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Detailverliebte Aluminiumhülle

Vom Reisen, Rastern und Rasten

Es heißt: Spengler stellen sich Ausführungsdetails bildhaft vor, klappen komplexe Bauformen mit dem geistigen Auge regelrecht auf und skizzieren dabei mit Leichtigkeit entsprechende Abwicklungen. Ferner heißt es: Architektur-Fotografen bestimmen zuerst den Bildausschnitt, prüfen dann dessen Bildwirkung, um anschließend das Motiv mit der Kamera aus dem Umfeld „auszuschneiden“. Auf der Suche nach geeigneten Objekten, an denen Spengler und Fotografen gleichermaßen ihre intuitiven Fähigkeiten perfektionieren können, entpuppt sich die neue Gotthard-Raststätte im Schweizer Kanton Uri als geradezu ideal. Wem es gelingt, das Gebäude visuell zu rastern und dabei bedeutende Fassadenausschnitte zu bestimmen, entdeckt sowohl Ähnlichkeiten mit der grandiosen Landschaft, als auch zahlreiche hochinteressante Spenglerdetails. Die Vorgehensweise ist verhältnismäßig einfach. Zuerst wird ein erdachter Rahmen um den entsprechenden Bildausschnitt gelegt. Optisch freigestellt, lösen sich Detail wie Motiv aus der Fassade und begünstigen die Konzentration auf das Wesentliche. Auf diese Weise definiert der Spengler hinter dem fiktiven Ausschnitt liegende Anschlussdetails, während der Fotograf Architekturlinien, die dem gewöhnlichen Betrachter verborgen bleiben, visualisiert. Soweit zur Theorie, die durch Übung zur Praxis wird. Spätestens dann verblüffen einfache aber effizient gelöste Spengler-Details den Fachmann und die vor dem blauen Himmel ausgeschnittenen architektonischen Linien erinnern dabei entfernt an umliegende Berge und schroffe Felswände. All das geschieht nicht zufällig, sondern ist das Ergebnis akribischer Planung und professioneller Umsetzung einer Architekturidee. Gezielt setzt Max Germann vom Architekturbüro Germann + Achermann aus Altdorf eine Formensprache ein, die in der Lage ist, markante Bergspitzen der Umgebung sowie das Geschehen auf der Straße widerzuspiegeln. Die metallische Fassade korrespondiert dabei vor allem mit der metallischen Welt der Fahrzeuge, der Bewegung, der Technik und der Geschwindigkeit.

Fassadenplanung, Unterkonstruktion und Details

Extrem starke, föhnbedingte Windverhältnisse sind im Reusstal nicht ungewöhnlich. Am Standort der Gotthardraststätte können die Windlasten Staudrücke von 1,4 kN/m² erreichen. Unterkonstruktion, Metallfassade und Doppelstehfalzdach müssen somit hohe Anforderungen erfüllen. Folglich war die genaue Planung der erste wichtige Schritt zur Umsetzung der Spenglerarbeiten an Fassade und Dach.

Der Wandaufbau: Auf betoniertem Untergrund wurde eine stehende 120 x 80 mm starke und eine liegende 80 x 80 mm starke Holzlattung kreuzweise befestigt – dazwischen eine 120 mm und eine 80 mm starke Mineralfaserdämmung »eingebracht. Auf ein Windpapier wurde verzichtet, da die Vorderseite der Wärmedämmung verdichtet ist. Darüber wurden 40 x 60 mm messende Holzlatten als Hinterlüftung mit 90-mm-Rillennägeln in einem Achsabstand von 210 mm befestigt. Dieser Wandaufbau ist bestens geeignet, um die farbbeschichteten Aluminiumschindeln problemlos per Einhängehaft und rostfreien 25-mm-V2A-Rillennägeln zu fixieren (im Randbereich durch zwei Hafte pro Schindel).

