Nur sehr wenige Menschen in den USA restaurieren Kuppeln. Günther Huber hat sich auf diese anspruchsvolle Arbeit spezialisiert. Für den Geschäftsführer von CopperWorks und Ornametals Manufacturing kam es nicht infrage, das ehrwürdige Gewölbe auf der Athens First United Methodist Church (FUMC) dem Schicksal preiszugeben. Das Team von Ornametals Manufacturing fertigte im Herbst 2020 besondere Profile für das Gotteshaus in Athens (Alabama), dreidimensional geformte Rauten aus walzblankem Kupfer. Daniel Delle, stellvertretender Geschäftsführer von CopperWorks, trug als Bauleiter die Verantwortung für die Ausführung der Arbeiten. Mit der Montage der Bekrönung aus Deutschland auf der Spitze des Gewölbes endete das Projekt unter großer öffentlicher Anteilnahme.
Drei Dimensionen und ein Knick
Die beiden Schwesterunternehmen erhielten den Auftrag, die alte Bekleidung auf der 1925 errichteten Kirche vollständig zu ersetzen. Aufgrund vieler Hagelstürme und Unwetter, die in der Region keine Seltenheit sind, wies die Bekleidung Leckagen auf. Die Vorgabe lautete, eine neue Eindeckung auf dem aktuellen Stand der Technik zu installieren, aber das historische Erscheinungsbild des Gewölbes so weit wie möglich zu wahren.
Die einzudeckende Fläche auf dem Gewölbe umfasste ungefähr 65 m². Die Form der Kuppel entspricht annähernd einer Halbkugel mit einem Durchmesser von schätzungsweise 7 m und einer Höhe von gut 3,20 m. Die alten demontierten Rauten waren völlig plan gewesen. Der Spezialist für Kuppelrestaurierungen entschied sich während der Planung, die Form der Rauten behutsam zu verändern und die Verlegetechnik zu modernisieren. Zu diesem Zweck wurden sämtliche Profile auf Maß gefertigt. Insgesamt entstanden 288 Exemplare aus 0,7 mm starkem Kupfer der Marke Aurubis. Die Mitarbeiter in der Werkstatt erzeugten den räumlichen Effekt der neuen Profile, indem sie stehende Kantungen in die benachbarten Seiten der Rauten einarbeiteten. Diese Kantungen sind an der unteren Spitze jeder Raute mehrere Millimeter hoch und reduzieren sich bis zur gegenüberliegenden Seite auf null. Dadurch erhebt sich die untere Spitze jeder Raute sichtbar über die Kuppeloberfläche. Zusätzlich stattete das Team die Rauten mit einer vertikalen Kantung aus, die entlang der Mittelachse verläuft und einen weiteren dezenten 3D-Effekt hervorruft.
Harmonische Struktur
Der Experte für historische Bekleidungen, der über eine Erfahrung von 45 Jahren im Spenglerhandwerk verfügt, optimierte die Größe der Profile und damit die Struktur der Bekleidung. Geschäftsführer Günther Huber: „Die Kupferrauten zeichnen sich durch verschiedene Kantenlängen aus. Wir haben quadratische Profile, Spitzrauten und Spezialformate hergestellt.“ Für die erste Reihe am Sockel des Gewölbes wurden halbe Quadrate gefertigt. Mit jeder folgenden Reihe verändern sich die Breite und Länge der Kupfertafeln. Das Team konstruierte schmale, spitzwinklige Rauten für die vorletzte Reihe und Spezialbauteile in Form halber Spitzrauten, die in Stehfalzscharen übergehen, für die letzte neunte Reihe. Diese gefalzten Scharen bilden den Anschluss zur kreisrunden Plattform, die die Bekrönung trägt. Die einzelnen Rautenformen sorgen für ein gleichmäßiges Verlegebild mit durchgehendem Linienmuster zwischen den Profilen. Die gleichmäßige Linienführung hatte in der früheren Bekleidung gefehlt. Bei der Restaurierung verzichtete der Chef der beiden Unternehmen auf die Rekonstruktion der äußeren Rippenbögen. Obwohl diese Bögen auf der alten Bekleidung vorhanden waren, ließ es die Statik des Gewölbes zu, die Bögen zu entbehren. Durch die Summe der Entscheidungen erhält die Kuppel eine moderne Optik, ohne ihren traditionellen Stil zu verlieren.
