Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
3D-Planung im Klempnerhandwerk — Teil 1

Dritte Dimension

Wer sich heute eine neue Küche plant, der plant selbst am PC in 3D. Wem heute ein neues Bad vorschwebt, der will es morgen gleich in 3D dargestellt haben. Im Internet kann man sein Auto in 3D zusammenbasteln – Wohnungsgrundrisse mit virtuellem Rundgang sind im Internet erhältlich, selbst Kinder stellen sich mittlerweile in PC-Spielen aller Art die Wohnungseinrichtung selbst zusammen. Der Klempner liegt hier noch weit zurück, seine fachkundigen Leistungen in der Gebäudehülle mit 3D-Planung zu unterstützen und auch fotorealistisch darstellen zu können. Dieser Beitrag stellt ein Werkzeug dar (BOCAD-Fassade), das in der Robert-Mayer-Schule Stuttgart in der Technikerschule Metallbau und neuerdings in der Meisterschule Klempner eingesetzt wird.

Hauptsache schön?

Gebäudehüllen werden immer komplizierter – hatten früher nur die Kirchen das Geld zum monumentalen Bauen, so findet man heute in manch profanem Industriegebiet sakralbauartige Kleinode von Firmengebäuden mit den hochwertigsten Fassaden in den edelsten Metallen. Auch hier gilt: Der Kunde kauft heute nicht mehr die Katze im Sack – er will sehen, wie es aussieht, bevor es gebaut ist. Wenn hier der Klempner mit Handskizzen auf Karton ankommt, sieht er im Gegensatz zu anderen Gewerken recht antiquarisch aus. Eine 2D-Zeichnung besteht aus Strichen. Sie kann im Vergleich zu einer fotorealistischen Darstellung den Laien kaum überzeugen. Und dabei ist die Erstellung nicht aufwendiger als eine 2D-Konstruktion – im Gegenteil: Sie ist schneller. Tatsache ist eben: Ähnlich wie einst der Übergang vom Zeichenbrett mit Tusche und Transparent hin zu 2D mit AutoCAD oder dergleichen vollzogen wurde, rollt derzeit der 3D-Boom über die Baubranche und 2D erscheint dem 3D-verwöhnten Betrachter heute schon wie gerade der Steinzeit entkommen. Aus der nüchternen Strich-Darstellung einer einfachen 3D-Zeichnung lässt sich dann ohne allzu großen Aufwand ein fotorealistisches Bild erstellen. Aber Schönheit ist nur ein Nebeneffekt – es handelt sich bei der 3D-Konstruktion um ein hervorragendes Planungsinstrument auch für den Klempner.

Die Unterschiede in der ­Arbeitsweise 2D und 3D

  • Von Hand oder in 2D-Programmen wird mit tausenden von Einzellinien gearbeitet, in 3D werden ganze Bauteile wie Profile, Rinnen, Kassetten, Paneele, Fensterlaibungen, Verwahrungen per Mausklick eingefügt, kopiert und verschoben, ausgemittelt und positioniert.
  • In 2D werden aus selbsterstellten Ansichten und Schnitten die nötigen Maße abgegriffen und in Listen eingetragen, in 3D werden ganze Baugruppen mit allein nötigen Einfassungen im Raum verlegt, Bemaßen ist Sache des Programms.
  • In 2D erfolgt die Auswertung der Pläne von Hand: Detailzeichnungen, Stücklisten, Verlegepläne, Packetierungspläne, Positionsnummern werden von Hand zusammengetragen und konstruiert. 3D macht die Auswertung automatisch.
  • Bei 2D liegt die Fehlerhaftigkeit beim Planer, Änderungen sind aufwendig, eine Änderung des 3D-Modells bewirkt die Aktualisierung des kompletten Plansatzes per Mausklick.
  • 2D-Konstruktion erfordert höchste Konzentration und immenses Fachwissen. Kann sich der Verantwortliche zunächst bei einem digitalen Rundgang von der Richtigkeit überzeugen, stimmen die Pläne dann auch vor Ort.

Ausführungsbeispiel einer ­nichtselbsttragenden Fassade

Immer mehr Klempner werden von ihren Firmen auf die Technikerschule Metallbau geschickt – die Gründe liegen auf der Hand.

  • 3D-Konstruktion für das technische Büro
  • Planvorlageberechtigung Fassadenstatik
  • Voller PC-Einsatz im Bereich Auftragsabwicklung, Projektkalkulation, Betriebsführung, außerdem Englisch für internationale Projekte

Denn dafür braucht man Kenntnisse, die weit über das hinausgehen, was man in einer üblichen Klempnerausbildung lernt. Es wäre also gut, neue Ausbildungsformen zu entwickeln. Der für 2013 geplante Start des FH-Studiengangs Klempnertechnik/Gebäudehülle könnte zur Vermittlung dieser Inhalte beitragen. Ein Beispiel für die praktische Umsetzung solchen Technikerwissens ist eine nichtselbsttragende Fassade, die vom Klempnerfachbetrieb Lummel ausgeführt wurde (siehe Bilder).

Zwischenstand

Klempner setzen zunehmend und gezielt 3D-Konstruktionssysteme ein. Die Fortsetzung dieses Beitrages in BAUMETALL-Ausgabe 5/2012 beschreibt daher unterschiedliche 3D-Arbeitsweisen und informiert über deren Vor- und Nachteile für die praktische Awendung.

AUTOR: Hans-Peter Rösch

Autor

Hans-Peter Rösch unterrichtet in der Fachschule für Metallbautechnik (Staatlich geprüfte Metallbau-Techniker) und in der Meisterschule für Klempnertechnik an der Robert-Mayer-Schule Stuttgart die Fächer Statik, Stahlbau, Fassadenbau und 3D-Konstruktion. Manche Bereiche überlappen sich und bereichern sich in diesen beiden Gewerken, insbesondere wenn Klempnerbetriebe in den Fassadenbau vordringen.

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ BM E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Themenhefte
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen

Tags