Ingo und Ludwig Leibinger kennen die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden genau und zeigen mit dem Galeriehof, dass anspruchsvolle Architektur und bezahlbarer Wohnungsbau sich keineswegs ausschließen müssen. Dennoch stellte es für alle Beteiligten eine spannende Aufgabe dar, den Entwurf einer Skulptur mit höchsten Ansprüchen an modernes Wohnen nicht nur auszugestalten, sondern auch tatsächlich umzusetzen. Die Wohnungen sind u.a. mit Parkettböden und digitaler Vernetzung topmodern ausgestattet und ein Lift bringt den Bewohner direkt aus der Tiefgarage in die eigenen vier Wände.
Skulpturale Gebäudeform
Die Möglichkeiten einer gleichzeitig als Fassade funktionierenden Dachhaut sind eher begrenzt. Vor allem, wenn diese auch noch optisch überzeugen soll. Eine kleinformatige Schindel hat hier klare Vorteile. Durch die feingliedrige Deckung wirken Richtungswechsel und Kanten in der Gesamtheit homogen und gleichmäßig. Und das Ganze ist nicht nur schön, sondern auch funktionell. Nach verschiedenen Bemusterungen vor Ort schaute sich Herr Leibinger sen. in Stuttgart die neu in steingrauer Schindel eingedeckte Waldorfschule an. Hier waren einige diffizile Ecken zu finden, denn rechte Winkel werden bei den Anthroposophen gerne vermieden. Die neue Oberfläche in P.10 Steingrau überzeugte.
Die Ausführung als Warmdach ist das Steckenpferd von Detlef Lüers, technischer Leiterr der Prefa in Köln: „Wenn keine korrekte Belüftung möglich ist, kann man auch darauf verzichten“, so der Dachdecker- und Klempnermeister. Alle Details wurden technisch beschrieben. A und O ist die korrekte Ausführung der Dampfsperre über alle vorhandenen Anschlüsse. Die Betonaußenwand ist mit Konstruktionsvollholz und mineralischer Dämmung unter einer Brett-Vollschalung voll ausgedämmt. Der Dachbereich ist mit Massivholz ausgeführt. Über dem Sparren wird mit einer OSB-Platte plus Dampfsperre für die nötige Dampfdichtigkeit gesorgt. Der mineralische Dämmstoff, zwischen Holzkonterlatten verlegt, sorgt mit entsprechender Masse für gute Schall- und Hitzeeigenschaften, eine 24-mm-Brettschalung (mit hochwertiger Unterspannbahn versehen) für diffusionsoffene Bauphysik nach außen. Die Prefa-Schindel konnte somit auch als Warmdach auf einer Dachneigung von 25° verlegt werden. Aufgrund der Geometrie wurde auf die Hinterlüftung verzichtet, dies verlangte eine umso genauere Planung und Ausführung bei der Arbeit mit der kleinformatigen Deckung. Bei innenliegenden Rinnen, Graten, Schneefang etc. war der Kalkulator und Projektleiter der Firma Maurer nicht wirklich zu beneiden. Wie ist der Schneefang auszuführen? Werden Schneestopper oder Schneerechen eingesetzt? Wenn ja, wie oft? Bei welchem Dachbereich und bei welcher Neigung? Notentwässerung der Rinne nach vorne, mit oder ohne Heizung? Lars Herzog hatte das Problem, dass er die beschriebenen und kalkulierten Ausführungen allesamt erfüllen musste.
Zu Recht darf gesagt werden, dass sich alle vor Ort Beteiligten durch eine gute Leistung hervorhoben. Der bauleitende Architekt, Heinrich Binder hat mit dem Team des Fachbetriebes Maurer die richtigen Lösungen gefunden. Die Monteure Waldemar Wopke und Bernhard Kummer wurden von Lehrverleger Benjamin Wilde in die spezielle Kunst der Arbeit mit der Prefa-Schindel eingewiesen. „Ein Vorteil ist“, so Benjamin Wilde, „dass die im Süden die Sache mit dem Blech schon kennen.“ Und genau dies konnte der Fachbetrieb Maurer aus Schramberg erneut mit einer besonderen Arbeit unter Beweis stellen.
