Überall sorgt der schweizerische Wettbewerb „Goldene Spenglerarbeit“ für Aufsehen – auch mit kleineren Wettbewerbsobjekten. Erstaunlich ist das nicht, denn auch Projekte wie die aufgrund ihrer Größe und Lage eher unscheinbare Eingangshalle der Primarschule Schönenwegen punkten mit erstklassiger Spenglertechnik und entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als Schmuckkästchen. Der exklusive und ansprechend renovierte Mehrzweckraum der Sankt Gallener Schule ist ein architektonisches Kunststück von Schulz-Girsberger & BGS Architekten in Rapperswil. Die feinfühlige, spenglertechnisch liebevolle Umsetzung haben Spenglermeister Christian Zeuch und Thomas Dürlewanger von Zeuch AG in Gossau geschaffen.
Objekt
Im Rahmen der Sanierung und Erweiterung der Schulanlage Schönenwegen in St. Gallen wurde die alte Turnhalle zum Mehrzweckraum umgebaut. Die Planer gingen sehr sorgfältig an die Aufgabe heran und verfolgten dabei das Ziel, bestehende Räume funktional und ästhetisch aufzuwerten. Dazu entstand unmittelbar neben dem alten Fachwerkgebäude ein eigenständig wirkender Anbau mit einer Gebäudehülle aus vorbewittertem Titanzink der Marke Rheinzink.
Der Spagat zwischen Einbindung in das Ensemble und eigenständiger Präsenz der neuen Schulbauten aus Sichtbeton wurde durch den dezenten, neutralen Farbton und die Materialeigenschaften des Werkstoffs Titanzink sowie eine erstklassige technische Ausführung erreicht. Das Material mit der genauen Bezeichnung „vorbewittert pro blaugrau“ wurde mit einer Schutzfolie geliefert, die Fassadenelemente wurden während der Wintermonate in der Spenglerwerkstatt vorgefertigt und mit Beginn des Frühlings montiert. Besonders das vom Architekten gewählte, horizontale Fassaden-Falzbild war für die Spenglercrew eine Herausforderung. Verschiedene wichtige Details, etwa an Sockelanschlüssen, Türen, Decken und dem Falzdach, mussten zunächst geklärt werden. Besondere Beachtung verdienen die Anschlüsse an diversen Öffnungen zur Be- und Entlüftung sowie die Gestaltung der Türanschlüsse nebst Türgriffen und Übergängen. Die absolut planliegende Bekleidung wurde, nebst perfekter handwerklicher Arbeit, durch die Verwendung von Tafelmaterial und dem Einsatz sogenanter Schiebehafte möglich.
Geniale Details an Rinne und Türen
Um den zuvor berechneten Rinnenquerschnitt zu erreichen, musste das Traufdetail mit einer besonderen Maßnahme angepasst werden: Da eine Verbreiterung des Rinnenkastens nach hinten sowie in der Höhe nicht möglich war, entschieden sich die Spengler dafür, die Unterkonstruktion mithilfe eines Trapezprofils herzustellen. Auf diese Weise gelang es nicht nur, auf eine breite Holzkonstruktion zu verzichten, sondern zudem die Hinterlüftungsebene platzsparend in die Trapezprofilsicken zu verlagern. Die Unterkonstruktion der Rinne wurde somit nicht nur extrem stabil, sondern auch entsprechend schlank und funktional. Zur Sicherung integrierten die versierten Spengler zusätzlich entsprechende Signal- und Notabläufe an den Giebelseiten des Gebäudes.
Auch an der Fassade und speziell bei der Herstellung der Türanschlüsse griffen die Spengler in die Trickkiste: Damit die Anschlussprofile nicht zuviel auftragen, wurden an allen Türrahmen und -flügeln entsprechende Vertiefungen eingelassen. Ferner mussten die Profile an Scharniere und Schließbleche angepasst werden. Da es sich um Fluchttüren handelt (Öffnung nach außen) wurden die Falzabschlüsse so angepasst, dass sich die horizontal liegenden Falze bei der Öffnung der Türe nicht verformen. Ein besonderer Wunsch der Architekten war der Türgriff. Er sollte möglichst klein und ebenfalls ins Falzbild integriert sein.
Kommentar der Jury
Die Jury gab dem Objekt den Titel „Bijoukästchen von Sankt Gallen“. An diesem Stehfalzdach und an dieser Titanzinkfassade ist spenglertechnisch alles genauso ausgeführt wie im Lehrbuch. Die Einteilung ist perfekt geplant, alle Details sind optimal gelöst, die Schnittstellen stimmen, die Falzlinien laufen exakt um jede Kante und enden ebenso perfekt. Auch die Türausschnitte und die Lötnähte sind absolut präzise. Dass die Architektur das Spannungsfeld zwischen Neu- und Altbau elegant meisterte und mit der roten Decke sogar gezielt betonte, rundet das Kompliment ab. Fazit: Die handwerkliche Ausführung ist absolute Spitze.
BAUTAFEL
Objekt: Sanierung und Erweiterung Mehrzweckhalle, Primarschulhaus Schönenwegen, Sankt Gallen, Schweiz
Architektur: Schulz, Girsberger & BGS Architekten, Rapperswil, Schweiz
Bauherr: Hochbauamt der Stadt Sankt Gallen, Susi Rehsteiner
Fachbetrieb: Zeuch AG, Gossau, Schweiz
Material: Rheinzink vorbewittert pro blaugrau
Fläche: 145 m2
Materialbedarf: 1350 kg
Dach: Belüftete Konstruktion mit eingelegten Rinnen und Doppelstehfalzdach
Fassade: Vorgehängte, hinterlüftete Fassade mit horizontalen Winkelfalzbahnen aus Rheinzink vorbewittert pro blaugrau, 1 mm
Aufbau: Metallfassade 1 mm
• Offene Holzschalung 27 mm x 120 mm
• Hinterlüftung 60 mm
• Weichfaserplatte 27 mm (winddicht)
• Ständerkonstruktion 60 mm x 180 mm
• Zellulosedämmung
• OSB-Platte (luftdicht)
• Gipskartonplatte
Online-Extra
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Der Verein diplomierter Spenglermeister der Schweiz (VDSS) führt im Dreijahresrhythmus den nationalen Wettbewerb „Goldene Spenglerarbeit“ durch. Prämiert werden anspruchsvolle Spenglerarbeiten an Dach und Fassade.