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Alter Elbtunnel mit neuem Kupferhut

Verwandlung unter Plastikplanen

Kopfbedeckungen erfüllen wichtige Aufgaben. Sie schützen, dienen als Zeichen der Würde oder signalisieren die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Nicht selten sind die Farben oder Formen entsprechender Kopfbedeckungen auf Wappen und Bannern abgebildet. Vor diesem Hintergrund wundert es kaum, dass zumindest nach vorherrschender Klempnermeinung, die Farbe des Hamburger Stadtwappens derzeit nicht Rot, sondern Kupferrot sein sollte. Genau so Kupferrot wie die an mehreren Baudenkmälern vorherrschende Farbe. Dabei sind einige der hanseatischen Metalldachschönheiten nur einen Steinwurf voneinander entfernt.

Zu den kupferroten Wahrzeichen der Hansestadt zählt beispielsweise die St. Michaelis-Kirche im Stadtteil Neustadt. Der als Hamburger „Michel“ bekannte Kirchenbau erhält derzeit eine neue Dacheindeckung aus Kupfer. Am Turm einer weiteren Hamburger Hauptkirche, der St. Katharinen-Kirche, wird aktuell ebenfalls die Kupfer-eindeckung ausgetauscht. Der im 13. Jahrhundert erbaute Turmschaft ist, nach dem Leuchtturm von Neuwerk, das älteste aufrecht stehende Bauwerk Hamburgs. Und dann ist da noch die Kupferkuppel über dem Schacht des alten Elbtunnels. Rund zehn Mio. Goldmark hat der Tunnel einst gekostet. Wichtig war: Eine Kutsche mit aufgestellter Peitsche musste durchpassen. Im Herbst 1911 wurde das Bauwerk seiner Bestimmung übergeben. Zeitsprung: Im Herbst 2008 entfernten Gerüstarbeiter 1400 m² der weißen Bauplane, die die grüne Kupferkuppel des Eingangsgebäudes monatelang verhüllte.

Tonnenschwere Überraschung

Das vormals grüne Kuppelstehfalzdach mit einem Kugelradius von 12 m musste einer neuen Dachhaut weichen. Kupferrot und nur für wenige Tage glänzte die aus walzblanken Tecu-Classic-Kupferbändern gefertigte, über 7 t schwere Neueindeckung in der Sonne. Einerseits, weil die Hamburger Herbstsonne selten zu sehen ist und andererseits, weil der Oxidationsprozess walzblanker Kupferoberflächen bei feuchter Witterung rasch voranschreitet.

Sorgfältig passten die Klempner des Fachbetriebes Heinrich Carstens aus Rotenburg/Wümme die neuen Scharen an die Rundung der hölzern geschalten Kuppel an. Die Scharen der Stehfalzeindeckung wurden dabei per Einzel- oder Streifenhaft mittels Edelstahl-Senkkopfschrauben befestigt. Aufgrund der exponierten Lage des Gebäudes waren diese Maßnahmen ebenso wie die Verwendung von Falzdichtbändern unumgänglich. Die Maxime lautete stets: absolute Sturmsicherheit und Wasserdichtigkeit durch alle Schichten des Dachaufbaus.

Auf der ebenfalls erneuerten Stahlbetonkuppel-Schale wurde daher eine bituminöse Schweißbahn-Abdichtung aufgeflämmt. Zum Schutz der darüber und zwischen den Auflagerknaggen liegenden 80 mmstarken Wärmedämmung kam eine dampfdiffusions-offene Dachunterspannbahn zum Einsatz. Wiederum darüber wurden 8 x 12 cm starke Auflagerknaggen verankert, die 6 x 12 cm starke Lagerhölzer tragen. Erst auf diesen Lagerhölzern wurde die eigentliche stumpf gestoßene Holzschalung samt darüberliegender strukturierter Trennlage und Tecu-Kupfer­eindeckung befestigt.

