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Kontrastprogramm mit Aha-Effekt

Titanzink-Hülle mit schönen Augen

Schau mir in die Augen Kleines“, eines der bekanntesten Zitate der Filmgeschichte, stammt aus dem 1942 gedrehten Spielfilm Casablanca. Was aber verbindet die verfilmte Liebesromanze von Humphrey Bogart und Ingrid Bergman mit einem titanzinkumhüllten Wohnhaus in Markgröningen? Es sind der Zeitgeist mit entsprechender Wirksamkeit, die vortreffliche Leistung der Akteure sowie der viel zitierte Blick in die Augen des Hauptdarstellers und damit verbundene Aha-Effekte. Dennoch gibt es einen wesentlichen Unterschied: Während Humphrey Bogart seine Augen tief unter der Hutkrempe verbirgt, fordern die roten Gaubenaugen des Markgröninger Titanzinkhauses regelrecht dazu auf, genauer hinzusehen. Wie zwei gigantische Bildschirme ragen sie aus der Dachfläche und kündigen ein überaus interessantes Architekturprogramm an. Wissbegierig schweift der Blick des Zuschauers von beiden 3 m² großen Bildschirm-Augen über tiefschwarze Dach- und Fassadenflächen. Die ungewöhnliche Formensprache sowie erstaunliche Klempnerdetails garantieren dabei spannende Unterhaltung:



Drehbuchgleiches Architekturkonzept



Es geht gar nicht anders: Spezielle Architektur-ideen und ungewöhnliche Bauformen müssen mit ebenso ausgefallenen Details und entsprechenden Materialien umgesetzt werden. Diesen Anspruch erheben auch die freien Architekten Thomas Bangert und Thomas Krawczyk. Nur annähernd lässt sich erahnen, welch akribischen „Ermittlungsaufwand“ das als bka firmierende Architektenduo an den Beginn einer besonderen Architekturaufgabe stellte. Das vorrangige Ziel, ein sparsames und ressourcenschonendes Gebäude zu entwickeln, wurde dabei nicht aus den Augen verloren und spiegelt sich beispielsweise in der ungewöhnlichen Gebäudeform wider. Basierend auf einem ausgeklügelten Innenraum- und Energiekonzept sowie den Vorgaben des Bebauungsplanes, entstand ein Gebäude mit hoher innenräumlicher Qualität und anspruchsvoller Außengestaltung.



Heute, nach fast einjähriger Bauzeit, minimiert die zur Zufahrtsstraße weitestgehend geschlossene Nordfassade neugierige Einblicke und gewährleistet gleichzeitig geringe Wärmeverluste. Um das Gebäude im Inneren über eine längs zur Traufe verlaufende Treppe erschließen zu können, ist die Nordfassade um 18° geneigt. Nach Süden öffnet sich das Gebäude großflächig. Die 12 m breite Glasfassade des im Erdgeschoss liegenden Wohnbereiches kann durch Hebeschiebetüren mehr als 7 m geöffnet werden. Besonders in der kalten Jahreszeit erzeugt die große Glasfläche, bedingt durch die tiefstehende Wintersonne, solare Gewinne. Der in den Sommermonaten geforderte Sonnenschutz entsteht durch das um 1,5 m überragende Obergeschoss. Die hier untergebrachten Räume werden hauptsächlich über ein rot umrahmtes Dachfenster sowie zwei weit aus der Dachfläche herausragende und mit rotem Farbaluminium bekleideten Gauben belichtet. Zur Gebäude-Außengestaltung finden vorrangig die Werkstoffe vorbewittertes Titanzink der Marke VM Zinc, Farbaluminium der Marke Falzonal sowie unbehandelter Beton und Holz Verwendung.



VM Antrazinc an Dach und Fassade



Eine aus 0,8 mm starkem, dunkel vorbewittertem Anthrazinc bestehende Titanzinkhülle umspannt das Gebäude wie ein maßgeschneidertes Metallkleid. Hinterlüftete Holzkonstruktionen bilden die Montagegrundlage. Die VM-Zinc-Bekleidung ruht freitragend auf zwischen Stahlbetonhohlwänden angeordneten oder auf den betonierten Giebelwänden aufgebrachten Holzunterkonstruktionen. Dabei ist die Anordnung der waagrecht verlaufenden Titanzink-Großrauten das Ergebnis detaillierter Planung. Beispielsweise kommen aufgrund unterschiedlicher Neigungswinkel an Dach- und Fassadenflächen ungleiche Deckbreiten zum Einsatz. Alle Querstoßverbindungen versetzten sich unregelmäßig und erzeugen somit eine dynamische Flächenstruktur sowie ein durch Sonnenstand und Tageszeit bestimmtes Licht- und Schattenspiel. Die gleichermaßen an Wand- und Dachflächen eingesetzten VM-Zinc-Großrauten werden lediglich von rotbekleideten Kuben unterschiedlicher Größe durchstoßen.



Besonders die scharfkantig ausgebildeten Aus-senecken und entsprechend flächenbündige An-schlüsse zeugen von einer durchweg hochwertigen Umsetzung.»



