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Ein Online-Leserprojekt der Bless AG

Sitzplatz an der Kupferwand

Kubismus wird meist als pure Kunstform dargelegt, die einfach, funktional und ohne dekorative Elemente daherkommen sollte. Das ist jedoch nicht die ganze Wahrheit, denn speziell in der Spenglertechnik bedarf es so manchem Kunstgriff, um kubische Bauaufgaben umzusetzen. Schließlich sollen metallwürfelgleiche Bauwerke trotz ihrer Eigenarten (etwa den Verzicht auf überstehende Sockel- oder Simsprofile) sicher funktionieren. Zu Recht kann somit auch die Spenglertechnik selbst als Kunstform angesehen werden – und das, obwohl an kubischen Baukörpern weder Ornamente noch andere verzierte Metallbauteile eingesetzt werden. Welche Kunstfertigkeiten bei der Kupferbekleidung einer Sicht- und Wetterschutzwand an den Tag gelegt wurden, verdeutlicht die Spenglerarbeit der Bless AG an einem modernen Anbau einer älteren Villa.

Moderne Herausforderung

Im vergangenen Jahr erhielt die Bless AG aus dem schweizerischen Erstfeld den Auftrag, einen modernen kubischen Baukörper mit einer Kupferhülle zu versehen. Der Sicht- und Wetterschutz einer Gartenterrasse sollte eine Fassadenhülle erhalten. Mit dem Ziel, einen deutlichen Kontrast zur Bausubstanz der älteren Villa zu erzeugen, forderten Auftraggeber und Architekt den Verzicht auf jegliche Überstände an Profilen wie Fensterbänken und Flachdachanschlüssen. Um diese Wünsche umzusetzen, bot sich eine Großrautenbekleidung mit individuell gewählten Achsmaßen und Baubreiten als beste Lösung an. Doch selbst innerhalb der Wandfläche galt es, Materialaufdopplungen, etwa durch überstehende Falzverbindungen, zu vermeiden. Die Anforderung an die Fassadenbekleidung, eine flächenbündige Stoßausführung der Fassadenelemente zu erreichen, führte dazu, dass sämtliche Längs- und Querfalze nach hinten abgesetzt wurden. Hinzu kam die arbeitsaufwendige Herstellung entsprechender Aussparungen in der Holzunterkonstruktion, um die abgesetzten Falze flächenbündig aufzunehmen.

Wandaufbau

Was heute aussieht wie ein komplett neuer Anbau, verbirgt eine bereits bestehende und unansehnlich gewordene alte Betonmauer. Eine aufgeschraubte 30-x-70-mm-Lüftungslattung trägt wiederum eine 27-mm-Dreischichtplatte, die als Montageebene diente. Die Konstruktion des Wandaufbaus kann als „entspannt“ bezeichnet werden. Lediglich am Fassadenfußpunkt sind Zuluftöffnungen vorhanden – am oberen Fassadenabschluss wurde jedoch auf entsprechende Luftauslässe zur Belüftung verzichtet. Da die Wandscheibe weder wärmegedämmt noch beheizt ist (die Wandscheibe steht völlig im Freien), sind Tauwasserprobleme ausgeschlossen. Die Gesamtfläche der kleinen aber feinen Kupferfassade umfasst etwa 70 m².

Vom Dach zur Wand

Neben den Fassadenarbeiten wurden auch die beiden Dachgauben des Hauptdaches sowie die Spengler- und Abdichtungsarbeiten der Flachdächer ausgeführt. Dort, am Anschluss des Dachrandes, war ebenfalls Kreativität gefragt. Weil überstehende Tropfkanten am Flachdachrand unerwünscht waren, wurden die obersten Fassadenrauten um 45° nach hinten gebogen und mit einem Umschlag versehen. In diesen Umschlag konnte anschließend die Dachrandabdeckung des Flachdaches eingehängt werden.

Auch der Anschluss an das gläserne Geländer der Terrassenbrüstung war durch diese Vorgehensweise überstandslos realisierbar. Doch die anspruchsvolle und nicht alltägliche Bauaufgabe an den Anschlussrauten unter den Verglasungen musste um ein Vielfaches präziser ausgeführt werden, als zuvor am Flachdachrand. Hier wurde der Längsfalz genau um das Maß gekürzt, das erforderlich war, um die Raute einzuhängen und nach oben zu schieben. In die entstehende Vertiefung konnte anschließend das Glas eingeschoben werden. Jedoch – bei zu wenig Spielraum hätte dies ebenso wenig funktioniert wie andersherum. Dann hätte der Längsfalz nicht mehr sicher genug eingehangen und das Konstruktionsprinzip hätte versagt.

Liebe zum Detail

Mit viel Liebe zum Detail wurde die gesamte Außenfläche sowie ein großer Teil der Innenfläche mit 0,7-mm-Kupfer der Marke KME (Tecu Classic) bekleidet. Die lebendig wirkende, dennoch glatte „Fassadenhaut“ kommt in jeder Jahreszeit unterschiedlich zur Geltung. Je nach Sonnenstand erscheint die kupferne Hülle in unterschiedlichen Farbtönen und wird der Bauherrschaft noch viele Jahre Freude bereiten.

*Gregor Bless ist Dipl. Spenglermeister und Geschäftsführer des Fachbetriebes Bless AG im schweizerischen Erstfeld. Außerdem ist er in der Meisterprüfungskommission, der Fachkommission Gebäudehülle suissetec, als Nebenamtlehrer am Berufsbildungszentrum Pfäffikon und dem VDSS aktiv

Gregor Bless*

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Bautafel:

Architektur: HTS Architekten & Partner AG, Altdorf, Schweiz

Bauleitung: Josef Trachsel und René Scheiber

Material: KME-Kupfer, Tecu Classic, 0,7-mm-Tafelmaterial

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