Moderne CAD-Programme werden zunehmend auch von Klempnerfachbetrieben eingesetzt. Bei der Fassadenplanung beginnt die Handhabung mit dem Anlegen eines Gebäuderasters. Basis jeder 3D-Zeichnung sind die Raumnetzpunkte des Gebäudes, um welche die Fassade geplant werden soll. Diese können entweder von der 3D-Zeichnung des Architekten importiert oder recht schnell direkt eingegeben werden.
Je nach Größe des Objektes kann man sich verschiedene Arbeitsfenster auf den Bildschirm legen und so in mehreren Ansichten oder Schnitten arbeiten. Veränderungen in einer Ansicht werden sofort auf die anderen Ansichten übernommen. Viele Konstrukteure arbeiten sogar zeitgleich auf mehreren speziell eingerichteten Bildschirmen.
Fassadenflächen auswählen und die Stoßpunkte festlegen
Gut hundert Fassadensysteme namhafter Hersteller sind aktuell erhältlich/kompatibel und können aus der Datenbank als zusammenhängende Baugruppe mit Breitenversatz, Tiefenversatz, horizontal und vertikal, von unten und oben beginnend verlegt werden. Dabei kann angewählt werden, ob die Profile symmetrisch angelegt werden oder welche Restbaubreiten seitlich entstehen. Auch die Anordnung der Stoßfugen wird festgelegt. Die aus zusammenhängenden Elementen bestehende Baugruppe lässt sich verschieben, schräg schneiden oder verdrehen. Will man nun einzelne Elemente verändern, ist die Fassadenfläche sogar trennbar. Die Fassadenfläche kann nun als Ganzes auf der 2D-Fläche verschoben, verlängert oder schräg geschnitten werden. Sie kann auch direkt in 3D variiert werden, dies erfordert jedoch einige Erfahrung im Umgang mit den Raumachsen.
Fenster, Türen und andere Durchbrüche
Nun werden in der Gebäudehülle die Durchbrüche erzeugt und Fenster, Türen oder Aussparungen über Festpunkte eingesetzt. Jedes Fassadenelement, das angeschnitten wird, wird vom Programm separat abgelegt und kann dann bei der Auswertung mit entsprechenden Zuschnittdaten ausgedruckt werden. Um jede Aussparung werden nun entweder fertige Elemente der namhaften Profilhersteller generiert oder eigene Kantteile über Punkte konstruiert. Dies erfordert natürlich eine gewisse Programm-Fertigkeit. Besser ist es, passende Formteile selbst über Punkte zu generieren. Dazu werden zunächst die Punkte konstruiert, durch welche das Kantteil geführt werden soll. Danach kann die Länge, Dicke und Oberfläche des Bleches festgelegt werden. Das Profil kann auch katalogisiert werden und steht somit für andere Ecken oder auch andere Baustellen zur Verfügung. Für immer wiederkehrende Fassadenarten kann auf diese Weise ein firmeneigener Katalog erstellt werden, der schnelleres Konstruieren ermöglicht.
Positionierung der Bauteile
Nach der Konstruktion folgt das Positionieren. Jedes Bauteil erhält vollautomatisch eine Positionsnummer und wird entsprechend katalogisiert. Eine Gleichteileerkennung ordnet übereinstimmende Bauteile und erstellt Materialauszüge. Anschließend werden die wesentlichen 2D-Ansichten für den Ausdruck generiert – bei nachträglichen Änderungen sind diese in alle 2D-Pläne gleich eingearbeitet. Je nach Anlage in verschiedene Teilsysteme erhält man die Stückliste gewerkegetrennt – etwa in die Bereiche Stahlbauartikel oder Fassadenartikel.
Zusammenfassung und Fazit
Der Einstieg in die 3D-Fassaden-Planung erfordert beachtlichen Zeitaufwand. Wer nur ab und zu eine Fassade plant, wird diesen Aufwand scheuen. Vorteilhaft ist es daher, einen firmeneigenen Planer zu beschäftigen. Dies kann zum Beispiel ein Metallbautechniker, Fachingenieur oder Technischer Zeichner sein, der sich in die Materie einarbeitet. 3D einfach nebenbei zu erlernen ist eher schwer, da die Programme sehr komplex sind. Wer sich jedoch intensiver damit beschäftigt, kann in Kürze fehlerfreie Pläne sowie ebensolche Stücklisten erstellen – die Monteure auf der Baustelle werden mit Sicherheit begeistert sein!
Online-extra
Detaillierte Informationen
Ergänzend zur dreiteiligen Fachbeitragsreihe „Dritte Dimension“ bietet das Online-Extra zahlreiche Abbildungen und ergänzende Bildschirmdarstellungen aus dem 3D-Programm BOCAD. Stücklisten sind darunter ebenfalls zu finden wie Darstellungen von Profildatenbanken uvm. https://www.baumetall.de/baumetall-live/extras
Autor
Hans-Peter Rösch unterrichtet in der Fachschule für Metallbautechnik (Staatlich geprüfte Metallbau-Techniker) und in der Meisterschule für Klempnertechnik an der Robert-Mayer-Schule Stuttgart die Fächer Statik, Stahlbau, Fassadenbau und 3D-Konstruktion.