Starnberg in Oberbayern ist nicht nur wegen der Lage am Starnberger See eine Reise wert. Wer sich einen Eindruck über die Wohn- und Arbeitskultur der Bevölkerung am See des 19. und 20. Jahrhunderts verschaffen möchte, sollte einen Besuch des „Museum Starnberger See“ in Erwägung ziehen. Entsprechende Exponate vermitteln dort einen Eindruck von der ländlichen Lebens- und Arbeitswelt sowie der über 500-jährigen Geschichte der höfischen Prunkschifffahrt (siehe Infokasten). Ferner informiert umfangreiches Plan- und Bildmaterial über die nahe Villenkolonie Niederpöcking. Zahlreiche Villenbauten im pittoresken Regional-Nationalstil wurden dort um 1860 von Arnold von Zenetti, dem damaligen Münchener Stadtbaurat, errichtet. Der 1200 m² große Museumskomplex besteht aus dem denkmalgeschützten, bäuerlichen Lochmann-Haus und dem 2008 eröffneten „Neuen Haus“. Der talseitig dreigeschossige Neubau wurde als Solitär neben dem bestehenden Museumsgebäude errichtet. Ein gläserner Gang verbindet die beiden Gebäude ebenerdig miteinander. Für die Spengler und Klempner unter den Besuchern ist besonders die Fassade des Museumsneubaus aus zinkbeschichtetem Aluminium interessant.
Durchdringungsfreie Aluminiumhülle mit Zinkoberfläche
Weitgehend geschlossen, bekleidet eine formschöne und symetrisch verlaufende Rautenfassade den modernen Erweiterungsbau. Die rund 320 m² große, aus falzbarem Aluminium der Marke Kalzip FalZinc gefertigte Fassade wird lediglich im ersten und zweiten Obergeschoss von fernrohrähnlichen Fensteröffnungen durchdrungen. Die Architekten von Guggenbichler+Netzer legten großen Wert auf eine gleichmäßig verlaufende Rasterung der Fassadenrauten. Selbst die rautenbekleidete Fluchttüre wurde durch das exakt weitergeführte Raster optisch nahezu verborgen. Der beauftragte Spenglerfachbetrieb, die Pichler GmbH aus Regen im bayerischen Wald, leistete nicht nur bei der Ausführung ganze Arbeit. Man könnte sogar behaupten, die Spengler um Stefan Pichler waren an der Fassade des schmucken Museumsneubaus künstlerisch tätig. In stundenlanger und mühsamer Arbeit zeichneten sie mit Schlagschnüren ein netzähnliches Fassadenraster auf die Wand. Dieses „Netz“ markierte die spätere Lage der einzelnen Rauten. Außerdem ermöglichte das aufgezeichnete Raster neben der exakten Maßbestimmung halbierter Anfangsrauten vor allem die fluchtgerechte Montage der 462 x 462 mm messenden Fassadenrauten. Übrigens – alle Fassadenteile, einschließlich der benötigten Anfangs- und Passrauten, wurden nach Aufmaß in der Werkstatt des Spenglerfachbetriebes Pichler gefertigt. Insgesamt verarbeiteten die Spengler etwa 1800 Rauten. Zur Bekleidung eines Quadratmeters Fassadenfläche benötigten sie etwa sechs Stück.
Fachverstand um korrekten Materialeinsatz
Der Pichler GmbH ist es bestens gelungen, unter dem Einsatz von falzbarem Aluminium der Marke Kalzip architektonische Trends zeitgeistentsprechend umzusetzen. Das unter der Bezeichnung FalZinc verfügbare Material nutzt die Symbiose zweier lang bewährter Werkstoffe: Aluminium und Zink. In dem von Corus patentierten PEGAL-Verfahren wird auf dem Aluminiumkern eine vorbewitterte Zinkoberfläche aufgebracht. Das Ergebnis ist ein Produkt, das die dezente edle Optik von vorbewittertem Zink auf ideale Weise mit den Vorteilen von Aluminium vereint. Die durch die Bewitterung entstehende resistente Verbindung zwischen Aluminium und Zink bewirkt eine deutliche Stabilisierung der Metalloberfläche, wobei Untersuchungen nach DIN 50017 KFW sowie HCT-Tests eine entsprechend hohe Produktqualität bestätigen.
Am Beispiel der kleinformatigen Fassadengestaltung des „Neuen Hauses“ zeigen die Spengler der Pichler GmbH, wie durch anspruchsvolle Bauprozesse individuelle Fassaden gestaltet und dadurch ein wertvoller Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit pro Metall geleistet werden kann. Neben der optischen Einzigartigkeit der „Starnberger Rautenfassade“ werden die positiven Materialeigenschaften von Aluminium selbst unter widrigsten Umwelteinflüssen noch nach vielen Jahrzehnten einen sicheren Gebäudeschutz gewährleisten.
Die Wittelsbacher Könige und der Starnberger See
Die meisten Menschen verbinden mit dem Starnberger See den Tod von König Ludwig II. Wer weiß schon, dass die Wittelsbacher Herzöge, Kurfürsten und Könige ausladende Feste und Jagden am sogenannten „Fürstensee“ auf ihren kostbaren Flotten veranstalteten? Ein Spektakel der besonderen Art waren im 17. und 18. Jahrhundert die Seefeste und Seejagden des bayerischen Hofes. Im Mittelpunkt stand das „schwimmende Schloss“, der „Bucentaur“, das schönste und größte Prunkschiff, das hier jemals gebaut wurde. Kurfürst Ferdinand Maria ließ es für seine Gemahlin Henriette Adelaide nach venezianischem Vorbild um 1662 in Auftrag geben. Neben der Hecklaterne des Schiffes präsentiert das Museum Deckenbilder, die sich einst im Schiffsinneren befanden. Das Deutsche Museum stellte ein eindrucksvolles Modell des „Bucentaur“ als Leihgabe zur Verfügung.
Ludwig I. zeigte wenig Interesse an Ausflügen auf dem Starnberger See. Kurioserweise entstand unter seiner Regentschaft der „Delphin“, dessen Bau er allerdings nicht angeordnet haben soll. Das fast 12 m lange Ruderschiff ist das einzig erhaltene der Wittelsbacher Könige und somit das Museumsglanzstück.
Bautafel
Architektur: Guggenbichler+Netzer, München ( http://www.guggenbichler-netzer.de )
Spenglerfachbetrieb: Pilchler GmbH, Regen-Schweinhütt
Material: Aluminium mit vorbewitterter Zinkoberfläche, Materialstärke: 1,0 mm, Marke: Kalzip FalZinc
Fassaden-Konstruktion: Hinterlüftete und wärmegedämmte 24 mm starke Vollholzschalung mit darüberliegender, diffusionsoffener Trennlage und Aluminiumrauten
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