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Das Blechnerhaus im Glottertal

Das typische Schwarzwaldhaus ist als sogenanntes Wohnstallhaus vor allem im mittleren und südlichen Schwarzwald weit verbreitet. Der Gebäudetyp wurde im Laufe der Zeit an die klimatischen Besonderheiten des Schwarzwaldes angepasst. Hanglage, weite Wege, große Schneemengen oder starke Windbelastungen beeinflussten die Formgebung dieses Gebäudetyps. Das überlieferte Architekturkonzept ist dabei so erfolgreich, dass einzelne Höfe sogar noch nach über 400 Jahren bewirtschaftet werden. Schwarzwaldhäuser sind nahezu vollständig aus Holz errichtet. Ihre Stockwerke sitzen meist auf gemauerten Naturstein-Kellergeschossen auf. Traditionell vereinigen die rustikalen Häuser Wohn- und Arbeitsräume sowie Stallungen unter ihren mächtigen Dächern. Die auskragenden und seitlich weit herabgezogenen Walm- oder Krüppelwalmdachflächen werden von kräftigen Firstsäulen getragen. Der große Dachüberstand verschattet im Sommer die Hauswände. Die tief stehende Wintersonne erwärmt die Fassaden, wobei die Wärmeeinstrahlung unter den Dachvorsprüngen gepuffert wird. Ein weiterer Vorteil des Krüppelwalmdachs ist die Verringerung der Windlast-Angriffsfläche sowie die Verbesserung der Windlastabtragung. Ursprünglich wurden die Dachflächen in Hochlagen mit Holzschindeln und in Tälern mit Stroh gedeckt. Beide Bedachungsarten wurden im Laufe der Zeit jedoch durch moderne Ziegeldeckungen oder Metallbedachungen ersetzt.

Getarntes Schwarzwaldhaus

Dieser Beitrag zeigt, dass Schwarzwaldhäuser weder traditionell gedeckt, noch an den Fassaden klassisch mit Holz vertäfelt werden müssen. Den entsprechenden Beweis liefert mein Besuch im malerischen Glottertal beziehungsweise in der gleichnamigen Schwarzwald-Gemeinde am Glotterbach. Doch weder die 67 eingemeindeten Dörfer, noch die zahlreichen Höfe und Zinken wecken mein Interesse. Dafür begeistert mich ein neu errichtetes Einfamilienhaus mit seiner modernen Titanzink-Gebäudehülle umso mehr. Nebenbei bemerkt: der Bergriff Zinken bezieht sich keineswegs auf die gerade erwähnte Titanzink-Fassade. Vielmehr sind Zinken der sinnverwandte badische Ausdruck für Weiler – also für kleinere Ansammlungen von Höfen oder Wohnhäusern. Und in eben solch einer Wohnsiedlung befindet sich das Blechnerhaus im Glottertal – gefunden hätte ich es nie! Der mit pigmentiertem Titanzink umhüllte Baukörper ist perfekt in sein Umfeld integriert. Seine rot-grün gestreifte Titanzinkfassade sowie die beiden gegeneinander gestellten roten Titanzink-Pultdächer fügen sich harmonisch in die Landschaft ein. Große Fensterflächen sowie gläserne Balkonbrüstungen erzeugen eine gewisse Transparenz und die Holzdielenbeläge auf den Freiflächen schlagen eine Brücke zur umliegenden Natur. Typisch für die Region besteht die Einfriedung des Grundstücks aus Buntsandsteinmauern. Das satte Grün angrenzender Schwarzwaldtannen macht die Tarnung perfekt.

Barth bringt Menschen zusammen

Doch wie verschlägt es einen Fachjournalist in eine solch abgelegene Ecke des Schwarzwaldes? Es ist bereits eine gefühlte Ewigkeit her, als mich Harald Baisch (Prokurist des Handelshauses Barth in Renningen) über dieses besondere Projekt informierte. Im Glottertal, so erfuhr ich, entstünde ein modernes Wohnhaus mit einer VM-Zinc-Gebäudehülle aus pigmentiertem Titanzink in den Oberflächen Pigmento grün und Pigmento rot. Es folgte ein Anruf bei der Baublechnerei Mathias Dörr GmbH in Teningen bei Freiburg. Von dort aus wurden erste Fotos des Gebäudes per E-Mail an die Redaktion geschickt. Ein Besuchstermin war bald vereinbart und nun stehe ich gemeinsam mit Blechnermeister Mathias Dörr in einem Glottertaler Zinken und bestaune ein Titanzinkprojekt der Extraklasse.

