Wie kommt ein sandsteinfarbenes Gebäude mit anthrazitfarbenem Aluminiumdach zu seinem Namen „blaues Haus“? Zumindest in und um Stuttgart dürfte die ausgefallene Geschichte rund um eine Gebäudesanierung und ein entwendetes Bauschild jedem Zeitungsleser bekannt sein. Rückblick: Seit geraumer Zeit wird am Stuttgarter Herdweg ein historisches und architektonisch anspruchsvolles Gebäude von Grund auf saniert. Um auf das Gebäude aufmerksam zu machen, enthüllte der Bauherr, der Förderkreis Krebskranke Kinder e.V. Stuttgart, im Juni 2010 gemeinsam mit dem Künstler Nikolaus Koliusis zum zweiten Mal ein auf dem Bauschild installiertes, blau leuchtendes Kunstobjekt. An derselben Stelle wies bereits zuvor eine Lichtinstallation auf das neue Familienhaus hin, doch leider weckte diese dabei falsches Interesse und wurde von Unbekannten geraubt. So viel Wirbel um ein künstlerisch wertvolles Bauschild gab es in der baden-württembergischen Landeshauptstadt selten. Und spätestens seit der erneuten Enthüllung einer Lichtinstallation ist das zu sanierende Gebäude in der Öffentlichkeit als „blaues Haus“ bekannt.
Mit dem Ziel, das im zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte und leider nur provisorisch reparierte Dach originalgetreu zu rekonstruieren, suchten der planende Architekt Joachim Friedrich von Berg und der ausführende Architekt Mathias von Poswik nach Möglichkeiten, dem ungewöhnlich geschnittenen Dachgeschoss wertvollen Wohnraum abzuringen. Außerdem sollte der Dachausbau energetisch optimiert und die Dacheindeckung zeitgemäß, wirtschaftlich und dauerhaft dicht ausgeführt werden. Schließlich fiel die Entscheidung (das historische Vorbild war mit Schiefer gedeckt) auf eine Dacheindeckung mit anthrazitfarbenen Aluminiumdachschindeln der Marke Prefa. Die farbbeschichteten Schindeln passen sich optimal an klassische Dachstrukturen an und sind daher hervorragend für Objekte mit älterer Bausubstanz geeignet. In sogenannter ¾-Teilung verlegt entsteht ein wetterfester, sicherer und harmonischer Flächenverbund. Die nötige Sicherheit gewährleisten auf der Schindellängs- und -querseite angebrachte Falze sowie die indirekte Befestigung der Dachschindeln. Ergänzend wurden komplexe Dachbereiche wie die Turmeindeckung oder die flach geneigten Kehl- und Dachbereiche in klassischer Doppelstehfalztechnik ausgeführt. Dabei kamen farblich passende Prefa-Aluminiumbänder zum Einsatz.
Architektenfrühstück auf dem Dach
Ob auf dem iPad, in Broschüren oder auf der Firmen-Homepage – das Schöne an Referenzobjekten ist, dass man sie jederzeit und überall vorzeigen kann. Und selbstverständlich dürfen auf einer Referenzliste besondere Projekte wie das stadtbekannte „blaue Haus“ nicht fehlen. Doch wie kann man Interessenten die spannende Veranschaulichung der Arbeiten während der eigentlichen Bauphase ermöglichen? Können Fragen zur Schindeleindeckung und ihrer fantastischen Sturmsicherheit eventuell direkt auf dem Dach beantwortet werden? Genau darüber machte sich der Prefa-Architektenberater Bruno Rösch gemeinsam mit Klempnermeister Martin Buck vom gleichnamigen Fachbetrieb aus Wildberg im Nordschwarzwald Gedanken. Ihre Idee: eine Infoveranstaltung über den Dächern von Stuttgart.
Zunächst überlegten sie, ob greifbare und reelle Informationen in einer von E-Mail-Newslettern, Internetplattformen und Apps dominierten multimedialen Welt überhaupt Beachtung finden. Anschließend prüften sie, ob handfeste Veranstaltungen wie zum Beispiel klassische Vor-Ort-Besichtigungsangebote überhaupt noch wahrgenommen werden und ob Architekten Interesse daran haben, ihren Kollegen in die Planung beziehungsweise den ausführenden Handwerkern auf die Finger zu schauen. Die Antwort lautet „ja“ – zumindest dann, wenn auf der Suche nach wirtschaftlichem Erfolg übereinstimmende Interessen mit entsprechender Motivation verfolgt werden. Was sich hier zunächst überaus theoretisch anhört, wurde von Bruno Rösch und dem Team der Buck GmbH auf beeindruckende Art und Weise umgesetzt.
