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Co₂-Bilanz und Wirtschaftlichkeit

Nachhaltig mit Edelstahl

Bei Ausschreibungen geht es längst nicht mehr ausschließlich um Technik und Preis, sondern auch um Nachhaltigkeit. Für die Hersteller von Bauprodukten und -lösungen bedeutet das, dass sie die Umwelteigenschaften ihrer Produkte und Lösungen feststellen und offenlegen müssen. Dazu dienen Umwelt-Produktdeklarationen (environmental product declarations, EPDs). Sie berücksichtigen auch Umweltbelastungen, die auf die verwendeten Materialien zurückgehen. Entsprechende Daten müssen von den Werkstoffherstellern bereitgestellt werden.

Aperam als Produzent von rostfreiem Edelstahl geht die Herausforderungen, die aus der Nachhaltigkeitsforderung erwachsen, offensiv an, indem es sich das Prinzip der geschlossenen Rohstoffkreisläufe zu eigen macht. Um die Versorgung mit dem wichtigsten Rohstoff in die eigene Hand zu nehmen, hat Aperam 2021 ELG übernommen, ein Unternehmen, das weltweit zu den bedeutendsten Verwertern von rostfreiem Edelstahl und hochwertigen Legierungen zählt. Damit hat das Unternehmen seinen Rohstoffkreislauf erweitert.

Martin Michlmayr, Vertriebsleitung Roofing Deutschland und Österreich, erläutert: „Hergestellt werden unsere Produkte vollständig in Europa. Als Rohstoff dient hier vor allem recyceltes Altmetall. Bei Aperam macht er bis zu 90 % der Einsatzstoffe aus“. Im Bauwesen sind Aperam-Produkte vor allem unter der Traditionsmarke Uginox bekannt. Unter diesem Namen vermarktet das Unternehmen seine speziellen Bleche für Bedachungen und Fassaden.

Justizpalast Straßburg / Garcés.De Seta.Bonet Arquitectes & Serra-Vives-Cartagena / Uginox Top 1.4301

Bild: Adrià Goula

Justizpalast Straßburg / Garcés.De Seta.Bonet Arquitectes & Serra-Vives-Cartagena / Uginox Top 1.4301

CO2-Bilanz hängt auch vom Erzeugungsverfahren ab

Neben den Rohstoffen ist das Erzeugungsverfahren entscheidend für die Umweltbilanz. Laut Herstellerangaben war Aperam der erste Produzent von rostfreiem Stahl, der nach dem Responsible-Steel-Standard zertifiziert wurde. In den europäischen Werken von Aperam, in denen die Uginox-Produkte hergestellt werden, dienen Elektro-Lichtbogenöfen dazu, aus Altmetall und Zusatzstoffen neuen rostfreien Edelstahl zu erschmelzen. Diese Methode ist weitaus umweltfreundlicher als die Erzeugung aus
Nickel-Roheisen, wie sie in vielen Schwellenländern praktiziert wird.

Während in den europäischen Aperam-Werken in Frankreich und Belgien pro Tonne Rohstahl 2,2 t CO₂ entstehen, können es in Südostasien bis zu 12 t sein. Gegenüber dem Import von rostfreiem Edelstahl aus Weltregionen mit niedrigeren
Umweltstandards lässt sich also allein durch die Einkaufsentscheidung für europäische Edelstahlhersteller der Kohlenstoff-Fußabdruck stark senken. Wie viel das im konkreten Fall ist, ermittelt ein Kohlenstoffrechner, den der Uginox-Hersteller Aperam auf seiner Website veröffentlicht hat. Mit ihm kann ein Einkäufer feststellen, wie viel CO₂ durch die Beschaffung von rostfreiem Edelstahl bei Aperam im Vergleich zum Import aus Nicht-EU-Ländern eingespart wird.

Uginox Top –mattgewalzt, solarreflektierend und schmutzabweisend

Die bekanntesten Uginox-Produkte sind Edelstahlbleche für Dach und Fassade. Die übliche Materialdicke ist 0,5 mm. Aufgrund der höheren spezifischen Festigkeit des rostfreien Edelstahls sind die in der Spenglertechnik üblichen Bleche also leichter bzw. dünner als bei den meisten vergleichbaren Metallwerkstoffen.