Außergewöhnliche Projektentwicklung

Mindestens ebenso beeindruckend wie die zweifarbige Gebäudehülle aus pigmentiertem Titanzink ist auch die Geschichte rund um Planung und Projektentwicklung. „Die erste Idee, das Gebäude mit einer standardisierten Paneelfassade zu bekleiden, wurde schnell wieder verworfen“, erzählt Mathias Dörr. „Stattdessen dachte Architektin Heide Bachofer aus Riegel am Kaiserstuhl darüber nach, ob dem Gebäude auch eine möglichst individuelle, maßgeschneiderte Gebäudehülle aus Titanzink stünde.“

Von Anfang an ließen die Bauherren der Metall-begeisterten Architektin und Blechnermeister Dörr bei der Gestaltung freie Hand. Lediglich das Farbdesign stand fest. Mathias Dörr gerät ins Schwärmen: „Selten hat uns ein Bauherr derart viel Freiraum bei der Projektentwicklung gelassen. Die Planungsphase war daher von zahlreichen Gesprächen mit Frau Bachofer geprägt. Gemeinsam entwickelten wir alle denkbaren Details, Anschlüsse und Übergänge. Noch nie zuvor habe ich erlebt, dass bei einer Fassadenplanung wirklich jede Ecke minutiös von Hand gezeichnet wurde. Und auch, dass ein Architekt wirklich jedes Detail aus handwerklicher Sicht verstehen möchte, war neu für mich.“

Professionelle Herangehensweise

Aus Ortbeton gegossenen Außenwände sowie das ebenfalls betonierte Dach sorgten für einen soliden Montageuntergrund. Dampfsperre, Wärmedämmung und die hinterlüftete Holzschalung konnten entsprechend gut angebracht werden. Die rund 350 m² große Fassadenfläche wurde mit horizontal verlaufenden Winkelfalzscharen bekleidet. Dabei wurden die rot beziehungsweise grün pigmentierten Titanzinkelemente nach einem zuvor festgelegten Raster montiert. Die beiden Pultdächer weisen eine gemeinsame Fläche von fast 250 m² auf. Gedeckt wurden sie mit VM-Zinc-Stehfalzscharen im Farbton Pigmento rot.

Die perfekte Planung zeichnete sich bereits bei der Materialbestellung aus. Entsprechende Zuschnitte konnten passgenau beim Handelshaus Barth bestellt werden. Das hochwertige Titanzink der Marke VM Zinc Pigmento wurde professionell foliert, verpackt und aus einer Charge geliefert. Vorfertigung und Montage erfolgten durch das Blechner-Team der Dörr GmbH. Dank guter Baustellenlogistik passte ein Fassadenbauteil perfekt zum anderen. Entsprechend gelungen sind die formschönen Anschlüsse an den vertieften Eckleisten der Fassade oder die liegenden Einhangfalze des ebenfalls bekleideten Garagentors. Ebenfalls raffiniert ist die Anordnung der Be- und Entlüftungsbereiche für Dach und Fassade. Die am Fassadensockel eingeleitete Luft zirkuliert über Traufe oder Giebel bis zur Firstentlüftung. Alle Dachaufbauten, Lüfter und Durchdringungen wurden aus identischem Material der Marke VM Zinc angefertigt. Das homogene Erscheinungsbild wird außerdem durch das lackierte Schneefangsystem unterstrichen. Kurz: das moderne Gebäude besticht sowohl durch gelungenes Farbkonzept als auch durch zeitloses Design. Die Formensprache des kubischen Baukörpers wird weder durch hervorstehende Dachvorsprünge noch durch Dachrinnen oder Regenrohre gestört. Die horizontale Linienführung der Gebäudehülle wird somit zum vorherrschenden Gestaltungselement.

Fazit

Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: durch eine handwerklich perfekte Umsetzung der anspruchsvollen Blechnerarbeiten wird das moderne Gebäude zuverlässig vor Wind und Wetter geschützt. Zumindest aus Blechnersicht steht daher fest: Metallbekleidete Häuser können gerade hier im Glottertal Schule machen. Schließlich tragen Metallfassaden und Metalldächer nachweislich dazu bei, wertvolle Bausubstanz jahrzehntelang zu schützen und zu erhalten. So gesehen besteht zwischen klassischen Schwarzwaldhäusern und der hier vorgestellten modernen Gebäudevariante eine direkte Verbindung. Für Mathias Dörr ist das Blechnerhaus im Glottertal nicht zuletzt aus diesem Grund die moderne Antwort auf die traditionellen Schwarzwaldhäuser der Region.

www.doerr-blechnerei.de

Bautafel

Bauherr:Privat

Architektur: Heide Bachofer, Riegel a. K.

Fachbetrieb: Mathias Dörr GmbH, Teningen,www.doerr-blechnerei.de

Fassade: 350 m² VM Zinc Pigmento rot und Pigmento grün, Winkelstehfalz horizontal

Pultdächer: 250 m² VM Zinc Pigmento rot Doppelstehfalz-System

Unterkonstruktion:Hinterlüftete Holzschalung

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