Rundum überzeugende Kupferhülle

16.11.2010 | Veröffentlicht in Ausgabe Sonderausgaben BAUMETALL 25 | Druckvorschau

Perfekte Planung und Ausführung war zur Realisierung des horizontal umlaufenden Falzrasters gefordert.

Auf einem 600 m² großen Hanggrundstück im Norden Stuttgarts befindet sich ein kupferumhülltes Wohnhaus. Bedingt durch die geringe Breite der Parzelle, wurde es speziell für den schmalen Grundriss entwickelt. Um den lediglich 4 Meter breiten Innenräumen entsprechende Großzügigkeit zu verleihen, ist das Haus über ein Split-Level-System erschlossen. Dadurch verteilt sich das Wohnen auf mehrere Ebenen und bietet unterschiedliche Ausblicke auf die Stadt. Das zentral angeordnete Treppenhaus ist kein abgeschlossener Raum, sondern Teil dieses offenen Wohnkonzepts.

Besondere Charakteristik erhält das Wohnhaus durch die homogene Kupferhülle. Für die meisterhaft ausgeführten Klempnerarbeiten zeigte sich die Stuttgarter Flaschnerei Hessel und vor allem das Team um Klempnermeister Mark Holzwarth verantwortlich. Gemeinsam mit seinem Team erfüllte er die hohen Ansprüche des Stuttgarter Architektenteams um Prof. Arno Lederer. Die exakte Ausführung überzeugt dabei in ästhetischer und technischer Hinsicht.

Sowohl bei der Planung als auch bei der Ausführung der Metallbekleidung gehörte die exakte Anordnung der horizontal verlaufenden Falzlinien zu den besonderen Herausforderungen. Dabei war es zwingend erforderlich, unterschiedliche Deckbreiten einzusetzten. So weisen die an der gebogenen Dachfläche montierten Kupferelemente ein je nach Lage differenziertes Einbaumaß auf. Im flach geneigten Dachbereich war am Längs- als auch am Querfalz sogar die Anordnung von Zusatzfalzen erforderlich. Nur so konnte die erforderliche Dichtigkeit der einfach eingehängten Kupferrauten erreicht werden.

Auf das betonierte Tragwerk an Dach und Fassade wurde zunächst eine bituminöse Dampfsperre und darüber eine im Kreuzverband montierte mineralische Wärmedämmung aufgebracht. Die auf einer Holz-Unterkonstruktion montierte 24 mm Vollholzschalung wurde mit einer Schalungsbahn versehen und darüber die 0,7-mm-Kupferrauten befestigt. In der Werkstatt des Stuttgarter Fachbetriebes wurden alle Bauteile aus walzblankem Kupfer der Marke Tecu-Classic gefertigt.

Der Wunsch der Architekten, ein offenes Entwässerungssystem zu installieren, forderte die Hessel-Crew besonders. Zur Realisierung des ausgefallenen Anliegens wurden spezielle Wassersammelkessel entwickelt, welche das Regenwasser sowohl bei schwachem als auch bei starkem Niederschlag an die Rückwand der offenen Ablaufkonstruktion lenken.

Auch die mit Kupferwannen gedeckten Gauben-Flachdächer sind eine Sonderlösung. Um die Längenausdehnung der Kupferwannen zu gewährleisten, wurde in deren Mitte ein Dilatationselement eingebaut. Aus optischen Gründen und um einen entsprechenden UV-Schutz des Dilatationsausgleiches zu erreichen, wurde das Kautschukbauteil mit einer Kupferleiste überdeckt.

Eine weitere Speziallösung kam bei der Befestigung des Gerüstes zum Einsatz. Eigens angefertigte und mit einem Dichtring versehene Kupfer-Abdeckkappen konnten beim Abbau des Gerüstes auf die entsprechenden Anker aufgeschraubt werden. Die Abdeckungen befinden sich, nahezu unsichtbar, in der Fassadenfläche und können jederzeit wieder zur Gerüstbefestigung genutzt werden.

Die gemeinsam von den Architekten, dem technischen KME-Außendienst und dem Fachbetrieb Hessel erarbeiteten Lösungen überzeugen. Viel Liebe zum Detail zeigt sich unter anderem in der Art des Konstruktionsaufbaus, der sowohl an Wand als auch an der Fassade zur Anwendung kam. Mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass Vision und Idee mit handwerklichem Können und technischem Know-how perfekt umgesetzt wurden.