Zwar liegt der Fertigstellungstermin schon geraume Zeit zurück, jedoch ist das hier vorgestellte Objekt ein derart durchkonzipiertes Schmuckstück, dass darüber berichtet werden muss. Zumal es sich dabei keineswegs um ein „normales“ Objekt handelt. Denn es geht um ein
WC- oder Toilettenhäuschen, und das steht auf dem Südfriedhof der Stadt Brühl.
Der Entwurf stammt von dem Bornheimer Architekten Jens Peter Gütig, der zugleich die Bauleitung besorgte. Schon die Entstehungsgeschichte des kleinen Bauwerks ist eine Erwähnung wert. Errichtet werden musste es nach Vorgaben der Denkmalschutzbehörde nämlich exakt auf den Abmessungen eines Vorgängerbaus, dessen Entstehungszeit weit in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zurückreichte. Dabei musste zudem eine alte anschließende Außenmauer des Friedhofs erhalten werden, an die auch der neue Bau anschließt.
Eigentlich hatte die Stadt Köln die Sanierung des Vorgängerbaues geplant, doch es zeigte sich, dass der Bestandsbau für eine Sanierung schon zu marode war. Bei einer Gegenüberstellung der Kosten für Umbau und Neubau durch die Architekten zeigte sich schnell, dass man mit einem Neubau sogar Geld sparen konnte. Bis auf den Verzicht auf einen Wirtschaftsraum für Angestellte des Friedhofs bringt das Neubaukonzept zahlreiche Vorteile. Zum Beispiel konnte die Toilettenanlage barrierefrei errichtet werden. Und auch optisch macht das Toilettenhäuschen etwas her. Vor dem rechteckigen Aufbau und teilweise um ihn herum wurde ein Vorbau, eine Art Vordach mit Stützen, errichtet.
Durchdachte Details
Auch zur Gestaltung des Gebäudeinnern wurden zahlreiche Überlegungen angestellt. So bietet der durch eine Gastherme beheizte Bau insofern eine Besonderheit, als sämtliche Maße und Größen der Bauglieder von den Maßen der im Innenraum verwendeten Fliesen aus dem Standardprogramm der Firma Villeroy & Boch entwickelt wurden. Es gibt folgerichtig in den Kanten und Kehlen keine Fugen, denn alle Eckfliesen wurden aus fertig vorgeformten Formteilen hergestellt. Genau diese Planungstiefe wurde auf die Außenfassade übertragen oder anders formuliert: Der Bau ist gewissermaßen von innen nach außen gebaut, denn alle Tür- und Fensterlaibungen und alle Aluminiumplatten der Außenfassade nehmen auf die Ausgangsmaße der Fliesen Bezug.
Aluminiumverbundplatte
Vielleicht werden entsprechende Raffinessen vom kundigen Betrachter eher wahrgenommen. Der aus Aluminiumverbundplatten gebaute, überdachte Vorbau fällt mit Sicherheit ins Auge. Er löst die blockhafte Gestalt des Bauwerks souverän und großzügig auf, weil Mauerwerk und Verbundplatten geradezu organisch ineinandergreifen. Unter dem Aluminiumvordach wurde sogar ein einladender Sitzplatz mit einer Bank geschaffen. Die 4 mm starken Verbundplatten von Haushaut haben einen 3 mm dicken mineralischen Kern (FR). Mit nur 7,65 kg/m² sind sie sehr leicht im Vergleich zu anderen großformatigen Fassadensystemen. Zudem punktet das Produkt mit einer schallisolierenden Wirkung von 31 dB.
Die Eckausbildung lässt sich elegant gestalten, weil sich rückseitig gefräste Verbundplatten bis 135° kanten lassen. Die mechanische Befestigung erfolgt unter Berücksichtigung entsprechender Fix- und Gleitpunkte zur Gewährleistung temperaturbedingter Längenausdehnung. Auch für die Klebetechnik ist eine Zulassung vorhanden.
Das Platten-Standardmaß beträgt 1500 mm x 3010 mm. Objektbezogene Zuschnitte können vom Verarbeiter mit einer handelsüblichen Tauchsäge selbst hergestellt werden. Auf Wunsch sind aber auch entsprechend individuell gewählte Formate lieferbar. Und auch die Farbbeschichtung kann nach Auswahl aus einer beträchtlichen Palette an Farbtönen erfolgen.
Vor Ort wurden die Platten auf einem Stahltragwerk aufgebracht. Das ist für viele Dachhandwerker durchaus ungewöhnlich, weil Unterkonstruktionen für Verbundplatten gewöhnlich aus Aluminium oder aus Holz bestehen. Die Arbeit an den Stahlteilen und den Platten des Vorbaus leistete der Fachbetrieb FM Dachbau Vulkaneifel aus Üxheim, vertreten durch Inhaber Fabian Mauren.
BAUTAFEL
Objekt: Neubau eines Toilettenhäuschens auf dem Südfriedhof der Stadt Brühl
Architektur und Bauleitung:Jens Peter Gütig, Bornheim,
www.guetig-architektur.de
Fachbetrieb: FM Dachbau Vulkaneifel, Üxheim
www.dachbau-vulkaneifel.de
Material: Aluminiumverbundplatten 4 mm von Haushaut, Düren