruktionen macht die BWM Dübel und Montagetechnik GmbH in Leinfelden-Echterdingen auf sich aufmerksam. Mit innovativen und konstruktiven Lösungen setzt BWM die Ideen von Planern, Architekten und Fachbetrieben technisch um – auch dann, wenn schadhafte WDVS-Fassaden saniert werden müssen.
Autor
Bruno Rösch
ist Metallbautechniker und als Architektenberater für die Prefa GmbH Aluminiumprodukte in Bergisch Gladbach tätig. Er ist für die Bereiche Projektentwicklung verantwortlich.