Ein Kokon unter Wolkenkratzern

12.11.2019 | Veröffentlicht in Ausgabe 07-2019

Baden unter Metall Eine Zinkhülle ist Teil eines spektakulären architektonischen Konzepts, mit dem ein allgegenwärtiges Problem in der Megastadt Hongkong gelöst wurde: Platzmangel. Durchdachtes Design hat es möglich gemacht, dass ein öffentliches Schwimmbadprojekt in beengten Verhältnissen umgesetzt werden konnte und noch dazu mit einer außergewöhnlichen Optik glänzt

Mehr noch als in vielen anderen Metropolen dieser Welt ist der Platz in Hongkong begrenzt. Eingebettet zwischen Bergen und Meer hat die einstige britische Kronkolonie kaum mehr Raum zur Expansion. Gleichzeitig zieht die Boomtown immer mehr Arbeitssuchende und Geschäftstüchtige an. Kein Wunder also, dass hier die Mieten und Grundstückspreise weltweit am höchsten sind! Daher gilt es, bei jedem Bauvorhaben den vorhandenen Platz optimal zu nutzen. So werden alle möglichen Tricks und Kniffe angewandt, um Wachstum und Landknappheit in Einklang zu bringen. Wenn vertikale Verdichtung, das Vergraben von Infrastrukturen unter Hügeln oder das Gewinnen von Land auf dem Meer nicht umsetzbar sind, vollbringen die Planer wahre städtebauliche Akrobatik.

Auf einem schmalen Landstreifen zwischen Meeresufer und Wohntürmen hat ein Schwimmbad eine Nische ergattert, dessen Form an die äußeren Gegebenheiten angepasst wurde. Lokale Behörden sowie der U-Bahn-Betreiber „Mass Transit Railway“ haben dazu ein gemeinsames und individuelles Konzept ausgearbeitet.

Das ursprüngliche Schwimmbad in Kennedy Town, einem westlichen Bezirk von Hong Kong Island, musste seinen langjährigen Standort aufgeben, um einem neuen U-Bahnhof zu weichen, der auf ebendiesem Gelände gebaut wurde. Um den Bau dieser Station und den Verlust des alten Schwimmbads zu kompensieren, sollte ein neues Schwimmbad in der Nachbarschaft errichtet werden. Das knappe Baugrundstück für das Kennedy-Town-Schwimmbad gleicht einer überdimensionalen Verkehrsinsel. Die Umstände erforderten den Bau der Anlage in zwei Phasen.
Zunächst wurde 2011 ein Freibad fertiggestellt und im Jahr 2017 folgte die Fertigstellung eines großen Innenbeckens sowie eines überdachten öffentlichen Platzes.

Formbares und beständiges Material

Der Entwurf für das neue Schwimmbecken sah eine spektakuläre architektonische Gestaltung auf der Uferpromenade vor, die auch den Eingang zu Kennedy Town abgrenzt. Das Büro Farrells plante ein Gebäude, das mit seiner Zinkhülle nicht zu übersehen ist. Das Bauwerk ist voll und ganz in seine Umgebung integriert, denn seine Dreiecksform entspricht der Form des Grundstücks und bezieht sich auf die lokale Atmosphäre in der Vergangenheit und heute. Zu den benachbarten Wohngebäuden hin schließen die Zinkwände das Freibad ab, während sie zur Meerseite den Blick freigeben auf das Wasser und den Hafen.

Die Entscheidung für die Bekleidung des Komplexes fiel auf Quartz-Zinc, weil das Material so beständig ist. Es eignet sich insbesondere dafür, die beiden Gebäudeteile zusammenzufügen, denn seine Formbarkeit vereinfacht die Anschlüsse zwischen den verschiedenen gekrümmten Flächen. Die überdachten Becken erhalten viel Licht durch die teilweise lichtdurchlässige Hülle an Dach und Fassade.

Dank zahlreicher Glaselemente wirkt das Gebäude trotz seiner Kubatur, als schwebe es über dem Boden. Zugleich wirkt die rund 28 m hohe Anlage im Vergleich zu den benachbarten Hochhäusern winzig. Das einzigartige Gebäudekonzept ist ein gelungenes Beispiel für große Architektur und Städteplanung – die Zinkfassade für hervorragendes Klempnerhandwerk.