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Haute Couture aus Metallgewebe

Im Südwesten Frankreichs, 80 km nordöstlich von Toulouse liegt Albi, wegen ihrer charakteristischen Backsteinbauten auch die rote Stadt genannt. Die malerische Altstadt mit der berühmten Kathedrale Sainte-Cécile ist jetzt um eine Attraktion reicher: Als Teil einer umfangreichen Stadterneuerung baute der französische Stararchitekt Dominique Perrault am Rande des historischen Stadtzentrums das Grand Théâtre des Cordeliers. Außer einem Theater mit 900 Sitzplätzen und einer sogenannten Experimentierhalle mit weiteren 250 Plätzen beherbergt das Ensemble auf insgesamt 30 000 m² Brutto-Grundfläche Kinos, Tiefgaragen, Gastronomie-, Verwaltungs- und Kongressräume. Dominierendes Element dieser Anlage ist das Grand Théâtre, dessen dreidimensionale Hülle aus goldfarben eloxiertem Aluminiumgewebe zum neuen Wahrzeichen der pittoresken Stadt wurde. Tagsüber umschlingt die semitransparente goldene Haut wie ein vom Wind aufgeblähtes Sonnensegel den kompakten, schnörkellosen Bau. Nachts verleiht sie dem von innen beleuchteten Gebäude einen mystischen Auftritt. Möglich wurde die spektakuläre Konstruktion der gewebten Membran durch eine Spezialentwicklung des Spiralgewebes Escale von der weltweit führenden technischen Weberei, GKD – Gebr. Kufferath AG.

Für Genießer ist die in der Region Midi-Pyrénées gelegene Kleinstadt Albi mit ihrem reichhaltigen geschichtlichen und kulturellen Erbe ein echter Geheimtipp. 2010 nahm die UNESCO das Bischofsviertel im Herzen des historischen Stadtzentrums mit der festungsartigen Kathedrale Sainte-Cécile, dem Bischofspalast und der Kirche Saint-Salvi in die Liste des Weltkulturerbes auf. Kunstfreunde kommen beim Besuch der Ausstellung des berühmtesten Sohns der Stadt, dem Maler Henri de Toulouse-Lautrec, auf ihre Kosten, denn fast ein Drittel seines Lebenswerks ist hier zu sehen. Kulinarisch lockt die nur rund 50 000 Einwohner zählende Stadt mit dem Genuss von edlem Käse, schwarzen Trüffeln und exquisitem Wein.

Sinnesgenuss aus Aluminium

Jetzt bereichert im Quartier des Cordeliers am Ende der Avenue Charles de Gaulle das Grand Théâtre die Stadt mit einem weiteren Sinnesgenuss. Nach dem Entwurf von Dominique Perrault entstand ein vernetztes Kultur- und Kongresszentrum, das einen Teil der neuen Stadt mit ihrem historischen Kern verbindet. Schon von den sanften Höhenzügen um Albi herum ist die gewebte Haut des Grand Théâtre, die die regionaltypische rote Backstein-Architektur im Sonnenlicht golden überstrahlt, weithin sichtbar. Aus der Nähe betrachtet, fügt sich die schlichte Geometrie des Baukörpers mit seiner schimmernden Hülle organisch in die fast unmittelbar angrenzende vorhandene Bebauung ein. Zum Theaterplatz hin öffnet eine goldene Glasfassade in raffinierter Rasterkonstruktion das Gebäude. Im Inneren sorgt das rotgoldgetönte Sonnenschutzglas im Zusammenspiel mit den für die Region ebenfalls charakteristischen gelben Ziegeln für eine warme Lichtstimmung. Auf 7800 m² entstanden im Untergeschoss acht Kinosäle sowie auf weiteren 12 800 m² eine Tiefgarage. Von der lichtdurchfluteten, ebenerdigen Eingangshalle führen zwei markant geschwungene Treppenaufgänge zu Theaterrängen, Probebühne und Verwaltung in den oberen Stockwerken. Ein Dachgartenrestaurant mit hängendem Garten legt dem Besucher die Stadt Albi mit ihrer malerischen Landschaft in der Umgebung zu Füßen.

Seinen unverwechselbaren Charakter erhält das Grand Théâtre jedoch durch die gebäudeumspannende, goldfarbene Hülle aus semitransparentem Aluminiumgeflecht. Dessen konkave Formgebung nimmt dem orthogonalen Baukörper seine puristische Strenge und verleiht ihm optische Leichtigkeit, die nach den Worten Perraults eine geradezu poetische Wirkung im Wechselspiel mit der Sonne entfaltet. Auf der Längsseite zum Theaterplatz erinnert die bogenförmig verkürzte Gebäudehülle an einen geöffneten Bühnenvorhang.