Gefällesprünge, Einfassungen und Belüftungsschlitze

Die Kuppeleindeckung wurde als Tafeldeckung mit sich nach oben verjüngenden, konischen Scharen ausgebildet. Dabei wechseln sich tief liegende und um 6 cm erhöhte Bereiche ab. Diese sogenannten Rippen strukturieren die Dachfläche deutlich. Ein weithin sichtbarer profilierter Gefällesprung verbirgt nicht nur die Zuluftöffnungen der hinterlüfteten Holzkonstruktion. Zudem ermöglicht er die Längenausdehnung der Kupfer-Scharen. Der im Radius 3 m messende Kuppelscheitel bildet den oberen Abschluss und verbirgt zugleich die entsprechende Entlüftungsöffnung.

Besonders interessant sind die kreisrund in der Kuppel eingefalzten Fenster, deren formschön ausgeführte und geschwungene Simsprofile anfallendes Niederschlagswasser sicher zur Traufe ableiten. Die am Traufpunkt angebrachte kreisrund verlaufende Rinne folgt der Geometrie der zuvor beschriebenen Kuppel-Rippen sowie den Rücksprüngen des Gesimsverlaufes. Daraus ergeben sich zahlreiche Wechsel zurückgesetzter und hervorstehender Rinnenbereiche.

Alter Elbtunnel

Der 1911 eröffnete St. Pauli Elbtunnel ist 426,5 m lang und verbindet mit seinen zwei Röhren die Innenstadt Hamburgs bei den St.-Pauli-Landungsbrücken mit Steinwerder. Bei seiner Eröffnung galt der seit 2003 unter Denkmalschutz stehende Tunnel als technische Sensation. Das Besondere: der Tunnel verfügt über keine Zufahrtsrampen. Die Fahrzeuge werden stattdessen am Anfang und Ende des Tunnels mit Autoaufzügen 24 m in die Tiefe befördert. Für den Antrieb der Fahrkörbe ist auf jeder Seite jeweils ein Eingangsgebäude errichtet worden. Den auf der nördlichen Elbseite weithin sichtbaren Basaltlava- und Tuffsteinbau überspannte noch bis vor kurzem eine grüne Kupferkuppel, die im Sommer 2008 erneuert wurde.

Bis zum 100. Tunnel-Geburtstag im Jahr 2010 sollen alle Gerüste verschwunden und die etwa 15 Mio. Euro teure Komplett-Sanierung abgeschlossen sein. Die Kosten für die neue Kupferhaut der Kuppel schlagen mit etwa 160 000 Euro dabei jedoch als eher kleiner Teil der Gesamtsanierungskosten zu Buche. Im Zweiten Weltkrieg wurden das Schachtgebäude auf der südlichen Elbseite sowie dessen technische Einrichtungen durch die Bombenangriffe schwer getroffen, was jedoch zu keiner längeren Sperrung des Tunnels führte. 1961 wurden mit einer Kupferbedachung des Gebäudes St. Pauli die letzten Spuren des Krieges beseitigt. Im Jahr 1994 begann eine Grundsanierung, deren Ziel die Wiederherstellung des Erscheinungsbildes von 1911 und der Einbau moderner Technik ist. Außerdem ist der Beton der Röhren so marode, dass bereits Kacheln heruntergefallen sind. Geplant ist, von 2009 bis 2010 die westliche und von 2010 bis 2011 die östliche Röhre zu sanieren. Auch heute durchqueren jeden Monat 30 000 Fahrzeuge und 40 000 Fußgänger die Norderelbe im alten Elbtunnel, der von den Architekten Raabe & Wöhlecke entworfen wurde.

Bautafel

Architektur: Hamburg Port Authority Dipl.-Ing. Matthias Gaettens

Bauleitung: Hamburg Port Authority Dipl.-Ing. Rainer Kuse

Fachbetrieb: Heinrich Carstens, Rotenburg/Wümme

Material: Walzblanke 0,7 mm starke Kupferbänder der Marke Tecu-Classic von der KME Germany AG & Co. KG, Osnabrück