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Klempnerkunst an Kuppeln und Minarett

Metallarbeiten an der DITIB-Merkez-Moschee in Duisburg

Im Duisburger Stadtteil Marxloh, der seit vielen Jahren eine große Zahl türkischer Mitbürger beheimatet, wurde für die DITIB-Merkez-Moscheegemeinde in etwa zweijähriger Arbeit eine große Moschee gebaut. Der beeindruckende Neubau an der Warbruckstraße wurde von der EU und dem Land NRW finanziell gefördert. Der erste Spatenstich erfolgte am 22. März 2005. Im Januar 2008 war das Bauwerk bis auf die Außenanlagen fertig gestellt. Die Metallarbeiten an den Kuppeln wurden zwischen Mai und Dezember 2007 ausgeführt.

Den stärksten Eindruck beim Betrachter hinterlässt das riesige Kuppeldach, dessen Hauptkuppel mit rund 14 m Durchmesser sich 23 m über Grund erhebt. Mit seinen vier angrenzenden, großen Halbkuppeln und zahlreichen Nebenkuppeln erinnert es an Gebäude des großen osmanischen Architekten Mimar Sinan (1489 – 1588), der im 16. Jahrhundert zahlreiche bekannte Bauwerke schuf.

Das Bauwerk

Der dreigeschossige, massive Baukörper wurde als Stahlbetonkonstruktion mit einer Länge von 39,24 m und einer Breite von 28,24 m errichtet. Das Hauptgeschoss umfasst im Zentrum den Gebetsraum für etwa 1200 Personen; darüber, auf einer Galerie, für nochmals 300 Personen. Im Souterrain wird eine 1000 m² große Begegnungsstätte mit Islambibliothek, Seminarräumen und Bistro eingerichtet. Die Hauptkuppel im Zentrum der Moschee wurde auf vier Stahlbeton-Rundsäulen im Gebäudeinneren, Durchmesser 1,00 m, gegründet. Alle Kuppeln wurden als Stahlbeton-Fertigteile in Segmenten vorgefertigt und mit einem Autokran schrittweise positioniert. Die Fassade des Neubaus wurde mit spaltrauhen, gelben Betonwerksteinen bekleidet. Der 34 m hohe Minarett-Turm mit kegelförmiger Spitze und Umgang ist, von der Straßenseite gesehen, seitlich rechts platziert.

Die Dachkuppeln

Die zentrale Hauptkuppel ist als Rundkuppel mit Tambour gestaltet. Als Tambour wird der senkrechte, polygonale Kuppelunterbau bezeichnet, der hier mit 16 Rundbogenfenstern anschließt. Die nächste Ebene wird von vier seitlich angrenzenden, großen Halbkuppeln (Radius 7,0 m), bestimmt. Im Übergangsbereich zur Hauptkuppel sind pro Halbkuppel an jeder Seite halbkreisförmige Überzüge zu erkennen. In den vier Zwischenräumen der Halbkuppeln schließen jeweils sphärische Dreiecksflächen an. Sie bilden das so genannte Pendentif, auch Hängezwickel genannt. Die Anordnung der Dachkuppeln unterliegt einem strengen geometrischen Raster und macht die konstruktive Tragstruktur ablesbar. Die in der Draufsicht kleeblattähnliche Grundstruktur zeigt jeweils in den Schnittpunkten der vier Halbkuppeln die Position der vier tragenden Stützsäulen im Gebäudeinneren.

In den vier Eckbereichen sind zusätzlich Nebenkuppeln mit einem Radius von 3,0 m positioniert und außerdem, an der Straßen- und der Hofseite des Gebäudes, je eine Reihe von weiteren fünf kleineren Kuppeln, die einen Radius von 2,50 m aufweisen. Wie die Hauptkuppel, haben auch die vier Halbkuppeln einen vertikalen Unterbau mit jeweils sieben halbrunden Fenstern. Alle kleineren Kuppeln haben entsprechend niedrigere, fensterlose Unterbauten. Alle Kuppeln haben am Tiefpunkt auskragende, umlaufende, polygonale Gesimse. Die großen Kuppeln und Halbkuppeln werden mit vorgehängten, kastenförmigen Dachrinnen über Fallrohre entwässert. Alle 15 freistehenden Kuppeln erhielten vergoldete Zierspitzen mit nach Osten ausgerichtetem Halbmond.

