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Metalldach auf Abwegen

Im März 2015 sorgte das Orkantief Niklas für schwere Schäden an der Aluminium-Profiltafeldach-Eindeckung des Feuerwehrgerätehauses Loevelingloh in Münster, das mit einer Notabdichtung erstversorgt werden musste. Als der Sturm das Dach des Gerätehauses aufgerissen hatte, eilte Klempnermeister Gerald Plenter sofort zum Unglücksort in Münster Amelsbüren (NRW). Die Feuerwehr sicherte bereits mit schwerem Gerät die Bauteile. Während der Besichtigung am 31. März regnete es weiter und Wasser tropfte ins Gebäude. Innerhalb kürzester Zeit musste der Geschäftsführer des Fachbetriebs Hubert Plenter GmbH eine Behelfslösung entwickeln. Um weitere Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden, dichteten die Klempner die Eindeckung provisorisch ab.

Einsatz am eigenen Haus

Extreme Windböen hatten das Profiltafeldach aus der Verankerung gezerrt, hochgeweht und über die restliche Dachhälfte geklappt. Die Sicherung mit Spanngurten und Seilen durch die Feuerwehr verhinderte schlimmere Schäden, war jedoch nicht regendicht. Das Desaster hatte verheerende Ausmaße angenommen: Die völlig verbogenen Profiltafeln aus Aluminium und die gebrochenen Tragleisten ließen sich kaum wiederverwenden. Zudem waren Dämmfasern weit über die Landschaft geweht. „Wir bauten in einer Notmaßnahme innerhalb von 3 Tagen die beschädigte Fläche samt Unterkonstruktion und Wärmedämmung zurück,“ beschreibt der Klempnermeister die Rettung. „Wir arbeiteten mit acht Leuten auf dem Gebäude.“ Das Team trennte die Tafeln von der unbeschädigten Dachhälfte und sammelte die Dämmung ein. „Ohne eine Sicherung durch die Feuerwehr wären uns die Profile, die unter Spannung standen, beim Abtrennen entgegengeflogen“, so der Geschäftsführer. „Wir brachten eine Notabdichtung aus Kanthölzern, OSB-Platten und einer Delta-Maxx-Unterdeckbahn auf.“ Bis zum 2. April installierte der Fachbetrieb die Holzkonstruktion und befestigte die Grobspanplatten, auf der die winddichte Energiesparmembran vom Hersteller Dörken verlegt wurde.

Diese wasserdicht beschichtete Unterdeckbahn musste in der Folgezeit der direkten Witterung widerstehen und trug daher eine hohe Verantwortung.

Neue Stahleindeckung

Die Sanierung erfolgte nicht sofort im Anschluss, sondern wurde ausgeschrieben, da das Feuerwehrgebäude der Stadt gehört. Der Bauherr wünschte sich die Demontage der gesamten Profiltafeldeckung inklusive der unbeschädigten Bereiche. Ein neues Dach sollte das alte ersetzen. Nachdem der Meisterbetrieb Hubert Plenter GmbH die Ausschreibung für sich entschieden hatte, baute ein Zimmererbetrieb die Notabdichtung und das Profiltafeldach zurück, bevor eine neue Unterkonstruktion montiert wurde. „Unser Team aus vier Mitarbeitern verlegte 0,6 mm starke Stahlschare auf der 295 m² großen Fläche“, erklärt der Unternehmer. „Das Material Prelaq PLX, dessen neuer Produktname Green Coat PLX BT lautet, stammt vom schwedischen Hersteller SSAB – Svenskt Stål Aktiebolag.“ Das Material Stahl wurde aufgrund seiner geringen Längenausdehnung ausgewählt. Der Bauherr gab die Eindeckung auf dem 15° geneigten Pultdach sehr genau vor: Die 16 m langen Schare im Farbton Dark Silver waren ungekürzt vom First bis zur Traufe in Doppelstehfalztechnik zu verlegen. Der Fachbetrieb profilierte die Bahnen vom 670-mm-Band auf einer Profiliermaschine von Schlebach vor. Die Deckbreite betrug 595 mm, während das Achsmaß 600 mm erreichte. Winkelfesthafte und -langschiebehafte aus Edelstahl dienten zur Befestigung der Schare. In die Falze wurden Dichtbänder eingelegt.

