Rheinzink hat sein Angebot für das Weichlöten von Titanzink vollständig auf bleifreies Lötzinn umgestellt. Neben der gesundheitlichen Vorsorge sprechen auch Eigenschaften wie das gute Fließverhalten und das große „Lötfenster“ für das neue Material, das gerade in Ausbildungseinrichtungen schon vielfach eingesetzt wird. Den Unterschied zu herkömmlichen Arbeitssituationen, an denen weichgelötet wird, dürfte selbst ein Profi kaum erkennen, sagt Ausbilder Berthold Schauerte, der junge Leute im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung unterrichtet. In seiner Lehrwerkstatt fiel die Entscheidung für bleifreies Lötzinn freiwillig und war nicht von Gesetzen oder Regelwerken vorgegeben. Neben dem Aspekt einer zeitgemäßen Ausbildung berücksichtigt sie auch die Verantwortung und allgemeine gesundheitliche Vorsorge gegenüber den Auszubildenden. Denn Blei steht in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion im Verdacht, bei bestimmten Anwendungen ein gesundheitsgefährdendes Potenzial zu besitzen.
Kein generelles Bleiverbot
Blei ist beispielsweise aus bleifreiem Benzin oder Trinkwasserrohren schon längere Zeit vollständig verbannt. Als problematisch gelten vor allem das Einatmen bleihaltiger Dämpfe sowie die versehentliche Aufnahme in den Mund und Magen, etwa über verschmutzte Hände oder bei Kleinkindern auch durch das In-den-Mund-Nehmen von bleihaltigem Spielzeug. Gerade bei Kindern scheint die schädigende Wirkung von Blei auf das Nerven- und Blutbildungssystem relativ hoch zu sein. Unabhängig vom Lebensalter wurde der Werkstoff auf europäischer Ebene außerdem als „reproduktionstoxisch“ eingestuft, was von der Stärke der Einstufung her in etwa vergleichbar mit einer Einstufung als „krebserregend“ ist – wie Blei seit 2006 beispielsweise auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewertet wird.
Während Blei in der Nahrung oder im Trinkwasser also sehr kritisch zu sehen ist, wird massives Blei als Werkstoff im Bauwesen bei bestimmungsgemäßer Verwendung und der Einhaltung der Sicherheitsvorschriften nicht vom Körper aufgenommen. Es gibt darum derzeit in Deutschland kein generelles Bleiverbot. Das Material darf nach wie vor für Verwahrungen im Dachbereich, für die Bekleidung von Dächern und Fassaden oder eben als Bestandteil von Lötzinn eingesetzt werden. Allerdings können beim Löten Dämpfe entstehen und eingeatmet werden, weshalb praktisch jede Lötvorschrift den Hinweis enthält, dass der Arbeitsplatz ausreichend zu belüften ist. Im alltäglichen Baustelleneinsatz lässt sich außerdem nicht immer sicherstellen, dass die Hände beim Wechsel von der Arbeit in die Vesper gründlich gewaschen werden können. Unter ungünstigen Umständen kommt es dann zur Aufnahme von Blei mit dem Pausenbrot. Wegen dieser Unwägbarkeiten hat sich Rheinzink entschlossen, auch ohne gesetzliche Vorgabe das eigene Angebot vollständig auf bleifreies Lötzinn umzustellen. Die Umstellung wurde gleichzeitig für eine technische Optimierung des Materials genutzt, wodurch Fachhandwerker neben der erhöhten Sicherheit auch von verbesserten Verarbeitungseigenschaften profitieren.
Alles im Fluss beim Löten
Das bleifreie Lötzinn ist eine Legierung aus Zinn und Zink oder genauer formuliert: ein Weichlot SnZn 801 nach DIN EN ISO 9453. Es wurde optimal auf den Werkstoff Rheinzink-Titanzink abgestimmt und ermöglicht die schnelle und einfache Herstellung wasserdichter, stoffschlüssiger und dauerhafter Verbindungen im Weichlötverfahren. Bei fachgerechter Verarbeitung ist die Festigkeit der Lötnaht genauso hoch wie die des Werkstoffs Rheinzink. Gleichzeitig verbessert das neue Lötzinn die Arbeitssicherheit, weil bleihaltige Abgase beim Löten oder Bleianhaftungen an den Händen von vornherein ausgeschlossen sind. Anwender sind vor allem von dem guten Fließverhalten überzeugt. Verantwortlich für das verbesserte Fließen ist der hohe Zinnanteil im Lot, der spröden oder „grützigen“ Lötnähten entgegenwirkt. Die Temperatur beim Weichlöten beträgt wie schon vom bleihaltigen Material gewohnt ca. 250 °C, zeichnet sich aber durch ein größeres „Lötfenster“ aus, also durch einen größeren Toleranzbereich für die Arbeitstemperatur. Zusätzlich fördern lässt sich der Lötfluss mit der Wahl des richtigen Flussmittels, das in seinen Bestandteilen sowie in Struktur und Gefüge auf den Lötprozess des Werkstoffs abgestimmt sein muss. Für Rheinzink Titanzink wird vor allem das Lötwasser ZD-pro der Firma Felder empfohlen. Es löst sowohl Reste der Walzemulsion als auch etwaige Oxidreste, damit das Lot schnell und vollständig in den Lötspalt fließen kann. Gleichzeitig wird bei der Oberflächenqualität Rheinzink-pre-Patina blaugrau der werkseitige organische Oberflächenschutz entfernt. Das ermöglicht eine durchgängige Legierungsbildung und damit eine feste sowie dauerhafte Legierung zwischen dem Zinnlot und dem Werkstoff Rheinzink. Unter diesen Bedingungen sorgt die gute Legierbarkeit sowohl von Rheinzink-Lötzinn als auch von Rheinzink-Titanzink für eine stoffschlüssige, dichte und feste Weichlotverbindung.