Die Fassade

Ein aus mehr als 12 000 kleinformatigen Aluminiumschindeln bestehende Schindelkleid (1200 m²) schützt das Gebäude vor der rauen Witterung. Die an der Fassade verarbeiteten, sogenannten Prefa-Dachschindeln verbinden die tausendfach bewährte rhombische Schindel-Form mit den zukunftsweisenden Eigenschaften des Werkstoffes Aluminium. In einer 2/3-Teilung verlegt, erzeugen die Schindeln ein harmonisches Gesamtbild. An Längs- und Querseite angeformte Falze sorgen für die nötige Sicherheit des wetterfesten Verbundes. Neben dem Witterungsschutz stellte der optische Anspruch eine große Herausforderung dar. So mussten die Aluminiumschindeln beispielsweise an den Fassadenecken exakt auf gleicher Höhe aufeinandertreffen – und das bei einem Gebäudeumfang von 180 m. Diese Aufgabe löste der beauftragte Spenglerfachbetrieb Bosshard mit Hilfe eines Rotationslasers.

Um die Anschlüsse ebenso sicher wie optisch ansprechend zu realisieren, fertigten die Spengler des Altdorfer Fachbetriebes die entsprechendenAnschlussprofile aus farblich abgestimmten, 0,7 mm starken Prefalz-Aluminiumbändern. Die technisch und handwerklich sauber ausgeführten Details, wie etwa die offene Gebäude-Außenecke, überzeugen. Die millimetergenau angeschnittenen und abgebogenen Eck-Schindeln erzeugen trotz der Offenheit den Eindruck scharfkantig ausgeführter Außenecken.

Besonders die unkonventionellen Details belegen, welch gestalterisches Potential auch mit Großserienprodukten umgesetzt werden kann. Die gezeigten Lösungen sind dabei absolut nachahmenswert. Die 0,7 mm starken und 240 x 420 mm großen Aluminiumschindeln aus Prefalz-deluxe-Bandmaterial in der Oberfläche „Delphin“ glatt produzierte Prefa projektbezogen.

Das Doppelfalzdach

Analog dazu wurde auch die 850 m² große Dachfläche metallgedeckt. Ein doppelt gefalztes Stehfalzdach, gefertigt aus farbbeschichtetem Aluminium in Falzqualität H41, garantiert entsprechende Sicherheit. Das eingesetzte 0,7 mmstarke farbbeschichtete Prefalz-deluxe-Aluminium-Coilmaterial besitzt ebenso wie die Fassade besondere Oberflächeneigenschaften: Ähnlich einer Lasur ermöglicht das, bei der Oberfläche „Delphin“ angewendete Grundlack-Decklacksystem die Wahrnehmung der herstellungsbedingten Walzspuren des Grundmaterials. Die besonders abrieb- und kratzfeste gräuliche Lackoberfläche des nach EN 485 gefertigten Aluminiumbandes wurde in den Coil-Abmessungen 0,70 x 1000 mm sowie 0,70 x 500 mm ausgeliefert.

Die Länge der eingebauten Scharen beträgt durchschnittlich 6,60 m, wobei zwischen den einzelnen Feldern angeordnete 85 mm hohe Abtreppungen die Dachfläche deutlich gliedern. An den Abtreppungen befinden sich zudem weitere Lüftungsöffnungen. Die mit Lochgittern abgedeckten Öffnungen ermöglichen die optimale Hinterlüftung der klassisch ausgeführten Holzunterkonstruktion.

* Pascal Bosshard, eidg. dipl. Spenglermeister und Geschäftsführer Spenglerei Bosshard

Pascal Bosshard*

Gedanken zum Projekt

Reisen und Rasten sind unabdingbar miteinander verbunden. Das galt für Reisende am Gotthard stets in besonderem Maße und das tut es heute noch. Selbst der Gewohnte nimmt die Reise durch den Gotthard als Übergang wahr und begrüßt eine Rast, sei es vor oder nach dem Übergang. Deshalb ist die von hohen Gebirgszügen umgebene, an der A2 bei Schattdorf gelegene Gotthard-Raststätte auch nicht irgendeine Raststätte an irgendeinem Weg. Das neu errichtete Hauptgebäude lädt Reisende zur Rast, die den Gotthard hinter sich gelassen haben und ist somit ein spezieller Ort, der nach dem speziellen Ereignis aufgesucht werden kann.

Bautafel

Bauherr: Gotthard-Raststätte A2 Uri AG, Schattdorf, Schweiz

Architektur: Germann + Achermann, Altdorf

Fachbetrieb: Bosshard Spenglerei Flach- und Steilbedachungen 6460 Altdorf, Schweiz

Material: Dach: Prefalz deluxe, farbbeschichtetes Aluminium

Fassade: Prefa-Dachschindeln, Oberfläche glatt

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