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Fassadenkunst und Kunstfassade

Der Rahmen passt! 

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob eine Metallfassade einem Gebäude den passenden Rahmen verleihen kann? Oder ist es eher andersherum? Bringt erst ein ansprechendes Gebäude eine strukturierte Metallfassade so richtig zur Geltung? Dieser Beitrag ist ein Versuch, am Beispiel einer künstlerisch wertvollen Fassadenkomposition den Zusammenhang zwischen Handwerk und Kunst zu erläutern.

Laut Definition bzw. der weit verbreiteten Meinung von Kunstschaffenden und Architekten ist die Fassade ein gestalteter und repräsentativer Teil der sichtbaren Hülle eines Gebäudes. Fassaden können durch verschiedene Gestaltungsprinzipien wie Materialkomposition, Proportion, Kontrast und Dimension beeinflusst werden. Sie gelten als regelrechte Kunstwerke, wenn sie Kreativität, handwerkliches Können und ästhetischen Wert miteinander verbinden. Je nach Architekturepoche oder Funktion des entsprechenden Gebäudes können Fassaden mit Farben, Texturen, Materialien und Formen gestaltet werden. Oft wird dabei das Ziel verfolgt, ein einzigartiges und ansprechendes Erscheinungsbild zu realisieren. Die Entscheidung darüber, ob bzw. welchen künstlerischen Wert eine Fassade aufweist, ist zwar subjektiv – dennoch können künstlerisch gestaltete Fassaden das Stadtbild bereichern und Menschen inspirieren.

Cool: Warmer Goldton trifft Winterlandschaft

Bild: Huber

Cool: Warmer Goldton trifft Winterlandschaft

Metallfassade für die Kunst

Wir erinnern uns: Der in Fachkreisen spätestens seit der Vorstellung seines 2015 eröffneten Ausstellungsraumes bekannte Wolfgang Huber sorgt regelmäßig für Aufmerksamkeit in der Fachpresse. Seine in eine prägnante dreidimensionale Metallfassade gehüllte Kunsthalle bildete auch den Schwerpunkt des in BAUMETALL-Ausgabe 1/2015 vorgestellten Fachbeitrages. Besonders erwähnenswert: der optische Effekt sowie die enorme handwerkliche Präzision der außergewöhnlichen Rautenfassade aus vorbewittertem Titanzink. Erzeugt durch komplett handwerklich gefertigte, versetzt angeordnete Titanzinkelemente, erreicht die Gebäudehülle enorme Plastizität in jeder Blickrichtung. Die jeweils obere Raute greift mit einer Rückkantung in die Vorkantung der Reihe darunter, sodass eine markante Textur entsteht. Dieses klassische Prinzip entwickelte der Flasch­ner für die vertikale Verbindung der Rauten individuell weiter: An den Seiten greifen die Rauten in Hutprofile ein, die auf der Lattung befestigt wurden und für eine regensichere Ausführung der senkrechten Fugen sorgen. „Die traditionelle Rautendeckung zeigt üblicherweise zwei verschiedene Ansichten“, erklärt Wolfgang Huber seine Idee. „In der einen Richtung schauen Sie gegen die Falze und sehen die Struktur. Mit
den Falzen geblickt, ergibt sich jedoch eine geschlossene, eben erscheinende Fläche. Hier liegen die Rautenreihen aneinander.“ An Hubers Kunsthalle erzeugen die spezielle Verlegeart und der Halbversatz aus jedem Blickwinkel eine anders variierte, aber immer dreidimensional geprägte Ansicht. Verstärkt wird der Effekt durch den unterschiedlichen Sonnenstand und den jeweiligen Schattenwurf auf der Fassadenoberfläche.

Passender Rahmen

Aktuell präsentiert Kunstliebhaber und Perfektionist Wolfgang Huber einen weiteren, dieses Mal mit goldglänzenden Rauten bekleideten Ausstellungsraum. Das Obergeschoss des als Kabinett konzipierten Ausstellungsbereichs verfügt über eine Tecu-Gold-Fassade. Im Untergeschoss der ­Kubatur ist ein Lagerraum untergebracht. Der Kontrast zwischen den grauen und goldenen Fassadenbereichen lässt durchaus Raum für Interpretationen. Im übertragenen Sinne bilden die Metallfassaden des Wolfgang Huber den überaus passenden Rahmen für die im Gebäudeinneren regelmäßig veranstalteten Ausstellungen oder anders ausgedrückt: Genau so wie ein Bilderrahmen die Wirkung eines Bildes optimal unterstützt und hervorhebt, verstärkt ein gutes Fassadendesign das attraktive Ambiente.

