Der Leserbrief von Robert Smejkal wurde am 1. Februar 2019 auf www.baumetall.de sowie im BAUMETALL-Newsletter veröffentlicht. Entsprechende Reaktionen und Antworten ließen erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten. So schreibt Thomas Steinel aus Baden-Baden per E-Mail:
„Hallo Kollegen,
ich bin zu 100 % der gleichen Meinung wie unser Fachgruppenleiter. Auch die angeregte Berufsbezeichnung für Azubis, nämlich die eines modernes Berufsbildes, finde ich super. Dass natürlich die meisten von uns ihren Firmennamen nicht ändern werden, ist auch logisch, da die meisten Betriebe regional verwurzelt sind. Mit einem ‚Klempner‘ verbinden alle den Installateur! Für mich war und ist schon seit 1991 in meinem Meisterbrief diese Berufsbezeichnung extrem störend, da es einfach die falsche Berufsbeschreibung ist. Leider gibt es in unserer Branche viel zu viele Mischbetriebe, die lieber Sanitär- oder Heizungsbauerlehrlinge ausbilden als ‚Blechner‘. Ich hoffe im Sinne unseres Berufsstandes, dass die neu angeregte Diskussion zu einem guten Ende kommt.“
Ebenfalls zu Wort meldete sich Spenglermeister Christoph Foag aus dem bayrischen Haldenwang. Nur wenige Minuten nach dem Newsletter-Versand antwortete auch er per E-Mail:
„Sehr geehrte Kollegen,
solange wir Spengler (Klempner) weiterhin nur lästiges Beiwerk* im ZVSHK sind und uns nicht endlich selbst organisieren, werden wir in relativ naher Zukunft von den Dachdeckern und Zimmerern geschluckt! Zum Beispiel ist mein Betrieb die einzige reine Spenglerei in der hiesigen Innung und alle anderen Mitglieder sind reine Anlagenmechaniker, teilweise mit noch einem Spenglertrupp. Diese Kollegen sind zwar lieb und nett, bringen aber für unseren Berufsstand nichts, da sie sich wie gefühlte 98 % der ZVSHK-Mitglieder nur um Gas-, Wasser- und Heizungsangelegenheiten kümmern.“*
Umso ausführlicher und gespickt mit Zusatzinformationen war eine E-Mail von Werner Fünfer aus Ingolstadt. Der Spenglermeister und SMV-Vorstand schreibt:
„Kurz gesagt, a Schmarrn! Kunstnamen erzeugen keine emotionale Bindung. Sie sind nicht gewachsen und somit sehr schwer im Sprachgebrauch zu integrieren. Zum Beispiel wird das Wort Auszubildender umgangssprachlich eher selten verwendet. Stattdessen sagen wir noch immer Lehrling. Und wer beauftragt schon einen Anlagenmechaniker, wenn der Wasserhahn tropft? Da ruft man schon eher den Installateur oder einen Sanitärler. Übrigens: Mein Auto bringe ich nach wie vor lieber zum Automechaniker als zum Mechatroniker. Außerdem frage ich mich, wie es funktionieren soll, die Berufsbezeichnungen Flaschner, Spengler, Klempner und Blechner um einen weiteren, vermutlich ellenlangen fünften Namen zu ergänzen. Auch wenn dieser nur zum Anlocken gedacht ist, scheint das für mich fast nicht machbar. Selbst wenn regional alles beim Alten bleiben soll, habe ich Bedenken – etwa dann, wenn eine Bewerbung von einer Region zur anderen erfolgen soll.