Klempnerarbeiten mit vorbewittertem Titanzink

Die gesamten Kuppeldächer, alle Übergangsflächen, die Minarettspitze und die vertikalen Außenflächen wurden, mit Ausnahme der angrenzenden Flachdachbereiche, klempnertechnisch in Rheinzink-„vorbewittertpro blaugrau“ bekleidet. Während für die Kuppeldeckungen die Doppelstehfalztechnik gewählt wurde, kam bei den senkrechten Partien die Winkelstehfalztechnik zur Anwendung. Aufgrund der komplizierten Bauwerksgeometrie musste die Gerüststellung mehrfach geändert werden, was sehr aufwendig war.

Die Dachentwässerung erfolgt – wie schon erwähnt – über kastenförmige Dachrinnen und runde Rheinzink-Regenfallrohre. Natürlich wurden für Abläufe, Innen- und Außenecken, Sammelkästen und Bewegungsausgleicher die passenden Fertigteile aus dem Rheinzink-Dachentwässerungsprogramm verwendet. Die gesamten Dachkanten im Bereich der außen umlaufenden Flachdachzonen erhielten obere Abdeckungen und vordere Sichtblenden, die indirekt auf der Unterkonstruktion befestigt wurden.

Überlegte Scharaufteilung für ansprechende Optik und wirtschaftliche Verlegung

Vor dem Beginn der Verlegearbeiten wurden Überlegungen angestellt, um durch eine geschickte Aufteilung der Schare das Erscheinungsbild des gesamten Dachbereichs positiv zu beeinflussen. Vorgabe der Planung waren konische Schare in durchgehenden Längen für alle Kuppeln. Die ausführenden Handwerker ermittelten bereits im Vorfeld, welche Bandbreiten im Sinne einer regelkonformen Verlegung, aber auch im Hinblick auf wirtschaftliche Vorfertigung und Einbau zu verwenden waren. Da das ausführende Unternehmen Schabos aus Nordwalde, über die notwendigen maschinellen und werkstattmäßigen Voraussetzungen sowie über entsprechendes Know-how verfügt, stand einer präzisen und termingerechten Vorfertigung nichts im Wege. Mit der richtigen Logistik waren auch der Transport zur Baustelle und richtige Lagerung keine unlösbaren Aufgaben.

Für die zentrale Hauptkuppel und die vier Halbkuppeln, deren Radien praktisch identische Maße aufweisen, ermittelte man im Wesentlichen eine Scharlänge von 8,30 m und Breiten von 7 cm oben und 63 cm unten. Die Werte für die vier kleineren Eckkuppeln sind 3,70 m Scharlänge und Breiten von 7 cm oben und 53 cm unten. Für die kleinsten Kuppeln, die straßen- und hofseitig jeweils in einer Fünferreihe angeordnet sind, wurden 2,60 m Scharlänge und Breiten von 7 cm oben und 40 cm unten bestimmt. Im Gegensatz zu den Kuppeln wurden die vertikalen Flächen der Kuppelunterbauten und der sphärischen Dreiecksflächen mit parallelen Scharen gedeckt, wobei eine weitgehende Übereinstimmung der Falzlinien aus den vertikalen Partien in die sphärischen Dreiecksflächen realisiert werden konnte.

Unterkonstruktion, Dachaufbau

Alle Dächer der Moschee sind als ­unbelüftete, wärmegedämmte ­Konstruktionen mit metallener Deckung beziehungsweise Bekleidung ausgeführt. Auf der Unterkonstruktion aus Stahlbetonfertigteilen wurde ein Voranstrich und als Wärmedämmung Schaumglasplatten aufgebracht. Auf den Schaumglasplatten, Fabrikat Foamglas, wurden als Montagehilfe für die spätere Verlegung so genannte Krallenplatten montiert. Anschließend wurde eine Lage der Dachbahn Bauder TEC KSA aufgebracht. Sukzessive mit der Verlegung der vorgefertigten konischen Schare erfolgte der Einbau einer strukturierten Trennlage mit der Bezeichnung Colbond, Enka-Vent 7008.

