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Herzblutspengler aus Russland — Teil 2: Sergey Sanin

Abenteuer Arbeit

In Russland ist es nicht ungewöhnlich, dass Kollegen außerhalb anerkannter Regelwerke und Vorschriften arbeiten. Viele von ihnen verfügen nicht über die in der EU reglementierte Sicherheitsausrüstung. Gerüste und Sicherungsvorkehrungen sind auf russischen Baustellen ebenfalls Mangelware. Stattdessen erfolgt die Arbeit auf notdürftig zusammengeschusterten Holzgerüsten, die allzu oft Vogelstangen oder Hühnerleitern ähneln. Folglich ist auch die Unfallquote sogar mit häufiger Todesfolge erschreckend hoch. Wer spezielle Ausrüstung, Arbeitsgeräte und Maschinen benötigt, bezahlt diese aus der eigenen Tasche. Klar ist, dass der mit eigenen Händen erwirtschaftete Lohn ungern in entsprechende Arbeitsschutzvorkehrungen investiert wird. Spezielle Arbeitskleidung fehlt im Prinzip ebenso und so wird in Kleidung gearbeitet, die man sich selber ausgesucht hat. Nun könnte man meinen, dass die Errichtung eines fachgerechten Daches unter solchen Arbeitsbedingungen unmöglich ist. Und doch gibt es Spengler, die sich ihrer Arbeit mit Leib und Seele verschrieben haben und überaus beeindruckende Dächer bauen. Solche Spezialisten wollen mit ihrer Arbeit Häuser und die darin wohnenden Menschen vor der rauen russischen Witterung schützen.

Piratenspengler in Aktion

Das hier vorgestellte Dach eines Privathauses entstand in der Saison 2012 in der russischen Zentralregion Chernozemje – erzählenswert ist die dazugehörende Hintergrundgeschichte. Bereits zum dritten Mal erhält das besagte Haus ein neues Dach. Die zwei vorhergehenden Varianten wurden sozusagen nach eigenem Ermessen anderer Dachpiraten gefertigt. Und wie so oft liegt der Teufel im Detail: Zweimal wurde das Dach unzureichend verarbeitet und jedes Mal tropfte es konstant durch. Bei der dritten Sanierung erhielt das Haus einen von Grund auf wasserdichten Belag in Form von verzinktem und farbbeschichtetem Stahl. Heute schmiegen sich formschöne Schindeln perfekt an Dachfläche und Dachaufbauten. Dabei sind die Details so hochwertig verarbeitet, dass sogar lang gediente Profis glänzende Augen bekommen. Die Schindeln wurden im Winter unter einem provisorisch überdachten und relativ warmen Bereich auf dem Objekt gefertigt. Natürlich – wie kann es anders sein – kamen zur Fertigung fast ausschließlich selbstgemachte Biegewerkzeuge zum Einsatz. Ob das Dach funktionstüchtig ist? Und wie! Die Natur selbst nahm der perfekten Spenglerarbeit die Prüfung ab. Weder der strenge Winter noch das Schmelzwasser des Frühlings konnten dem Dach und dem darunter liegenden Wohnraum etwas anhaben. Wie versprochen fand kein einziger Tropfen seinen Weg in das Gemäuer – besser geht es nicht!

AUTOR: Waldemar Schössler

Autor

Waldemar Schößler

ist iib-Botschafter für Russland und unterstützt als technischer ­Berater der KME russische Kollegen und Architekten. Um den Einsatz von ­Metall an Dächern und Fassaden voranzubringen, macht sich der aus St. Petersburg kommende Fachmann für die landesweite Einführung eines hohen Qualitätsstandards stark.

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