Inmitten unverbrauchter Natur gelegen, setzt der kreisrunde Baukörper ein weithin sichtbares Zeichen, das weit mehr als die unternehmerische Zukunft der „Gemü Gebr. Müller Apparatebau GmbH & Co. KG“ symbolisiert. Dazu Geschäftsführer und Bauherr Fritz Müller: „Der Gemü-Dome ist vor allem Eines: „Ein Platz zum Denken. Ein Platz zum Wirken“. Dies ist jedoch nicht erst seit der feierlichen Einweihung im Januar 2009 der Fall. Bereits während der Bauphase lösen die Planer, Ingenieure und Zimmerleute der Max Vogelsang AG aus dem schweizerischen Wohlen zahlreiche Denksportaufgaben. Gleichermaßen gefordert sind die bauleitende Architektin Karin Feinauer, die Mitarbeiter des Statikbüros Erich Schwarz aus Künzelsau sowie das Team des Klempnerfachbetriebes Smejkal aus Heidenheim. Speziell für die Klempner ist das Dach des Gemü-Domes über einen Zeitraum von neun Monaten ein Platz zum Denken und Wirken. Die Heidenheimer Metallprofis sind damit beschäftigt, das 3000 m2 große, kreisrunde Dach mit Aluminium-Stehfalzscharen einzudecken, speziell gefertigte Rinnen und Anschlussprofile zu montieren und verschiedene Fassadenbereiche mit Metall zu bekleiden.
Spezialdetails
Den Beginn der Klempnerarbeiten markiert die Montage der polygonal verlaufenden und vorhängenden Dachrinne zur Entwässerung der Hauptdachfläche. Speziell angefertigte und an der Traufe montierte Rinnenhalter tragen eine trapezförmige und an den Nähten verschweißte 2-mm-Aluminiumrinne. Die multifunktionalen Rinnenhalter erfüllen darüberhinaus eine weitere Aufgabe – die sichere Befestigung der farbbeschichteten Aluminium-Untersichtblende. Das Ergebnis ist eine schlank konstruierte Dachentwässerungsanlage, deren Rinnenhalter von außen nicht sichtbar sind und deren Farbgebung mit der des Daches übereinstimmt.
Ein weiterer Rinnentyp befindet sich am Übergang von der Hauptdachfläche zur Fassade des drehbaren Turmes. Diese, am Fußpunkt der Turmfassade angebrachte und an die Gebäudegeometrie angepasste Fassadenrinne, fängt das von der Turmdachfläche kommende Niederschlagswasser sicher auf. Der Clou dabei ist: Ein hinter der Fassade verborgenes Rohr leitet das Wasser sicher in die Aluminiumrinne ein. Das ist beachtlich, denn trotz der beengten Platzverhältnisse im Bereich des Fassadenaufbaus „fährt“ das 100-mm-Regenrohr berührungsfrei durch die mit einem Rinnenheizband ausgestattete Rinne – und zwar ohne die Drehbarkeit des tonnenschweren Turmes zu behindern.
Auf dem mit Stehfalzscharen aus farbbeschichtetem Aluminium eingedeckten Turmdach befindet sich eine Photovoltaikanlage. Dem Sonnenstand folgend, gewährleistet die drehbare Stromfabrik des Gemü-Domes stets beste Erträge. Außerdem sorgt die kontinuierlich wechselnde Position des markanten Turmes für ein ständig neues Erscheinungsbild des Gebäudes.
Durchdachtes Dach
Auch das Prefalz-Aluminiumdach punktet mit zahlreichen durchdachten Details. Dabei überzeugt unter Anderem die gelungene Dacheinteilung. Wie riesige Tortenstücke verlaufen die konischen Scharen auf den außerhalb der Dachmitte angeordneten Drehturm zu. Etwa auf der Hälfte wird die insgesamt circa 33 m lange Dachfläche von einem 180 mm hohen Gefällesprung unterbrochen. Die Gefällestufe gewährleistet einerseits die sichere Ausdehnung der silbermetallic beschichteten Scharen. Andererseits sorgt die an der Stufe eingebaute Öffnung für eine konstante Belüftung der hölzernen Dachkonstruktion und ermöglicht gleichzeitig den einfachen Deckbreitenwechsel der Scharen. Unterhalb des Gefällesprungs beträgt die Deckbreite der über 18 m langen Prefalz-Scharen etwa 12 cm – traufseitig sind die Falze bis zu 60 cm voneinander entfernt.
Über der Gefällestufe reihen sich zehn vorbildlich angeschlossene Lichtkuppeln aneinander. Die ausschließlich in Falztechnik hergestellten Lichtkuppel-Anschlüsse sind auch aufgrund der vortrefflichen Falzqualität (H 41 nach EN 485) der AlMn1Mg0,5-Prefalz-Legierung (nach EN 573) sehr gelungen. Symmetrisch in die fächerförmige Dachfläche integriert, umschließen die Falze die Lichtkuppeln, bevor die Scharen auf den 17,6 m durchmessenden Turm treffen. An der kreisrunden Turmwand sorgt eine 300 mm hohe Aufkantung für einen sicheren Anschluss. Um an der Wandanschluss-Aufkantung den größtmöglichen Lüftungsquerschnitt zu gewährleisten, verzichten die Smejkal-Klempner auf sonst übliche Holzkonstruktionen. Dafür stellen sie die Anschlusskästen aus 2-mm starkem Aluminium her, dübeln die Kastenprofile an der aufragenden Betonwand an und verschweißen zahlreiche Verschneidungen und Höhenversätze. Auch die über dem Luftaustrittskasten montierten Überhangprofile bestehen aus 2-mm-Aluminium. Auf den stabilen, weit ausladenden Profilen liegt die Fassadendämmung sicher auf, ohne dabei den Lüftungsquerschnitt zu verengen.
