Das in 30 m Höhe schwebende Turmkreuz, der markante Glockenstuhl und das beeindruckende Kuppeldach sind deutliche Zeichen: Der von den Münchner Architekten Ricco Johanson und Hansjürg Zeitler († 2005) entworfene Kirchenneubau ist ein besonders gelungener architektonischer Wurf. Das zeichenhafte Gebäude gewinnt durch seinen eigenständigen Charakter – konstruktive Aspekte und technische Aspekte des Gotteshauses überzeugen. Der Solitär hebt sich klar von der umliegenden viergeschossigen Wohnbebauung ab. Die mit zinkbeschichtetem Aluminium bekleidete Gebäudehülle sowie die braunen Holzfenster- und Türelemente erzeugen schlichte Eleganz. Um den sakralen Kirchenraum, der gut 100 Personen Platz bietet, gruppieren sich weitere Funktionsräume, die von der Gemeinde für unterschiedliche Zwecke genutzt werden können. Ein mobiles Trennwandsystem lässt sich mit wenigen Handgriffen öffnen, wodurch der Kirchenraum und der Gemeindesaal zu einem großzügigen Saal verschmelzen.
Trickreiche Holzkonstruktion
Außenwände und Dächer bestehen aus kreisförmig gebogenen, von der Finnforest Deutschland GmbH in Aichtal gefertigten, Brettsperrholzschalen. Eine besondere Herausforderung war es, die einzelnen und bis zu 4 x 10 m messenden Elemente an die komplexe Gebäudegeometrie anzupassen. Flach geneigte, gebogene Dachschalen und aufwendig geformte Brettschichtholzträger verschmelzen hier zu einer eigenwilligen Holzkonstruktion, welche alle statischen Lasten gleichmäßig abzutragen vermag.
Das als aussteifende Scheibe ausgebildete Kuppeldach wird an den Gratlinien von vier runden Stützen durchstoßen. Diese bilden die Grundform des eigenwilligen Glockenturmes. Um eine thermische Entkopplung zu garantieren, bestehen die Stützen im Gebäudeinneren aus Brettschichtholz und außerhalb der Gratlinien aus Stahl. Über der Dachkuppel befindet sich der als Lamellenkonstruktion angeordnete Glockenstuhl, der scheinbar frei schwebend zwischen den vier Stahlstützen ruht.
Zinkbeschichteter Maßanzug
Dach und Fassade bestehen aus falzbarem Aluminium der Marke Falzinc, ein Aluminiumwerkstoff, dessen Oberfläche mit einer vorbewitterten Zinkauflage versehen ist. Die maßgeschneiderte Metallhülle ist im Doppelstehfalzsystem ausgebildet, Ausgangsbreite der mattgrauen und 0,7 mm starken Bänder ist 670 mm, die Standarddeckbreite beträgt somit 590 mm.
Dank der individuellen Vorfertigung und der professionellen Montage durch den Klempnerfachbetrieb Brunner GmbH aus Buttenwiesen schmiegen sich die Falzinc-Elemente formschön an den geschwungenen Baukörper an. Während die Scharen auf Dach- und Dachkuppelflächen deutlich gebogen sind, besteht die Fassadenhülle aus senkrecht verlaufenden Scharen mit kaum merklicher Wölbung. Die Aluminiumfassade profitiert dabei deutlich von den auf das Fensterrastermaß abgestimmten Deckmaßen – entsprechende Pass- und Sonderbahnen ermöglichen die flexible Schareinteilung. Der in enger Zusammenarbeit zwischen Klempnerfachbetrieb und Architekt entstandene Aluminium-Maßanzug verleiht dem Kirchenneubau einen unverwechselbaren und homogenen Charakter.
Auch die Lamellen des Glockenstuhles und das über dem Glockenturm liegende Stehfalzdach bestehen aus Falzinc. Die ebenfalls aus Brettschichthölzern hergestellten und metallbespannten Lamellen erinnern an zahlreiche übereinander angeordnete Fenstersimsprofile. Das darüberliegende Zeltdach weist absolut exakte Grat- und Stehfalze auf. Besonderes Augenmerk liegt jedoch auf den Anschlusspunkten des Daches an die vier Stahlstützen. In perfekter Klempnertechnik ausgebildete Passscharen schmiegen sich formschön und regensicher an die Stahlrohrkonstruktion an – entsprechend rundgebördelte Aufkantungen leiten anfallendes Niederschlagswasser sicher ab.
Fazit
Wieder einmal wird deutlich, wie wichtig eine solide Planung und eine technisch perfekte Ausführung sind. Vor allem, wenn es darum geht, eine architektonische Idee in eine technisch perfekte Leistung umzusetzen, sind alle Beteiligten gefordert. Der Kirchenneubau in Burgweinting profitiert dabei in doppelter Beziehung. Die metallische Hülle schützt das Gebäude vor allen Witterungseinflüssen und verleiht ihm zugleich ein unverwechselbares Äußeres.
INFO
Dachaufbau
Die aus rundgebogenen Brettsperrholzplatten errichtete Tragschale bildet eine optimale Montageebene für folgenden unbelüfteten Dachaufbau:
- rundgebogene Brettsperrholzplatten
- aufgeklebte Dampfsperre
- Holzdistanzkonstruktion und mineralische Wärmedämmung
- 24 mm Rauspundschalung
- diffusionsoffene Trennlage
- Doppelstehfalz-Eindeckung aus falzbarem Aluminium (Kalzip Falzinc)
INFO
Das Material
Falzbares Aluminium mit Zinkoberfläche nutzt die Symbiose zweier bewährter Werkstoffe: Aluminium und Zink. Nach einem patentierten Verfahren wird auf dem Aluminiumkern eine vorbewitterte Zinkoberfläche aufgebracht. Das Ergebnis ist ein Produkt, das die edle Optik von vorbewittertem Zink auf ideale Weise mit den Vorteilen von Aluminium vereint und somit Maßstäbe in Optik und Qualität setzt. Die durch Bewitterung entstehenden resistenten Verbindungen zwischen Aluminium und Zink bewirken zudem eine deutliche Oberflächenstabilisierung.
Zahlen und Daten
- Kernmaterial: seewasserfeste Aluminium- Legierung Al Mn1Mg0.5 (EN AW 3005) und AlMn0.5Mg0.5 (EN AW-3105) nach DIN EN 573 3
- Spezifisches Gewicht 2,7 kg/dm³
- Produktionsbreite 600 und 670 mm
- Standard Materialstärke 0,7 und 1,0 mm
- Formate: Standardcoil ca. 100 kg (ca. 90 m), 500 kg und 1000 kg
- Tafelbleche: 0,7 x 600 oder 670 x 2000 bis 6000 mm
BAUTAFEL
Bauherr: Evang.-Luth. Gesamtkirchenverwaltung, Regensburg
Architektur: Architekt Dipl.-Ing. Ricco Johanson, München http://www.johanson-architekt.de
Bauleitung: Architekt Dipl.Ing. Wolfgang Grübl Regensburg
Fachbetrieb: Brunner GmbH, Metallbedachungen u. Fassaden, Buttenwiesen
Dachfläche: 790 m2
Fassade: 390 m2
Bildnachweis: Siegfried Wameser