Zeitlose Klempnertechnik

Die Unterkonstruktion der Stahlbedachung besteht aus 22 mm starken Grobspanplatten, auf denen die Klempner die Unterdeckbahnen Delta Vent N und Delta Vent S von Dörken verlegten. Ein Kran hob die Stahlprofile Mitte Dezember aufs Gebäude. Rund um die Eindeckung waren eine Fülle zuvor festgelegter Details zu installieren, darunter Profile für den First und den Ortgang sowie ein umlaufender Gesimsabschluss. Ein funktionelles Entwässerungssystem aus Titanzink sorgt dafür, dass die Niederschläge abfließen: Der Fachbetrieb befestigte halbrunde Rinnen an der Traufe, die sich ca. 3 m über dem Gelände befindet. Die Rinnenhalter sind im Abstand von ca. 70 cm in die Holzschalung eingelassen und wurden mit Edelstahlnägeln fixiert. Kreisrunde Fallrohre leiten das Regenwasser zum Boden hinab.

Am 8,20 m hohen First, am höchsten Punkt des Gebäudes, installierten die Klempner mehrere Fangeinrichtungen für den Blitzschutz. Ein Ableitungssystem, das an den Stehfalzen montiert wurde, lenkt den Blitzstrom bis zu den Regenrinnen und von dort aus in den Boden hinab. Die Klempner montierten an der Traufe ein Schneefangsystem aus Aluminium, das von Tragprofilen auf den Falzen gehalten wird. „Die Halterung für die Satellitenschüssel montierten wir mit Klemmen von RoofTech“, erklärt der Geschäftsführer. So mussten die Schare nur ein Mal für die Kabelführung durchtrennt, aufgebördelt und mit einer Abdichthülse verlötet werden. Eine zusätzliche Blitzfangeinrichtung schirmt den TV-Empfang vor Überspannungsschäden ab. Im Zuge der Neueindeckung verzichtete der Bauherr auf die Solarthermie, die zuvor auf dem Profiltafeldach installiert war.

Winterarbeit unvermeidlich

Die Sanierung begann im Dezember, weil die Planung und Ausschreibung einige Zeit dauerten. Der Sturm, der zu den 5 schwersten des Jahrzehnts gehört, hatte in Münster weitere öffentliche Gebäude beschädigt, sodass die Stadt zunächst die Finanzierung für die Reparaturen sicherstellte. Gleichzeitig war Eile geboten, um die Notabdichtung nicht allzu lang zu strapazieren. Mitte Oktober führte die Stadt eine beschränkte Ausschreibung durch, um das Verfahren zu straffen. Der ehrgeizige Zeitplan, die Sanierung vor Weihnachten zu beenden, ließ sich kaum halten. Anfang 2016 komplettierte der 1932 gegründete Familienbetrieb, der heute in 3. Generation geführt wird, die Stahleindeckung.

Fazit

Winkelstehfalzprofile aus Stahlblech sind einfach zu profilieren. Stehfalzschare aus Stahlblech weisen eine hohe Steifigkeit auf, die sowohl beim Transport als auch bei der Montage vorteilhaft ist. Unbeabsichtigte Verformungen und damit verbundene Spannungen im Material werden wirkungsvoll vermieden. Außerdem überzeugt der Werkstoff Stahl mit einem relativ geringen Längenausdehnungskoeffizienten – gerade bei langen Bauteilen ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

www.plenter.ms

www.schnoklake-betz.de

www.ssab.de

Bautafel

Projekt:Dachsanierung am Feuerwehrgerätehaus Loevelingloh nach Sturmschaden

Ort:Münster Amelsbüren, NRW

Bauherr:Stadt Münster, Amt für Immobilienmanagement

Architektur:Schnoklake Betz Architekten BDA, Münster

Material:295 m² Prelaq PLX (Green Coat PLX BT), Farbbeschichteter Stahl, 0,6 mm des Herstellers Svenskt Stål Aktiebolag (SSAB). Farbton: Dark Silver

Fachbetrieb:Hubert Plenter GmbH, Münster

Fotos:Fachbetrieb Hubert Plenter GmbH

Autor

Henry Rasch

ist Inhaber von „Illustrierte Welten & Informationen“ in Berlin.

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