Im Kunstbetrieb spielen bei der Wahl eines passenden Rahmens verschiedene Faktoren eine Rolle. Beispielsweise die Farbe, die Form, das Material und die Größe des Rahmens. Ein passender Rahmen sollte harmonisch auf das Bild abgestimmt sein und nicht davon ablenken oder gar damit konkurrieren. Dagegen wird der Begriff „Rahmen“ im Technik- oder Architekturbereich mit einer Konstruktion, die ein Bauteil oder eine Maschine stabilisiert und schützt, oder mit der Umfassung einzelner Gebäudeteile in Verbindung gebracht. Anders als im Kunstbetrieb spielen in der Technik Faktoren wie Festigkeit, Steifigkeit, Dämpfung und Montage des Rahmens eine Rolle. Ein passender Rahmen sollte die Funktion des Bauteils oder der Maschine unterstützen und nicht beeinträchtigen oder gefährden und darüber hinaus das Design stärken. Wichtig dabei ist auch das Zusammenspiel einzelner Bauteile und Baugruppen.

Kontraste: goldglänzender Anbau neben grauer Bestandsfassade

Bild: Huber

Kontraste: goldglänzender Anbau neben grauer Bestandsfassade

Artbilanz an der Kunstfassade

Es gibt viele Möglichkeiten, Fassaden künstlerisch zu gestalten. Ob eine Fassade als Kunstwerk betrachtet wird oder nicht, hängt jedoch letztendlich von der Wahrnehmung des Betrachters ab. An der Kunsthalle in Kißlegg geht die Anzahl der aus legiertem Kupfer und Titanzink hergestellten Rauten in die Tausende. Die Metallelemente weisen eine Deckhöhe von 380 mm bei einer Breite von 500 mm auf. Unbestritten bereichert die künstlerisch gestaltete Fassade das Stadtbild Kißleggs und inspiriert die Menschen. Die hochwertig ausgeführte Handwerksarbeit begeistert zahlreiche Berufskollegen und Kunstschaffende und schafft somit einen fließenden Übergang zwischen Kunst und Handwerk.

Unter uns gesagt: Die Bilderrahmen dieses Beitrages treffen durchweg nicht meinen Geschmack – aber das ist eine andere Geschichte.

Fassadengeflüster: zwei Gebäudehüllen im Dialog

Bild: Huber

Fassadengeflüster: zwei Gebäudehüllen im Dialog
Glanzleistung: Eine Skulptur spiegelt sich in der Fassade

Bild: Huber

Glanzleistung: Eine Skulptur spiegelt sich in der Fassade
Aussichtsreich: Kabinettanbau mit Aussichtsfenster

Bild: Huber

Aussichtsreich: Kabinettanbau mit Aussichtsfenster
Meisterausbilder Helmut Becher staunt über die handwerkliche Ausführung

Bild: BAUMETALL

Meisterausbilder Helmut Becher staunt über die handwerkliche Ausführung
BAUMETALL-Treff in der historisch eingerichteten Flaschnerwerkstatt des Wolfgang Huber

Bild: BAUMETALL

BAUMETALL-Treff in der historisch eingerichteten Flaschnerwerkstatt des Wolfgang Huber
Gastgeber Wolfgang Huber erklärt die Funktionsweise historischer Arbeitstechniken

Bild: BAUMETALL

Gastgeber Wolfgang Huber erklärt die Funktionsweise historischer Arbeitstechniken
Der BAUMETALL-Treff besucht die Ausstellung in Hubers Kunsthalle

Bild: BAUMETALL

Der BAUMETALL-Treff besucht die Ausstellung in Hubers Kunsthalle

KLICK-TIPP

Noch mehr spannende Blicke ins Gebäudeinnere ermöglicht der virtuelle Besuch des Online-Extras zu diesem Beitrag.

Kunsthalle Kißlegg

Die Kunsthalle Huber in Kißlegg ist ein Ausstellungsraum für Kunst und Kultur. Darunter befindet sich eine historische Flaschnerwerkstatt. Die Fassade des Gebäudes ist mit einer plastischen Metallhülle bekleidet, die Moderne und Tradition symbolisiert. In der Kunsthalle werden regelmäßig Werke von regional und überregional tätigen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt.

Im unteren Teil des Gebäudes befindet sich Wolfgang Hubers Werkstatt, die eine Sammlung von antiken Kupferblechen, Dachfragmenten, Wasserspeiern und Werkzeugen beherbergt. Wolfgang Huber ist Flaschnermeister und Denkmalpfleger, der seine Leidenschaft für Kunst mit seiner handwerklichen Tradition verbindet.

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