Unter Dachhandwerkern ist bekannt: Unternehmer mit einem großen, lebendigen Netzwerk haben viele Vorteile. Denn das Fachwissen, das Klempnerkollegen bei einem Unternehmensbesuch austauschen, ist meist so spezifisch, dass ein externer Berater wohl nur schwer mithalten könnte. Richtig interessant wird es dann, wenn Unternehmen unterschiedlicher Größe aus unterschiedlichen Regionen den offenen Austausch miteinander wagen.
Nord trifft Süd
So lagen beim aktuellen Beispiel rund 800 km zwischen den Standorten der beiden Fachbetriebe. Während die Blechklempnerei Hamann ihren Sitz in Reinfeld bei Lübeck hat, liegt die Lerchenmüller Spenglerei und Flachdachbau GmbH in Dietmannsried im Allgäu. Den ersten Kontakt zwischen den Unternehmern John-Marc Hamann und Daniel Lerchenmüller stellte dabei Martin Fischer her, Geschäftsführer der Vöhringer M.A.S.C. GmbH. Man traf sich auf einen Plausch und war sich sofort sympathisch, berichtet John-Marc Hamann. So entstand die Idee, für 14 Tage aus dem Norden in den Süden zu reisen, um neue Eindrücke zu sammeln und den Austausch zu pflegen.
Im September 2023 war es so weit und Hamann trat mit seiner Partnerin die lange Reise in den Süden an. Dort wurden beide mit offenen Armen empfangen. „Die Unternehmenskultur bei Daniel ist unheimlich herzlich und offen,“ berichtet Hamann. Auch der Teamspirit sei etwas ganz Besonderes. Auf der Website des Unternehmens wird gefragt: Was bedeutet es, bei Lerchenmüller zu arbeiten? Die Antwort lautet: „Für uns bedeutet das vor allem Stolz. Stolz auf die eigene Leistung. Den Feierabend genießen zu können, weil man weiß, einen wichtigen Beitrag zu leisten. Menschen zu helfen, sich etwas aufzubauen, ist ein starkes Gefühl!“
Im Unternehmen standen Hamann alle Türen offen. Vom Büro über die Bauleitung, Fertigung und Montage erhielt er einen umfangreichen Einblick. Neben einem Einsatz in Österreich stand als besonderes Highlight die Bekleidung einer Sauna mit gewölbtem Dach auf dem Programm. Für diese Aufgabe kam extra eine Schlebach RBM Rundbogenmaschine aus dem Norden mit ins Allgäu. Die Außenhaut der Sauna wurde dabei aus Aluminium hergestellt. Sowohl bei den Seitenwänden als auch beim Stehfalzdach durften die Auszubildenden des Betriebs den norddeutschen Klempnermeister unterstützen. Dabei gab er allerlei nützliche Tipps zum Umgang mit dem empfindlichen Material. John-Marc Hamann, der auf Social-Media-Kanälen auch als spenglermeister_john bekannt ist, hatte mit den jungen, engagierten Teammitgliedern viel Spaß. Das Gemeinschaftsprojekt für den Hausgebrauch kam nach Abschluss der Arbeiten via Kran auf das Dach der Firma. Dort steht es nun auch allen Mitarbeitern zur Verfügung. Neben der Arbeit gab es im Allgäu natürlich noch allerlei zu bestaunen. Auch der kulturelle Austausch durfte dabei nicht fehlen. So stand neben zahlreichen Ausflügen auch der Besuch des Oktoberfestes auf dem Programm.
Was bleibt?
Am Ende zeigt sich Klempnermeister Hamann sehr zufrieden. „Es war eine sehr intensive Zeit. Ich nehme viele neue Ideen mit nach Hause und bin neben dem technischen Know-how begeistert vom Mitarbeiterumgang des Unternehmens. Das ist etwas ganz Besonderes. Ich habe auf der anderen Seite die Firma aus einem anderen Blickwinkel gesehen. Durch diesen Perspektivwechsel konnte ich auf einige strukturelle Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen.“
Natürlich ist das Team der Firma Lerchenmüller nun auch im Norden Deutschlands herzlich willkommen. Den offenen Austausch mit anderen empfiehlt der norddeutsche Klempnermeister auf jeden Fall. „Man kann so viel voneinander lernen.“ Wichtig für das Gelingen solcher Projekte sei besonders eine gute und langfristige Vorausplanung. Dann steht einem entsprechenden Abenteuer nichts im Wege.