Verlegung

Die vorprofilierten und gerundeten Scharen für die Kuppeldeckung wurden nach einem ausgeklügelten Prinzip in radialer Anordnung verlegt, die Haften gesetzt und die Längsfalze geschlossen. Als Toleranzausgleich wurden spezielle Pass-Schare eingesetzt, wobei Falzänderungen erforderlich waren (etwa nur Oberfalze). Entsprechend der starken Neigung bei den großen Kuppeln wurden die erforderlichen Festpunkte in einem Bereich von 2,0 m im oberen Kuppelbereich angeordnet. Am Hochpunkt wurden die Scharenden um 90° aufgestellt, mit Quetschfalz, und die Doppelstehfalze stehend eingeführt. Das Schließen der Falze erfolgte manuell. Zur Überdeckung der Scharenden wurden am Hochpunkt der Kuppeln große, runde Abdeckkappen aufgebracht. Im Scheitelpunkt sind verzinkte Stahlrohre eingebaut, die zur Aufnahme der vergoldeten Zierspitzen dienen.

Im unteren Kuppelbereich wurden schon zuvor die auskragenden, polygonalen Gesimse in Falztechnik gedeckt und die Gesimsschare am Knickpunkt mittels Quetschfalzen aufgestellt und angeschlossen. Zum Einhängen der Kuppelschare dienen durchgehende, aufgenietete Haftstreifen, die im unteren Bereich mit Dichtungsband gegen eintreibendes Niederschlagswasser geschützt sind. Für die Längsausdehnung der Schare ist genügend Raum vorgesehen. Im Traufbereich der Gesimse enden die Doppelstehfalze stehend-gerade, die Scharrückkantungen „offen“.

Bogen, Kehlen, Zwickel, Abdeckungen

Außer den aufwendigen Kuppeldächern und den angrenzenden Flächen waren weitere, zum Teil auch sehr großformatige Bauteile falztechnisch mit Titanzink zu bekleiden oder in die Stehfalzdeckung zu integrieren. Sehr auffällige Bestandteile dieses „Zusatzprogramms“ waren die vier bogenförmigen Überzüge, jeweils oberhalb der großen Halbkuppeln, und die dazwischen liegenden sphärischen Dreiecksflächen, die so genannten Hängezwickel. Während für die nach oben weisenden Flächen der bogenförmigen Überzüge ebenfalls lange, durchgehende Schare eingesetzt wurden, kamen für die senkrechten Flanken der Bögen kurze Schare zur Verlegung. Die Kehlbereiche wurden ebenfalls mittels kurzer Teilstücke, die durch Einhangfalze verbunden sind, ausgeführt. Im oberen Bereich, wo die Neigung abnimmt, wurde zusätzlich Dichtungsband eingelegt.

Abschließend ist noch darauf hinzuweisen, dass die Falzarbeiten und die Detailplanung im Vorfeld der Klempnerarbeiten präzise durchgeführt wurden. Dies ist unter anderem auch aus der Tatsache ersichtlich, dass die Übereinstimmung der Falzlinien beim Zusammentreffen unterschiedlicher Flächen und Bauteile in hohem Maße erreicht wurde. Auch an den zahlreichen Fensterdurchbrüchen der Kuppel-Unterbauten wurde mit großer Sorgfalt und Präzision gearbeitet, wie auch die Abbildungen zeigen.

Zusammenfassung

Der Neubau der Merkez-Moschee im Duisburger Stadtteil Marxloh beeindruckt nicht nur durch seine Größe und Architektur. Auch das nicht alltägliche Zusammenspiel handwerklicher Metallarbeiten im Kontext mit Kuppeldächern und anspruchsvollen Details macht Kenner aufmerksam. Die Klempner des ausführenden Fachbetriebes, Schabos aus Nordwalde haben eine professionelle Arbeitsleistung erbracht, die bei diesem ungewöhnlichen Bauwerk für Wirtschaftlichkeit, langfristigen Wetterschutz und attraktives Äußeres sorgt. Der umweltverträgliche und nachhaltige Werkstoff Rheinzink passt da mit seiner zurückhaltenden natürlichen Oberfläche gut ins Bild.

Friedolin Behning

Der Autor ist Mitarbeiter der Rheinzink GmbH & Co. KG

Friedolin Behning*