Intensive Beratung und Unterstützung
Für das Gelingen von Objekten solchen Kalibers gibt es eine Grundvoraussetzung: Die Schnittstellen zwischen Architektur und Handwerk müssen optimal funktionieren. Bei der Projektierung des Galeriehauses in Tuttlingen waren die Prefa-Anwendungstechniker von Anfang an eng eingebunden. Um besonders praxisnahe Projektierungsergebnisse zu erreichen, entwickelte Detlef Lüers von der Prefa GmbH aus Köln gemeinsam mit den Planern zahlreiche Details zur Ausführung des Dachaufbaus. Darüber hinaus wurden auch diverse Regeldetails festgelegt, um anschließend eine entsprechende Beschreibung im Leistungsverzeichnis zu formulieren. Dank klarer Vorgaben waren die Risiken bei der Ausführung überschaubar und die Arbeiten konnten durch die Spezialisten des Fachbetriebs Maurer aus Schramberg-Sulgen routiniert durchgeführt werden. Schließlich ist der Fachbetrieb mit der Verarbeitung von Aluminium bestens vertraut.
Unter der Leitung von Manfred Burgbacher wird in der Metallsparte der Maurer Metalltechnik GmbH & Co. KG zu 50 % mit Prefa-Aluminium gearbeitet. Manfred Burgbacher erinnert sich, dass 1978/79 das erste große Objekt mit Falzonal (eine Doppelsporthalle) gedeckt wurde. Seit dieser Zeit wuchs das Unternehmen mit seinen Aufgaben und mit Aluminium. Auch Lars Herzog war von dem besonderen Reiz des Galeriehauses angetan. Souverän setzte der Techniker und Projektleiter des Fachbetriebs Maurer bereits in der Planungsphase die geforderten Vorgaben in die Praxis um. Unterstützt wurde er dabei von Prefa-Lehrverleger Benjamin Wilde und Fachberater Norbert Zolg. Gemeinsam mit den Spezialisten der Maurer Metalltechnik GmbH & Co. KG optimierten die Alu-miniumprofis alle Anschlüsse an Rinnen- und Übergangsdetails sowie an den zahlreichen Grat- und Dachversatzlinien.
BAUTAFEL
Architektur: G.A.S. Prof. Dipl.-Ing. Georg Sahner BDA, Stuttgart
Verantwortlicher Bauherr: Leibinger Immobilienvermittlung, Ingo Leibinger, Tuttlingen
Auftraggeber: Leibinger Wohn- und Gewerbebau GmbH, Mühlheim an der Donau
Bauleitung: Architekt Heinrich Binder, Tuttlingen
Fachbetrieb: Maurer Metalltechnik GmbH & Co. KG, Schramberg-Sulgen
Projektleitung: Manfred Burgbacher und Lars Herzog
Projektinfo Kompakt
Raffinierte Architektur in nicht belüfteter Ausführung
Das Galeriehaus ist schon aufgrund seiner Lage etwas Besonderes. Die Architekten G.A.S. Sahner aus Stuttgart erhielten vom Investor Leibinger den Auftrag, ein anspruchsvolles Gebäude mit individuellem Charakter zu gestalten. Die pyramidenähnliche Form, mit verschiedenen Winkelflächen auf eine Spitze zulaufend, stellte besondere Ansprüche an Technik und Material. Das Projekt erhielt durch die Dachschindel von Prefa eine gleichmäßige, homogene Fläche, welche neben einer anspruchsvollen Optik auch technisch optimal die Anforderungen einer dichten Dach- und Fassadeneindeckung erfüllte. Aufgrund der spitz zulaufenden und sehr komplexen Gebäudeform entschieden sich Planer, Techniker und Ausführende, die Fassade sowie das Dach als nicht belüftete Warmdachkonstruktion auszuführen. Übergänge, Durchdringungen sowie innenliegende Rinnen und Loggien konnten somit ohne aufwendige Hinterlüftungsführung realisiert werden. Dass der besondere gestalterische Anspruch mit hohen technischen Herausforderungen einherging, versteht sich nahezu von selbst.
INFO
Die Firma Maurer besteht seit 1933 und ist seit 1973 auch im Bereich Flaschnerei aktiv. 1978/79 wurde das erste große Falzonal-Dach auf einer Doppelsporthalle in Sulgen realisiert. Seit 1981 existiert die Maurer Metalltechnik GmbH & Co.KG als eigenständiger Unternehmenszweig der Firmengruppe Maurer. Aktuell arbeiten 14 Flaschner und vier Zeitarbeiter in dem schwerpunktmäßig auf Aluminium spezialisierten Unternehmen.
Autor
Bruno Röschist Architektenberater bei der Prefa GmbH, Köln