Mit der Entwurfsplanung des neuen Friedhofs in Bozen ist Architekt Dietmar Hafner ein großer Wurf gelungen. Gemeinsam mit Fachplaner und Projektmanager Andreas Hofer sowie dem Team des Fachbetriebs Stampfl GmbH realisierte er eine beeindruckende Fassadenlandschaft aus großformatigen Kupfer- bzw. Titanzink-Verbundplatten. Der Entwurf folgt dem Konzept des Überganges zwischen Leben und Tod. Symbolisiert wird er durch von goldfarbenen Kupferplatten gesäumte Wege, die zwei Ebenen miteinander verbinden. Auf dem Friedhofsgelände wurden zahlreiche beigefarbene Sichtbetonrahmen zur Aufnahme einzelner Urnengräber platziert. Sie weisen unterschiedliche Abmessungen auf, um die visuelle Wirkung zu diversifizieren. Weitere Gestaltungselemente sind die mit dunkel oxidierten Metallverbundplatten bekleideten Lifttürme und der zentrale Serviceblock. In unmittelbarer Nähe der Fahrstühle befinden sich die Fußgängerzugänge zur unteren Etage – der Serviceblock beherbergt unter anderem den Zugang zum Ossarium sowie eine Rampe für Fahrzeuge und Fußgänger.
Auf der unteren Ebene befinden sich drei begrünte Plätze, die mit ihrem Stützenraster einen Klostergang bilden. Sie bieten genügend Raum zur Platzierung von Sargnischen oder Blöcken von Urnennischen.
Anmutige Wege zur letzten Ruhestätte
Fußgänger erreichen das Untergeschoss der Friedhofsanlage über zwei elegante Treppenläufe. Die mit vulkanischem Porphyrgestein gepflasterten Wege graben sich mitunter wie tiefe Furchen in das Gelände. Begrenzt werden sie von goldschimmernden Kupferverbundplatten die sich in den Himmel über Bozen recken. Durch elegante Kontraste entstehende Licht- und Schattenspiele sowie die harmonische Materialkombination unterstreichen die Anmut des Ortes. Auf dem nahezu 3600 m² großen Gelände finden bis zu 1154 Sargnischen und 5556 doppelte Urnennischen Platz.
Perfekte Fachplanung
Um die anspruchsvolle Verbundplattenfassade mit einer Gesamtfläche von 1750 m² perfekt vorzufertigen, war eine professionelle Planung unumgänglich. In enger Zusammenarbeit mit dem Team der Stampfl GmbH leistete Fachplaner Andreas Hofer ganze Arbeit. Er plante nicht nur zahlreiche Detailpunkte, sondern war zugleich für die Erstellung der Fertigungslisten verantwortlich. Um beispielsweise die Kupferverbundplatten mit einer Gesamtdicke von 5 mm (Kern 4 mm, Sichtseite Nordic Royal 0,5 mm und Rückseite Nordic Standard walzblank 0,5 mm) für die Montage vorzubereiten, wurden Ausklinkungen und Plattenabschlüsse exakt festgelegt. Aber auch die Positionierung der entsprechenden Unterkonstruktion musste akribisch geplant werden. Besonderes Augenmerk legte das Team auf die Vorbereitung und Ausführung gerundeter Teilfassadenbereiche.
Professionelle Montage
Zunächst wurde die aus vertikal und horizontal angeordneten Metallprofilen bestehende Unterkonstruktion montiert. Die Befestigung der Konstruktionsprofile auf dem Betonuntergrund erfolgte mittels Konsolen, die zugleich den Ausgleich von Bautoleranzen ermöglichten. Zur indirekten bzw. nicht sichtbaren Montage der Verbundplatten kamen Klebesysteme sowie Einhängetechnik zum Einsatz.
Die Schnittkanten der Verbundplatten wurden rückseitig gefräst und aus dem Deckmaterial der Verbundplatte heraus durch filigrane Abkantungen geschlossen. Durch diese Maßnahme gelang es den Spenglern, das schwer entflammbare FR-Kernmaterial der Verbundplatten zu überdecken und den Effekt massiver Metallplatten zu erzeugen.
Verbundplatten mit Zink- und Kupferoberflächen
Die aus Verbundwerkstoffplatten bestehenden Fassaden überzeugen mit überaus glatten Flächen und einer hohen Steifigkeit. Ihre indirekte Befestigung und das akkurate Fugenbild perfektionieren den optischen Eindruck. Zum Einsatz kamen Kompositpaneele von El Zinc in der Oberfläche Graphite. Vorbewittertes Titanzink der Marke El Zinc Graphite zeichnet sich durch seine fast schwarze Oberfläche aus. Die Vorbewitterung erfolgt durch eine Oberflächenbehandlung mit einer umweltschonenden Phosphatierung, bei der die ursprünglichen Eigenschaften des Zinks erhalten bleiben. Kompositpaneele von El Zinc können je nach Montagesystem in sehr großen Abmessungen bis zu max. 1000 mm x 8000 mm max. ausgeführt werden. Sie sind mit einem Kern aus PE-Werkstoff und wahlweise mit einem schwer entflammbaren FR-Kern (fire retardant = schwer entflammbar) lieferbar.
Der Fassadenplattenhersteller Stacbond ist auf die Produktion von Aluminiumverbundplatten spezialisiert. Für das Projekt in Bozen stellte Stacbond Laminate mit Kupfer der Marke Nordic Royal von Aurubis her. Die eingesetzten Fassadenplatten wurden auf der Rückseite mit walzblankem Kupfer von Aurubis und auf der Sichtseite mit der Kupferlegierung Nordic Royal ausgestattet. Nordic Royal ist eine Legierung aus Kupfer, Aluminium und Zink mit einer golden glänzenden Erscheinung. Der Werkstoff entwickelt unter Umwelteinflüssen eine dünne schützende Oxidationsschicht, die sich im Laufe der Bewitterung verstärkt. Infolgedessen erhält das Material eine matte, gold- bis goldbraune Oberfläche und entwickelt keine blaue oder grüne Patina. Stacbond-Fassadenplatten verfügen über ausgezeichnete mechanische Eigenschaften. Sie sind biegefest, plan, extrem leicht und wartungsfreundlich. Grundsätzlich werden Stacbond-Fassadenplatten für den Bau hinterlüfteter Verbundplattenfassaden konzipiert. Sie bietet Lösungen, die an alle Bereiche der Architektur angepasst werden können.
Bautafel
Bauherr: Stadtgemeinde Bozen
Architektur: Dietmar Hafner, Bozen
Bauleitung: Baubüro Ingenieurgemeinschaft, Bozen
Fachbetrieb: Bauspenglerei Stampfl GmbH,
Rodeneck/Südtirol
Fachplaner und Studio Technico Andreas Hofer,
Projektmanager Olang/Südtirol
Gebäudehülle:
Fassaden- und 1750 m²
Deckenfläche:
Kupferverbundplatte: 1200 m²,
Gesamtdicke 5 mm,
Sichtseite Nordic Royal 0,5 mm, Kern 4 mm,
Rückseite Nordic Standard walzblank 0,5 mm, Hersteller Aurubis
Titanzink-Verbundplatte: 550 m², Kompositpaneel El Zinc
Graphite