Architektonische Vision

Der spektakuläre Entwurf Perraults stellte die GKD – Gebr. Kufferath AG vor mehrere nahezu unlösbar scheinende Aufgaben. In der fast 20-jährigen Partnerschaft mit dem für seine anspruchsvollen Entwürfe weltberühmten Architekten verstand es das Unternehmen stets, seinen architektonischen Visionen durch innovative Lösungen Gestalt zu geben. Als Antwort auf die von Perrault für das Theater in Albi präzise vorgegebenen gegenläufigen Krümmungen und unterschiedlichen Höhen der Gewebehülle entwickelte GKD deshalb eine Sonderanfertigung des Spiralgewebes vom Typ Escale mit einer Teilung von 150 × 20 mm. Dabei bedeutete die Fertigung und Montage jeder Spirale in individueller Länge bei insgesamt 4835 Spiralen eine produktionstechnische Meisterleistung. Aus insgesamt 36 Paneelen à 10,50 × 7,30 m – keine davon mit einem rechten Winkel – formte GKD den 4800 m² großen, dreidimensional gekrümmten Schleier. Auch der Goldton des eloxierten Aluminiumgewebes wurde nach dezidierter Architektenvorgabe speziell an die Farbigkeit der Steinfassaden in der historischen Altstadt von Albi angepasst. Eine weitere Herausforderung an GKD war die bogenförmige und zugleich konkave Kantengestaltung der gewebten Hülle. Mit zusätzlichen seitlichen Abspannungen wurden hierfür die angeschrägten Längsseiten und Unterkanten an der Unterkonstruktion fixiert. Für diese Spezialbefestigung wurden eigens besondere Edelstahlseile in das Gewebe eingezogen.

Funktionalität meisterhaft inszeniert

Die für Perrault typische optische Auflösung kompakter Baukörper durch einen gewebten Schleier mit Metallgewebe verbindet und trennt zugleich auch bei dem Grand Théâtre in Albi subtil Innen und Außen. Mit ihrer Reflexion von Licht, Sonne und Bewegungen tritt die wie ein ausgestelltes Kleid geschnittene Hülle in einen fortwährenden Dialog mit der gewachsenen Umgebung. Neben der außergewöhnlichen Optik der metallischen Haut waren für Perrault wie bei allen seinen Bauten, für die er die Möglichkeiten von GKD-Metallgewebe immer wieder neu interpretiert, ihre funktionalen Eigenschaften ausschlaggebende Entscheidungsfaktoren. So filtert die semitransparente, gebäudeumspannende Verkleidung effizient den solaren Eintrag und übernimmt dadurch eine klimaregulierende Funktion. Dennoch gewährt das Gewebe dank der offenen Fläche von 37 % eine hohe Tageslichtausbeute. Außerdem dient die Konstruktion im oftmals rauen Klima der Midi-Pyrénées als wirksamer Schutz vor Regen und Wind.

Wie schon bei seinem ersten Großprojekt mit Metallgewebe von GKD, der Bibliothèque Nationale de France in Paris Anfang der 1990er-Jahre, setzt Perrault auch im Inneren des Grand Théâtre auf die Ausdruckskraft der gewebten Textur. 375 m² Escale 5×1 aus in hellem Goldton eloxierten Aluminiumbändern greifen die dort an Boden, Wand und Decke dominierende Farbigkeit der regionaltypischen Ziegel auf. Insgesamt 16 Paneele à 6 x 4 m spielen als warm schimmernde Haut mit dem einfallenden Licht. Mit dem Entwurf des Grand Théâtre des Cordeliers hat Perrault einmal mehr seine Philosophie der engen Verflechtung seiner Architektur mit der Umgebung manifestiert. Die textile Hülle des Theaters ist für ihn die Metapher einer kreativen Inszenierung mit maßgeschneiderter Robe und damit in des Wortes Sinne Haute Couture für das Grand Théâtre des Cordeliers.

GKD – GEBR. KUFFERATH AG

Die inhabergeführte technische Weberei GKD – Gebr. Kufferath AG ist Weltmarktführer für gewebte Lösungen aus Metall und Kunststoff. Unter dem Dach der GKD – World Wide Weave bündelt das Unternehmen vier eigenständige Geschäftsbereiche: Solid Weave (Industriegewebe), Weave in Motion (Prozessbandgewebe), Creative Weave (Architekturgewebe) und Compact Filtration (kompakte Filteranlagen). Mit sieben Werken – dem Stammsitz in Deutschland, die übrigen in den USA, Großbritannien, Südafrika, China, Indien und Chile – sowie Niederlassungen in Frankreich, Spanien, Dubai, Katar und weltweiten Vertretungen ist GKD überall auf dem Globus marktnah vertreten.

GKD – Gebr. Kufferath AG

Metallweberstraße 46

D-52353 Düren

www.gkd.de

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