Bereits von weitem erscheint die 930 m² große, anthrazitfarbene Titanzinkfassade angenehm „anders“ und modern. Das Gebäude erweckt die Neugierde des Betrachters, die Formensprache des exklusiven Bürogebäudes ist zeitlos elegant, die Konzeption absolut stimmig. Prominente Nachbarschaft (die Porsche-Konzernzentrale) unterstreicht den Stellenwert des an den Toren des baden-württembergischen Bietigheim gelegenen Referenzgebäudes. Unmissverständlich vermittelt die Symbolik der Gebäudekomponenten: „Hier gibt es etwas Besonderes!“ Und tatsächlich, beim Näherkommen offenbart der im Erdgeschoss untergebrachte Showroom Innenraumkonzepte der besonderen Art.
Die bewusst grob gehaltene, sichtbare Stahlbetonstruktur des Baukörpers steht im Kontrast zu den detaillierten und hochwertigen Ausbauleistungen des Gebäudenutzers. Waagerecht verlaufende Großrauten aus Titanzink der Marke VM-Zinc umhüllen den kubischen Baukörper und tragen wesentlich zum Gesamtkonzept bei. Zur Abstimmung der Details arbeiteten Architekt Uwe Hermann, Klempnermeister Horst Kunkel (Anwendungstechniker bei der Umicore Bausysteme GmbH) sowie Klempnermeister Markus Willig vom gleichnamigen ausführenden Klempnerfachbetrieb aus Sachsenheim eng zusammen.
Für den beauftragten Klempnerfachbetrieb, Martin Willig e.K., stellte die Ausführung der Fassadenarbeiten eine besondere Herausforderung dar. Zum Auftragsumfang gehörten neben der umfangreichen VM-Anthra-Zinc-Fassade auch die entsprechende Holzunterkonstruktion, bestehend aus Kunstruktionshölzern, Konter- und Querlattungen sowie der aus Mineralfaserplatten bestehenden Fassaden-Wärmedämmung. Aufgrund des knapp bemessenen Ausführungszeitraumes entschied sich Markus Willig jedoch dazu, diese Leistungen fremd zu vergeben.
Solide Grundlage und durchdachter Fassadenfußpunkt
Unmittelbar nachdem die Unterkonstruktion erstellt war, ermittelten die Spezialisten der Willig e.K. die zur Fertigung nötigen Maße. Das Aufmaß gestaltete sich jedoch diffizil und unangenehm. Bei Eiseskälte waren die Klempner aus Sachsenheim stundenlang damit beschäftigt, die Montageebenen mit der Laserwasserwaage zu markieren sowie die Maße der Sonder- und Passrauten aufzunehmen. Mit etwa 50 % war deren Anteil unerwartet hoch. Nötig wurden die Passrauten an den Anschlüssen sowie aufgrund enormer Rohbautoleranzen.
Die nach dem Flatlock-System von VM Zinc in der Werkstatt des Klempnerfachbetriebes gekanteten, Anthra-Zinc-Fassadenelemente sind 0,8 mm stark. Zur Fertigung der Großrauten kam ausschließlich werkseitig foliertes Material zum Einsatz. Zusätzlich gewährleistet ein transparenter organischer Schutzfilm entsprechenden Oberflächenschutz während Transport, Montage und Bauzeit. Besonders intelligent ist der Fassadenfußpunkt gestaltet. Verdeckt angeordnete Hinterlüftungsöffnungen sind selbst bei genauerem Hinsehen nicht erkennbar (Skizze). Zudem gewährleistet die gewählte senkrechte Position der Zuluftöffnung, dass noch Jahre später der Lüftungsquerschnitt vorhanden sein wird. Bei dieser Konstruktion kann selbst hinter der Fassade anfallender Staub die Lüftungsgitter nicht zusetzen.
Nach der Montage des Fußpunktprofils und der entsprechenden Lüftungsgitter begannen die eigentlichen Klempner-arbeiten an der Fassade. Die Montage erfolgte von unten nach oben. Es fällt auf, dass auf unschöne Fassadendurchdringungen für Gerüstanker verzichtet wurde. Aus diesem Grund musste das Gerüst während der Fassadenarbeiten aufwendig abgestützt und verstrebt werden. Die Großrauten wurden mittels Einhanghafte befestigt, was die entsprechende, thermisch bedingte Längenänderung der Fassadenelemente problemlos ermöglicht.
Die matte Haut sieht glänzend aus
Während der dreimonatigen Klempnerarbeiten montierten durchschnittlich vier Willig-Monteure Fassadenelemente, Attikaprofile und Fensteranschlüsse. Nach dem Abziehen der Schutzfolie zeigt sich die durch spezielle Vorbewitterung entstehende anthrazitfarbene Titanzink-Oberfläche als homogene Fläche. Neben der Farbgebung wirkt die satinierte Anthra-Zinc-Oberfläche der Fassade auch durch das Spiel mit Licht und Schatten. Je nach Betrachtungswinkel und Lichtsituation sind die Fassadenstöße deutlich sichtbar oder scheinen sogar ganz zu verschwinden. Ähnlich verhält es sich mit der Planlage der Großrauten, welche bei Streiflicht den Eindruck einer dünnen Metallhaut vermitteln, bei anderen Lichtsituationen hingegen wie ein massiver Metall-Panzer wirken.
Nicht nur die ganz besonderen Eigenschaften der eleganten Titanzinkfassade erfreuen die Besitzer täglich aufs Neue. Das seit März 2008 bezogene Gebäude kann auch mit inneren Werten überzeugen. So wird beispielsweise zur Beheizung und Kühlung ausschließlich Erdwärme eingesetzt.
Bautafel
Architektur: Hermann GmbH, Bietigheim-Bissingen
Klempnerfachbetrieb: Martin Willig e.K., Sachsenheim
Material: VM Zinc, Anthra-Zinc 0,8 mm