Clip-Relief sorgt für Sicherheit
Auf einer Gesamtlänge von 7500 m profitieren die mit einem Dichtband versehenen Stehfalze vom sogenannten Clip-Relief. Das sich zunehmender Beliebtheit erfreuende Clip-Relief ist eine Weiterentwicklung des traditionellen Stehfalzes. An der Falzaufkantung sowie am unteren Auflagebereich der Schar sorgen sickenförmige Erhöhungen für zusätzliche Sicherheit sowie mechanische Entlastung. Die mit einer Schlebach-Profiliermaschine vom Typ Quadro vor Ort profilierten Clip-Relief-Profile minimieren nachweislich mögliche Knistergeräusche. Darüber hinaus verringert das Clip-Relief Reibungseffekte zwischen Schar und Hafte deutlich. Dies ist vor allem bei größeren Scharlängen vorteilhaft. Auch die 40° geneigte Dachscheibe des drehbaren Turmes ist mit Clip-Relief-Profilen eingedeckt. Entsprechende Stehfalz-Klemmverbinder garantieren den sicheren Halt der Photovoltaikanlage. Rundgebogene, dem Dachverlauf folgende Schneefangrohre sind ebenfalls mit Klemmverbindern fixiert. Außerdem gehört ein Safepoint-Sicherheitssystem zum Auftragsumfang.
Lukrativer Erweiterungsauftrag
Nicht nur das Dach des Gemü-Domes fordert die Metall- und Flachdachspezialisten der Bau- und Industrieflaschnerei Robert Smejkal aus Heidenheim. Mit knallrotem Falzonal-Farbaluminium bekleiden die Klempner den Fassadenbereich um die großzügige Fensterfront der Dome-Cafeteria. Zudem fallen die Folien-Abdichtungen der Flachdächer in den Tätigkeitsbereich der Klempner. Die Vorteile für den Bauherren liegen auf der Hand und reichen von der sinnvollen Einbaureihenfolge über langzeitsichere Anschlüsse bis hin zur Tatsache, dass mit nur einem kompetenten Ansprechpartner alle relevanten Dach-Details abgestimmt werden können. Beispielsweise sind alle Flachdach-Wandanschlüsse mit sogenannten Verbundblechen hergestellt. Diese folienkaschierten und entsprechend gekanteten Profile bilden, verschweißt mit der späteren Folien-Abdichtung, einen professionellen Übergang an Dachränder und Dachaufbauten aller Art. Das eingesetzte Foliensystem Evalon von Alwitra zeichnet sich durch technologisch aufeinander abgestimmte Produktgruppen aus, die intelligente und sichere Dachabdichtungslösungen ermöglichen.
Ein Platz zum Denken. Ein Platz zum Wirken
Im Vorfeld geführte Beratungsgespräche zwischen dem technischen Innendienst von Prefa, Klempnerfachbetrieb und Planer veranschaulichen eindrucksvoll, wie professionelle Zusammenarbeit aussieht. Der eigens zum Denken und Wirken geschaffene Gemü-Dome forderte alle Beteiligten extrem. Das Zusammenspiel aller am Bau eingesetzten Materialien sowie die hohe Fachkompetenz der Ausführenden ist maßgeblich für das perfekte Ergebnis verantwortlich. Und für den Besucher wird spätestens beim Betreten des Neubaus klar: Die „Gemü Gebr. Müller Apparatebau GmbH & Co. KG“ hat mit dem Gemü-Dome einen mehr als denkwürdigen Platz geschaffen.
*Robert Smejkal ist Klempnermeister und Geschäftsführer des gleichnamigen Klempnerfachbetriebes in Heidenheim sowie Fachgruppenleiter Klempnertechnik des Fachverbandes SHK Baden-Württemberg
BAUTAFEL
Der Gemü-Dome in Waldzimmern-Niedernhall ist mehr als ein Messebau- und Innovationszentrum. Das moderne Gebäude ist Ideenschmiede, Präsentationsfläche, Test-Zentrum sowie ein Zentrum der Begegnung mit Kunden, Kultur und Gesellschaft. Die Architektur spiegelt dabei die besondere Offenheit des Unternehmens nach außen. Unter anderem versinnbildlichen großzügige Verglasungen, perspektivenreiche Sichtachsen und die visionäre Kuppelform den Gestaltungswillen und die Gestaltungskraft der „Gemü Gebr. Müller Apparatebau GmbH & Co. KG“. Außerdem schafft das Unternehmen auf unkonventionelle Weise neuen Raum für zukunftsorientierte Entwicklungen und Arbeitsplätze.
Bauherr: Fritz Müller Apparatebau, Ingelfingen – Criesbach
Planung Bauleitung und Holzbau: Max Vogelsang AG, Wohlen, Schweiz
Statik: Ing.-Büro Erich Schwarz, Künzelsau
Örtliche Bauleitung: Karin Feinauer
Ausführung: Fa. Smejkal
Technische Betreuung: technischer Innendienst Prefa Wasungen
Gebäudelänge: ∼ 70 m
Turmdurchmesser: 17,6 m
Dachfläche: ∼ 3000 m2
Umbauter Raum: ∼ 40 000 m³
Fensterflächen: ∼ 1300 m2
Bauweise: Moderne Stahlbeton-Holz-Glaskonstruktion
Dachkonstruktion: Holzleimbinder mit zwischenliegender Wärmedämmung und aufgedoppelter Belüftungsebene
Dacheindeckung: Farbbeschichtetes Aluminium, Prefalz silbermetallic