Kupfer hält länger als 150 Jahre
„Nach der Fertigung Ende Oktober letzten Jahres starteten wir schon Anfang November mit der Montage, die Mitte November nahezu vollendet war“, beschreibt der Wahl-Amerikaner mit deutschen Wurzeln den Verlauf der Installation. Auf dem Gebäude arbeiteten im Schnitt drei Monteure, die als Erstes die flach geneigten Bereiche unter dem Gewölbe mit walzblankem Kupfer in Stehfalztechnik bekleideten. Insgesamt 64 Stehfalze, deren Lage mit dem Linienmuster der Rauten korrespondiert, wurden am Sockel ausgeführt. Nach dem Ausklinken der Falze begann die Installation der Rauten. Die Befestigung der halben Quadratformate markierte den Startpunkt. Während der Montage bis zur Kuppelspitze fixierte das Team jede Tafel mit vier Haften, um die Stabilität der Bekleidung sicherzustellen. Rund um die Plattform, die die Bekrönung trägt, installierten die Mitarbeiter acht Zierornamente, die präzise an die kombinierten Stehfalzrauten angepasst werden mussten. CopperWorks verzichtete auf die Fertigung und Installation einer Regenrinne, sodass die Niederschläge vom Gewölbe über die flach geneigten Bereiche auf die tiefer gelegene Bedachung abfließen. Durch die Korrosionsbeständigkeit des Halbedelmetalls ist die Bekleidung äußerst wartungsarm. Der Bauherr braucht die kommenden Jahrzehnte nur sehr geringen Aufwand zur Instandhaltung der Kuppel einzukalkulieren. „Mit der richtigen Installation sollte Kupfer mehr als 150 Jahre halten“, bringt der Gründer der beiden Fachbetriebe die Firmenphilosophie auf den Punkt.
Bekrönung auf der Spitze montiert
Die Montage der Turmspitze am 26. Mai dieses Jahres setzte den krönenden Schlusspunkt der Restaurierung. „Ich konnte es kaum erwarten, die fertige Bekrönung auf unserer Kupferkuppel zu sehen. Die Montage der Spitze dauerte nur eine Stunde und war schneller vollbracht als der Aufbau des Krans“, fasst der Unternehmer die finalen Arbeiten zusammen, die von der Presse und vom Fernsehen begleitet wurden. Vor der Montage wurde allerdings noch die Konstruktion aus walzblankem Kupfer verändert. „Die Säulen der Turmspitze mussten weiß lackiert werden, weil die früheren Säulen, die ursprünglich aus Holz bestanden, in dieser Farbe beschichtet waren. Gewöhnlich mag ich es gar nicht, die natürliche Schönheit des Kupfers zu verändern. Aber manchmal muss sogar ich meine eigenen Regeln zugunsten der historischen Genauigkeit verbiegen“, gesteht der Geschäftsführer ein. Das im neoklassizistischen Stil errichtete Kirchengebäude steht im denkmalgeschützten Viertel (Historic Preservation District) der Stadt Athens, die zu den ältesten Städten des Bundesstaates Alabama zählt. Ein minimaler Unterschied erhielt ganz offiziell den Segen des Bauherrn. Das demontierte originale Kreuz wies rechtwinklig miteinander verschränkte Arme und Ringe auf. Der stellvertretende Geschäftsführer von CopperWorks, der als Bauleiter für das Projekt verantwortlich war, schlug vor, die Form zu vereinfachen. Anhand dieses Vorschlags erfolgte die Rekonstruktion und Montage des Kuppelkreuzes in der dezenteren Variante. Die Restaurierung belegt eindrucksvoll, dass dreidimensionale Rauten perfekt zur gewölbten Oberfläche passen und dem Wetter standhalten.
Bautafel
Projekt: Kuppelbekleidung mit dreidimensionalen Rauten für die Athens First United Methodist Church, Athens (Alabama)
Bauherr: Athens First United Methodist Church, Athens
Fachbetriebe: Vorfertigung und Montage Dacheindeckung sowie Montage der Dachbekrönung:
Ornametals Manufacturing, LLC, Cullman (Alabama)
CopperWorks Corporation, Decatur (Alabama)
Material: Kuppeleindeckung, Kupfer, walzblank, 0,7 mm, Aurubis
Dachbekrönung: Kaufmann Ulm Spenglereibedarf GmbH, Neu-Ulm