Auf einem Dach am Stadtrand lebte ein kleiner Drache, der große Träume hatte. Er liebte es, die Menschen zu beobachten, wie sie mit ihren Werkzeugen und Materialien allerlei Dinge schufen. Er bewunderte ihre Geschicklichkeit und Kreativität, ihre Kunst und ihr Können. Von seinem Dach aus hatte er einen guten Blick auf die Straßen und die kleinen Werkstätten in der Nachbarschaft. Stundenlang beobachtete er Schreiner, Schmiede, Schneider, Töpfer, Maler und viele andere Handwerker bei der Arbeit. Er sah, wie sie Möbel, Schmuck, Kleidung, Keramik, Gemälde und viele andere schöne Dinge herstellten. Und er freute sich, wenn zufriedene Kunden die Waren entgegennahmen.
Der kleine Drache wollte auch so sein wie die Menschen und viele kreative Dinge erschaffen. Aber er hatte weder Werkzeuge noch Materialien. Und nur mit seinen Krallen, Zähnen und Schuppen würde es ihm niemals gelingen. Das machte ihn traurig. Er bemerkte, wie einsam er eigentlich war und wie sehr er sich jemanden wünschte, mit dem er spielen, reden und handwerken konnte.
Der Besuch des Klempners
Eines Tages beobachtete er, wie ein Mann mit einem großen Koffer an der Haustür klingelte und hereingebeten wurde. Der kleine Drache war neugierig und folgte ihm heimlich ins Haus. Er sah, wie der Mann seinen Koffer öffnete und allerlei seltsame Dinge herausnahm – darunter eine Zange, einen Hammer, einen Lötkolben, eine Rolle Kupferdraht und ein Stück Kupferblech. Der Mann war ein Klempner und er war gekommen, um das Regenrohr auf der Terrasse unter dem Dachvorsprung zu reparieren. Der Handwerker arbeitete geschickt und schnell. Er löste das defekte Rohr, schnitt ein neues Stück zu, verband es mit dem alten und lötete es fest. Er prüfte, ob alles dicht war. Dann räumte er seine Werkzeuge wieder ein und ging zurück ins Haus.
Das Schlüsselerlebnis
Der kleine Drache war beeindruckt vom Können des Klempners und von dem Material, das dieser benutzt hatte. Als er bemerkte, wie das Metall in der Sonne glänzte, wollte er auch etwas aus Kupfer herstellen. Kurzentschlossen schlich er sich zur Tasche des Klempners und öffnete sie vorsichtig. Er nahm Zange, Hammer, Lötkolben und ein weiteres Stück Kupferblech heraus und legte alles auf den Boden. Dann versuchte er nachzuahmen, was er gesehen hatte. Er biss in das Kupferblech, bog es mit der Zange in Form und lötete es mit dem Lötkolben zusammen. Dann wickelte er Kupferdraht um den Körper aus Blech und formte die Enden des Drahtes zu Flügeln, Schwanz, Beinen und Kopf. Er bohrte zwei kleine Löcher in den Kopf und steckte zwei kleine Kieselsteine als Augen hinein. Der kleine Drache war begeistert, denn ...
Vom Klempnermärchen ins echte Leben
Ähnlich wie in dieser kleinen Geschichte, die Sie, liebe Leserinnen und Leser, gerne Ihren Kindern und Enkelkindern, Nichten oder Neffen vorlesen dürfen, geht es Dachdeckermeister Michael Wenzel oft bei seinen Kunden. Der versierte Handwerker aus Vellmar hat sich auf die Herstellung künstlerisch anspruchsvoller Schieferornamente spezialisiert. Außerdem stellt er Zierelemente aus Kupfer und Titanzink her. Mit seinen Kreationen schafft er nicht nur bleibende Werte, sondern sorgt auch dafür, das Ansehen des Handwerks zu verbessern.
Wenzel ist vom Umgang mit Baumetallen begeistert. Der Autodidakt erschafft immer anspruchsvollere Arbeiten, die seine Kunden begeistern und die Öffentlichkeitsarbeit des Handwerks plakativ unterstützen. Der hier vorgestellte kleine Kupferdrache ist das jüngste Werk aus Wenzels Kreativwerkstatt. Das Fabeltier sitzt auf einem Dachversatz und kaschiert dort einen Ziegelversprung auf originelle Art und Weise.