In ihrer Zusammensetzung sind zwei Produktlinien zu unterscheiden. Die erste, Uginox Top, umfasst sogenannte austenitische Sorten. Dabei handelt es sich um Chrom-Nickel-Stähle. Deren bekanntester Vertreter ist der umgangssprachlich auch als „18/8“ oder „18/10“ bezeichnete Stahl 1.4301. Legiert ist er mit rund 18 % Chrom und mindestens 8,5 % Nickel. Er ist – zumindest im unverarbeiteten Ausgangszustand – unmagnetisch. Austenitische Sorten eignen sich u. a. besonders dafür, Muster aufzuwalzen. Als spezielles Spenglerprodukt stellt Uginox Top eine Ausführung dar, die einer mattgestrahlten Oberfläche ähnelt. Erzeugt wird sie allerdings walztechnisch. Unter dem Mikroskop wird der Vorteil dieses Verfahrens deutlich. Obwohl die optische Wirkung matt ist, sieht die Oberfläche nicht etwa wie ein zerklüftetes Gebirge aus. Vielmehr wirkt sie wie eine sanfte Hügellandschaft. Die homogene Struktur wirkt diffus lichtstreuend sowie solarreflektierend und sorgt dafür, dass Verschmutzungen weniger leicht anhaften und zu einem großen Teil durch den Regen abgeschwemmt werden. So bleiben Dachflächen länger sauber.

Uginox Patina – rostfreier Edelstahl kann patinieren

Die Produktlinie Uginox Patina umfasst zwei nichtrostende Chromstähle (EN 1.4509 und EN 1.4521), sogenannte ferritische Sorten, die magnetisch sind. Als Bedachungsblech ist Uginox Patina zusätzlich mit einer Zinnauflage versehen. Ihr Name verrät, was es besonders macht: Während der Grundwerkstoff als rostfreier Edelstahl korrosionsbeständig ist, altert die Zinnauflage mit der Zeit optisch. Sie wird dunkler und stumpfer und ähnelt dann gealtertem Zink oder Blei. Aus diesem Grund gehört der Denkmalschutz zu den Einsatzbereichen. Im Neubau dient das edel alternde Blech häufig als Kontrastwerkstoff zu Putz oder Klinker, Holz oder Beton. Ein willkommener Nebeneffekt: Die Zinnschicht erleichtert bei der Verarbeitung das Löten. Ein wesentlicher Einsatzbereich ist die Dachentwässerung, sowohl handwerklich, als auch industriell hergestellt. Führende Hersteller von Dachrinnen und Systemzubehör führen Uginox-Patina-Serien im Programm.

Wirtschaftliche Lösung für edle Optik

Uginox Patina ist eine besonders wirtschaftliche Edelstahllösung. Denn das Legierungsmetall Nickel, das starken Preisschwankungen unterliegt, ist hier verzichtbar. Die Korrosionsbeständigkeit eines rostfreien Edelstahls wird durch dessen Gehalt an Chrom bestimmt.

Bei der Sorte Uginox Patina K41 dient als Grundwerkstoff 1.4509, ein nichtrostender Chromstahl, dem zusätzlich Titan und Niob zugesetzt sind und der daher als „dualstabilisiert“ bezeichnet wird. Die Legierungszusätze verbessern vor allem die Umformbarkeit des Blechs beim Biegen und Falzen. In der Korrosionsbeständigkeit ist Uginox Patina K41 dem Edelstahlklassiker EN 1.4301 vergleichbar.

„Verzinntes Uginox-Bedachungsblech gibt es schon seit 1975“, weiß Martin Michlmayr zu berichten. „Uginox ist damit gleichsam das Original.“ Ausgangspunkt der Verbreitung von Dächern aus rostfreiem Edelstahl war der alpine Raum, und das grenzüberschreitend. Hier haben Metallbedachungen eine lange Tradition. Außerdem spielt nichtrostender Edelstahl hier seine mechanischen Eigenschaften aus. Der Werkstoff bleibt auch bei Minustemperaturen duktil und lässt sich gut biegen oder falzen. In Regionen mit langen und kalten Wintern verlängert sich für den Spengler somit die Bausaison.

Die an Dach und Fassade eingesetzten Produkte werden zum Großteil im französischen Werk Isbergues in den handwerkstypischen Formaten konfektioniert und von dort an die Vertriebspartner geliefert. Bei Uginox sind sämtliche Schritte von der Rohstoffbeschaffung über die Stahlherstellung bis zu Konfektionierung und Vertrieb der Bedachungsprodukte in einem Unternehmen konzentriert. Das Prädikat „Made in Europe“ bezieht sich also auf die gesamte Wertschöpfungskette.

Aperam hat 2021 das auf die Verwertung von rostfreiem Edelstahl und ­hochwertigen Legierungen spezialisierte Unternehmen ELG übernommen

Bild: Aperam / ELG

Aperam hat 2021 das auf die Verwertung von rostfreiem Edelstahl und ­hochwertigen Legierungen spezialisierte Unternehmen ELG übernommen

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