Bekanntlich lässt sich der Geschmack von Speisen verbessern, wenn man ein Ei darüber schlägt. Bei den Klempnern von Nakra ist das auch so – allerdings nur in der Küche oder am heimischen Herd. In der Ornamentenmanufaktur des Traditionsbetriebes haben Eier nichts zu suchen. Stattdessen werden in der Werkstatt des innovativen Unternehmens immer wieder Bullaugen hergestellt – natürlich solche aus Metall. Wussten Sie, dass in der Klempnersprache runde oder ovale Fenster als Bull- oder Ochsenauge bezeichnet werden? Diese unterschiedlich großen Fenster waren vor allem im Barock weit verbreitet. Verziert mit Schnecken, Blumen oder anderen Ornamenten wurden sie vorwiegend in steil geneigten Dachflächen eingebaut. Noch immer schmücken sie Mansarden in Paris, München, Berlin, Gera, Gratz oder Stockholm. Und damit das auch so bleibt, gehört die Rekonstruktion zu den Spezialitäten bei Nakra.
Worauf kommt es an?
Nakra-Geschäftsführer Michael Messerschmidt gerät schnell ins Schwärmen, wenn er vom Herstellungsprozess „seiner“ Ochsenaugen erzählt: „Immer wieder kommt es vor, dass Kollegen, Architekten oder Bauherren Ochsenaugen bei uns beauftragen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um den Nachbau historischer Baugruppen.“ Dazu kopiert Nakra stark in Mitleidenschaft genommene Originale so, dass Erscheinungsbild und die Größe der Replik der Vorlage bestmöglich entsprechen. „Wenn wir erkennen, aus welchem Grund die alten Bauteile im Laufe der Zeit ihren Dienst quittiert haben, dann optimieren wir die entsprechenden Details.“ Dazu verstärken die Ornamentenklempner Bereiche die besonders starker Dehnungsbeanspruchung standhalten mussten. In anderen Fällen erhöht das Nakra-Team die Materialdicke zur Steigerung der Eigenstandfestigkeit. Natürlich können die Nakra-Fachleute, falls gewünscht, auch konstruktive Aussteifungen aus Edelstahlprofilen oder sogar kreisrunde Unterkonstruktionsprofilringe anfertigen.
Standardsituation
„Die Herstellung aufwendiger Spezialkonstruktionen kommt jedoch eher selten vor“, so Messerschmidt. Über 80 % der Ochsenaugen werden aus Kupfer oder Zink auf Holzunterkonstruktionen montiert. Die Unterkonstruktionen sind dann fast immer bauseits vorhanden. Die Befestigung der für gewöhnlich aus 1-mm-Material hergestellten Bauteile erfolgt indirekt mittels Hafte und Haftstreifen. Schiefer-, Ziegel- oder Metalldächer können problemlos angeschlossen werden und Nakra liefert sogar alle bei der Restaurierung benötigten Glas- und Fensterelemente auf Wunsch mit.
Moderne, handwerkliche Herstellung in der Werkstatt
Bevor die Nakra-Spezialisten mit der Fertigung beginnen, werden zahlreiche Einzelteile zugeschnitten. Diese Arbeiten erfolgen bei Nakra auf der Großformat-Stanze. „Das Stanzen der Bleche für den Grundkörper oder für das Dach ist schneller und somit wirtschaftlicher als das Ausschneiden von Hand“, erklärt Messerschmidt. Ein weiterer Vorteil des Stanzens ist, dass alle Einzelteile passgenau und verschnittoptimiert aus dem Tafelmaterial herausgetrennt werden können. Ein positiver Nebeneffekt ist die damit einhergehende Minimierung der Nahtstellen. Die zugeschnittenen Einzelteile werden gebogen, rundgeformt oder gedrückt und anschließend per Falz- und Löttechnik oder mittels Wig-Schweißen miteinander verbunden.
Bestellung mit und ohne Montage möglich
Die im thüringischen Fambach ansässige Nakra ist als Hersteller sowie als Montageunternehmen in ganz Europa bekannt. Zum Leistungsspektrum des Fachbetriebs gehören neben der Maßerfassung vor Ort und der zuverlässigen Lieferung auch die Montage von Ochsenaugen, Wetterfahnen, Dachbekrönungen und anderen Ornamenten. Zahlreiche Produkte können alternativ sogar aus dem Nakra-Katalog bestellt werden und wer weiß: Vielleicht erweitert das Nakra-Team die Bullaugenproduktion eines Tages in Richtung Schiffbau. Dort werden Bullaugen vorwiegend im Schiffsrumpf eingebaut, weil die kreisrunden Fenster die Abdichtung erleichtern und zugleich über eine enorme Druckfestigkeit gegenüber Wassereinwirkung verfügen, aber das ist eine andere Geschichte …