Wer zum Hundertmeterlauf mit Gummistiefeln antritt, hat vermutlich wenig Chance auf Erfolg. Sicherlich: Das Ziel ist auch mit unpassendem Schuhwerk erreichbar – die Frage ist nur, in welcher Zeit. Genau diese Frage stellten sich die Dachprofis der in Graz ansässigen TR Flachdachbau GmbH. Sie standen vor der Herausforderung, zahlreiche geschwungene Gesimsabdeckungen und Dachrandverwahrungen mit kleinteiligen Aluminiumabdeckungen in Stehfalztechnik zu versehen – zahllose Stiefelfalze im 60-cm-Abstand inklusive. Zu verarbeiten hatten sie dabei Prefalz-Aluminiumbleche in den Farben Reinweiß, Silbermetallic und Schwarz.
„Spätestens dann, wenn traditionelle Techniken zur Ausführung klassischer Falzarbeiten aufgrund knapper Ausführungszeiten an grenzen Stoßen, sollten sie optimiert werden“, sagt Philipp Theißl. Und Mario Theißl ergänzt: „Anstatt unzählige Stiefelfalze vor Ort auszuklinken, um sie dann mit Faltenzange und Holzhammer zu bearbeiten, lohnt es sich, die Vorbereitung zu optimieren.“
Stiefelfalz, Bündnerfalz, Maueranschlussfalz
Der Blick in das Fachbuch von Herbert Schlenker ist ebenso zeitlos wie die fachgerechte Ausführung eines Stiefelfalzes. Wir erinnern uns: Zum Anschluss eines Längsfalzes an eine Aufkantung sollte dieser so bearbeitet werden, dass er möglichst einfach und vor allen Dingen dicht an der Mauer hochgeführt wird. Dabei haben sich zwei Ausführungsvarianten durchgesetzt: der rundgefalzte Anschluss und die Variante ohne Materialstreckung. Schon Schlenker wusste, „dass nur sehr geschickte und erfahrene Handwerker eine solche Ecke einwandfrei geschlossen bekommen“.
Die Kunst sei es, so Schlenker, die Entstehung von Rissen zu vermeiden, weshalb der Fachbuchautor rund eingefalzte Maueranschlussfalze bevorzugte. Immer dann, wenn auf eine Streckung des Materials verzichtet wird, ist zwangsläufig ein Einschnitt notwendig. Dieser bewirke, dass der entsprechende Anschluss nur bis zur Stehfalzhöhe dicht sei, so Schlenker. Und weiter: „Das wird immer genügen, denn wenn das Wasser höher als 25 mm auf dem Dach stehen sollte, wird es nicht nur an der Mauerkante, sondern auf der ganzen Länge des Stehfalzes hineindrücken. In gefährdeten Gegenden kann man sich sichern, indem man die Stehfalze höher ausführt.“
Falzvorbereitende Arbeitsschritte hat Schlenker detailliert bebildert. Seine Skizzen haben bis heute Gültigkeit und sind nahezu jedem Spengler geläufig. So weit, so traditionell.
Wo drückt der Schuh?
Herbert Schlenkers Ausführungen erinnern entfernt an das eingangs aufgezeigte Bild des Hundertmeterläufers in Gummistiefeln. Machbar und funktional. Langsam und umständlich. Für das Team der TR Flachdachbau GmbH war daher klar: Handarbeit bzw. das aufwändige Ausklinken, Einschneiden und Falten muss weitestgehend automatisiert werden.
Um die in Summe über 200 lfm Doppelstehfalzabdeckungen einschließlich der erforderlichen Stiefelfalz-Wandhochzüge schnell und fachtechnisch korrekt auszuführen, griffen sie tief in die Trickkiste des modern ausgestatteten Fachbetriebs. Zur effektiven Arbeitsvorbereitung wurden die Originalmaße mit der Spengler-Software Bendex erfasst. Nach entsprechender Eingabe erfolgten die Zuschnitte der Scharen. Erforderliche Ausstanzungen und Ausklinkungen wurden über die Lantek-Software definiert und mit einer Euromac-Stanze hergestellt.
Im nächsten Schritt erfolgte die Profilproduktion mit einer Langabkantbank der Marke Jorns DB 150. Die vorgefertigten und passgenauen Einzelscharen wurden anschließend in handwerklicher Ausführung vor Ort montiert – die dabei erreichten Montagezeiten sind rekordverdächtig! 
Info
Die TR Flachdachbau GmbH wurde 1996 von Helmut Theißl gegründet. Das in Tillmitsch (Steiermark, Österreich) ansässige Unternehmen beschäftigt ca. 30 Mitarbeiter und ist auf die Geschäftsfelder Spenglertechnik, Metallfassaden, Industriegebäude und Flachdach spezialisiert.