Um interessierte Architekten mit den Vorteilen der Prefa-Dachschindeln vertraut zu machen, organisierten die beiden Metalldachexperten ein überaus erfolgreiches Architektenfrühstück auf dem Dach des „blauen Hauses“. Das Erfolgsrezept der Veranstaltung war denkbar einfach: Auf unnötigen Ballast wie Krawattenzwang und Fünf-Sterne-Küche wurde verzichtet und stattdessen Kaffee und selbstgebackener Kuchen am Ort des Geschehens serviert. Garniert wurde das Ganze mit erstklassigen und handfesten Informationen…
Beispielhafte Organisation …
Im Vorfeld stellte das Zwei-Mann-Planungsteam ein speziell an die Bedürfnisse von Architekten angepasstes Programm zusammen. Sie verschickten ansprechende Einladungen samt Materialmuster und sorgten dafür, dass sich zahlreiche Stuttgarter Architekten zur „Objektbegehung blaues Haus“ anmeldeten. In den unausgebauten Dachräumen der Baustelle informierten sie ihre Gäste mit sogenannten Impulsvorträgen zu den Themen „Dachaufbau und Metalleindeckung“ sowie „Sanierung mit besonderem Anspruch an Material und Optik“. Über eine Rampe ermöglichten sie ihren Gästen leichten Zugang auf das Gerüst und von dort aus weiter zum Hauptschauplatz der Veranstaltung – dem Prefa-Dach. In luftiger Höhe veranschaulichten die Klempner der Buck GmbH, wie Aluminium-Dachschindeln montiert werden, während Martin Buck und Bruno Rösch die Fragen der interessierten Architekten beantworteten. Dabei stellte sich heraus, dass die Planer diesen besonderen Termin auf dem anspruchsvollen Mansardendach des „blauen Hauses“ hauptsächlich aus zwei Gründen nutzten: Entweder befassten sie sich aktuell mit ähnlichen Planungen oder sie befanden sich auf der Suche nach praktikablen Dachdeckungs-Details für ihre eigenen Projekte – und sie wurden fündig.
… und praxisnahe Informationen
Als die wissbegierigen Architekten die höchste Gerüstlage erreichten, waren sie überrascht, eine ganze Armada hochspezialisierter Klempner auf dem Dach anzutreffen. An jeder Ecke wurde gefalzt, genagelt und eingedeckt. In vorbildliche graue „Klempnerkluft“ gekleidet montierten die Dachprofis der Buck GmbH Dachschindeln, Schneerechen und Gratabdeckungen und führten dabei perfekte Lösungen vor. Überhaupt hat es die Form des vorwiegend mit Aluminiumschindeln gedeckten neuen Daches des Familienhauses in sich. Wo sonst können Architekten derart viele Grate, versetzte Kehlen oder belüftete Firstabdeckungen aus Aluminium begutachten? Und – besser noch – den ausführenden Klempnern spezielle Fragen dazu stellen. Vor Ort erfuhren sie, wie eine indirekte Schindelbefestigung am Grat funktioniert oder wie ein Schneefangrechen in die Dachfläche eingearbeitet wird. Ergänzend zu den umfangreichen Praxisinformationen berichtete der bauleitende Architekt Mathias von Poswik, welche Hindernisse bei der Umnutzung des Gebäudes auftauchten und wie er diese gemeinsam mit seinem Kollegen, dem planenden Architekten Joachim Friedrich von Berg, aus dem Wege räumte.
Fazit
Um ausgefallene Wege zu beschreiten, ist Einfallsreichtum und Mut zum Risiko gefordert. Die Idee, eine Informationsveranstaltung auf dem Dach zu organisieren, sorgte für entsprechende Aufmerksamkeit. Ihre erfolgreiche Umsetzung wurde durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Produkthersteller und ausführendem Fachbetrieb erreicht. Unter dem Strich lohnte sich die Teilnahme an der Objektbegehung für alle Beteiligten, denn die Bekanntheit des Dachdeckungsmaterials, des Gebäudes selbst und schließlich der Leistungsfähigkeit des Klempners konnte maßgeblich gesteigert werden.
BAUTAFEL
Bauherr: Förderkreis Krebskranke Kinder e.V., Stuttgart
Architektur: J. F. von Berg und M. von Poswik, Stuttgart
Fachbetrieb: Buck GmbH, Wildberg
Dachdeckung: Prefa-System-Dachschindel aus Farbaluminium, Oberfläche P.10 sowie Doppelstehfalzeindeckung aus Prefalz-Farbaluminium, Oberfläche P.10
Dachaufbau: Zwischensparrendämmung mit hinterlüfteter Vollholzschalung
Hintergrund Blaues Haus
Besondere Geschichte – bedeutende Zukunft
Das zentral gelegene historische Gebäude ist eng mit einer besonderen Geschichte aus der Vergangenheit sowie einer wichtigen Aufgabe in der Zukunft verbunden. Im „blauen Haus“ entstehen insgesamt 19 Appartements sowie Wohn- und Gemeinschaftsräume. Nach der Sanierung steht das Gebäude Familien krebskranker Kinder zur Verfügung. Die Familien können dort übernachten oder Ruhe und Kraft tanken, während sich ihre Kinder im benachbarten Olgahospital in stationärer Behandlung befinden.
Autor
Martin Buck
ist Klempnermeister und Geschäftsführer des ausführenden Fachbetriebes Buck GmbH, Wildberg
Autor
Bruno Rösch
ist Metallbautechniker und Architektenberater der Prefa GmbH in Bergisch Gladbach