Von knallroten und unsichtbaren Anschlüssen



Die Einteilung der Fassadenelemente folgt einem Prinzip: Alle Anschlüsse, sei es an Fensterbändern- und kuben, Dachfenstern und Dachgauben oder an den Übergängen von der Dach- zur Fassadenfläche, sind möglichst flächenbündig und somit nahezu unsichtbar ausgebildet. Beispielsweise verdecken entsprechende Aufkantungen an den Ortgängen sowie die zurückgesetzte Firstkappe den Entlüftungsbereich am Schnittpunkt Giebel- und Nordfassade/Dachfläche. Dasselbe gilt für den Bereich der Dachrinnen-Endböden mit dem Ergebnis, die vertieft angeordnete Kastenrinne nur vom erhöhten Standpunkt aus wahrnehmen zu können.



Die überstehenden roten Kuben der Gauben- und Fassadenfenster sind mit 0,7 mm starkem Falzonal-Farbaluminium bekleidet. Bei den Fassadenfenstern sorgen konische und verfalzte Profile für Sicherheit – an den Gaubenwänden sind es wiederum Großrauten. Ebenfalls aus rotem Farbaluminium bestehen die Fenstersims-, Laibungs- und Sturzprofile sowie die Dachflächen der kleinen Fensterkuben. Die bituminös abgedichteten Flachdächer der eingangs beschriebenen Gaubenaugen werden über seitlich vertieft angeordnete Kehlrinnen entwässert.



Die unsichtbarsten aller Anschlüsse sind zwei nur wenige mm breite, zwischen drei Wohndachfenstern angeordnete Titanzinkrinnen. Die unterhalb der Dichtungsbänder liegenden Rinnen sorgen für zusätzliche Sicherheit und werden auf eine umlaufende und mit walzblankem Titanzink belegte Ebene entwässert. Der mit rotem Farbaluminium bekleidete Rahmen erzeugt analog zu den Gauben und Fassadenfenstern einen kubisch markanten Charakter.



Kontrastreiches Programm



Langlebig und praktisch wartungsfrei, metallüberzogene Fassaden- und Dachflächen erfüllen die hohen Ansprüche eines sparsamen und ressourcenschonenden Gebäudes. Als Metapher zeigen die in der Dachfläche platzierten, bildschirmähnlichen Gaubenfenster ein kontrastreiches Programm. Es wechselt zwischen schwarzen Titanzink-Flächen und rotgeschminkten Fassaden- beziehungsweise Gaubenaugen. Dabei zeigt es eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der am Bau beteiligten Akteure. Neben den Holzbauarbeiten sind dies besonders die vom Klempnerfachbetrieb Buck GmbH sorgfältig ausgearbeiteten Details sowie die effektive Zusammenarbeit zwischen dem Klempnerfachbetrieb und dem Planungsbüro bka bangertkrawczykarchitekten.



Auch die Hausbewohner haben dies längst bemerkt, denn unaufgefordert und ohne störende Hutkrempe zieht „ihr“ Titanzinkhaus und die weithin sichtbaren Bildschirm-Augen neugierige Blicke an. Zurecht, wie sie meinen, denn schließlich bereichern sie das Markgröninger „Architektur-Programm“ wesentlich.

 

ONLINE-EXTRA
Bilder und Pläne

 



Allgemeine Hinweise

Wandaufbau Nord, Holz/Metall

  • Titanzink 0,8 mm
  • Holzschalung, 24 mm
  • Hinterlüftung, 40 mm
  • DWD-Platte, 16 mm
  • Wandständer 24 <b>·</b> 10 cm, 240 mm mit dazwischenliegender mineralischer Volldämmung
  • Dampfsperre
  • Lattung, 30 mm mit dazwischenliegender mineralischer Volldämmung WLG 035
  • GKB, 12,5 mm
  • Summe Wandaufbau = 362,5 mm

Wandaufbau Giebel, Beton/Metall

  • Titanzink 0,8 mm
  • Holzschalung, 24 mm
  • Hinterlüftung, 40 mm
  • Unterspannbahn
  • Rahmenkonstruktion kreuzweise, 160 mm mit dazwischenliegender Volldämmung
  • Stahlbetonhohlwand, 200 mm
  • Kalkgipsputz, 15 mm
  • Summe Wandaufbau = 441 mm

Hauptdach

  • Titanzinkeindeckung 0,8 mm
  • Strukturierte Trennlage ohne Flies
  • Dachschalung, 24 mm
  • Hinterlüftung, 40 mm
  • DWD-Holzwerkstoffplatte, 16 mm
  • KVH-Dachsparren 8 <b>·</b> 22 cm, 220 mm mit dazwischenliegender mineralischer Volldämmung WLG 035
  • OSB-Platte, stoßverklebt, 15 mm
  • Lattung 30 <b>·</b> 50 mm, 30 mm mit dazwischenliegender mineralischer Volldämmung
  • Rieselschutzpapier
  • GKB, 12,5 mm
  • Summe Dachaufbau = 357,5 mm

Bautafel + Online-Extra

Objekt: Neubau Wohnhaus mit Doppelgarage in Markgröningen, Wohnfläche 190 m²

Fassade und Dachflächen: Titanzink der Marke VM Zinc, 0,8 mm, Oberfläche Anthtra-Zinc

Fensterkuben und Einfassungen: Falzonal Farb-aluminium, 0,7 mm, PVDF-Oberfläche kaminrot

Architektur und Gestaltung: bka bangertkrawczyk-architekten, Vaihingen an der Enz, http://www.bk-a.com Klempnerfachbetrieb: Buck GmbH, 72218 Wildberg, https://www.buck-gmbh.com/

Weitere Fotos, Pläne und Skizzen in der Online-fassung auf https://www.baumetall.de/ .