Das eigentliche Problem liegt tiefer, denn durch eine neue Bezeichnung ändert sich an der Tätigkeit noch überhaupt nichts. Genau hier liegt doch der Hase im Pfeffer. Zuerst muss die Attraktivität unseres Berufes in den Köpfen der Gesellschaft gesteigert werden. Wenn es nicht gelingt, ein positives Bild von der Arbeit als Spengler zu zeichnen und dafür zu sorgen, dass sich heiße Sommersonne auf Azubiköpfen ebenso gut anfühlt wie kalter Winterregen, kommen wir nicht voran. Ich halte nichts davon, wenn jetzt versucht werden soll, durch modern klingende Bezeichnungen über Baustellenklischees hinwegzutäuschen. Vielmehr muss es uns endlich gelingen, dass unsere Tätigkeit in der Gesellschaft endlich wieder geschätzt wird. Ein Job ist nur ein Job. Ein Beruf ist eine Berufung für das, was ich tue und wofür ich stehe. Wer das versteht, ist nicht nur einer unter 40 000 weiteren Autobauern in der Fabrik, sondern einer von wenigen ehrbaren Handwerkern in der Region.“
Für seine knackig kurzen Wortmeldungen ist Ausnahmespengler Georg Lummel aus Karlstadt bekannt. Der international tätige Fachmannn bringt es in nur vier kurzen E-Mail-Sätzen auf den Punkt:
„Klempner ist absolut die falsche Bezeichnung. Im Leserbrief von Robert Smejkal kommt wieder einmal die Namensfindung ins Spiel. Ist das wirklich so schwer? Feinblech-Techniker für Gebäudehülle!“
Reaktionen via Facebook-Messenger und -Kommentar
Auch auf der BAUMETALL-Facebookseite fand ein lebhafter Austausch statt. Dort bezog sich Thomas Poch auf die Leserbriefstelle: „Dadurch soll die Attraktivität des Berufs gesteigert und den sinkenden Lehrlingszahlen entgegengewirkt werden.“ Er schreibt: „Mit einer Namensänderung ändert man meiner Meinung nach gar nichts. Viele der heutigen Jugendlichen leben doch nur noch nach dem Motto: ‚So wenig wie möglich tun, so viel wie möglich verdienen.‘ Und da sehe ich schon den ersten Knackpunkt … den Verdienst. Entweder gehen sie in die Industrie, wollen studieren oder sind einfach zu faul. Den ganzen Tag körperlich arbeiten möchte doch fast keiner mehr. Da müsste man meiner Meinung nach irgendwo ansetzen.“
Flaschnermeister Hans-Georg Ehekircher merkt an: „Ihr wisst, ich unterstütze die Aktion, bin mir aber nicht sicher, wie die neue Bezeichnung heißen soll. Kurz wäre wichtig, damit sie einprägsam ist. Eindeutig, um die Verbindung zur Tätigkeit herzustellen, und nicht zuletzt modern und attraktiv. Bisher gefällt mir noch nichts so richtig. Nur der ‚Klempner‘ sollte es nicht mehr sein, auch wenn ich ihn liebgewonnen habe (als Fachmann darf ich das sagen).“
Zustimmung kommt auch von Rheinzink-Profi Berthold Ruck. Er schreibt: „Robert Smejkal hat absolut recht. Wir brauchen eine neue Bezeichnung.“
Gänzlich anders lautet das Facebook-Feedback des Spenglerfachbetriebes Segner: „Ich bin stolz, Spengler zu sein, und das lasse ich mir von keiner neuen depperten Berufsbezeichnung nehmen! Spengler bleiben Spengler! Das ist eine alte, bodenständige Berufsbezeichnung, die auch beim Nachwuchs geschätzt wird.“
Und während sich Mark Holzwart darüber wundert, dass die Diskussion in bester Murmeltiermanier scheinbar ewig fortgeführt wird, äußert Wolfgang Schorsch Zottlinger Bedenken darüber, dass immer häufiger Zimmerleute mit angestellten Klempnern Aufträge ausführen. Er schreibt: „Hier sehe ich das eigentliche Problem. In unserer Gegend gibt es fast keine Spenglereien mehr, da alle Zimmerer selbst ‚rumspenglern‘ und größtenteils die Preise unterbieten, womit sie kleine Spenglereien kaputtmachen!“