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Schindelflügel

Die spektakulärste Ansicht des neuen Verwaltungsgebäudes der Wolfsburger Stadtwerke ist der Blick unter dem frei schwebenden und aluminiumbekleideten Flügel hindurch auf die Türme des Volkswagen-Heizkraftwerks. Ob die im Hintergrund aufragenden, 125 m hohen Türme des Wolfsburger Wahrzeichens oder die Rechteckschindeln der Gebäudehülle beeindruckender sind, liegt sicherlich im Auge des Betrachters. Für Klempnermeister Jens Sperber stellt sich diese Frage nicht. Mit einem Team an Planern, Ingenieuren, Klempnern und Büromitarbeitern machte er das Unmögliche möglich. Auf die Frage, was ein Klempnermeister denkt, wenn er das erste Mal an der Baugrube steht und weiß: Hier soll in drei Monaten eine 40 m hohe Betonwand mit 40 000 selbst gefertigten Aluminiumschindeln bekleidet werden, antwortet Sperber: „Da denkst du, das klappt nie!“ Aber wie so oft wachsen auch Fachleute an ihren Aufgaben und so setzte dieser denkwürdige Augenblick ungeahnte Kräfte frei …

Klempnervorgaben für Rohbauer und Glaser

Die aus dem thüringischen Langenschade stammenden Spezialisten wussten: Wenn die Idee der Architekten überhaupt umgesetzt werden kann, dann nur, wenn Rohbau- und Fenstermaße exakt auf das Schindelraster abgestimmt würden. Folglich entwickelte Sperber gemeinsam mit den Planern der Schulz & Schulz Architekten GmbH aus Leipzig und den Planern Hans-Jürgen Löffler und Ricardo Blumenstein der Sperber Klempner GmbH einen speziellen Schindeltyp. Ziel war es, den kubischen Neubau mit einer strukturierten Haut aus Aluminiumschindeln zu bekleiden. Dazu sollten die Schindeln so gestaltet und montiert werden, dass möglichst wenige Formate benötigt würden. In der Konsequenz musste das Schindelkleid die komplette Fassade zentimetergenau umschließen – so weit der Plan. In der Praxis bedeutete dies: Die Schindelanzahl zwischen einzelnen Fassaden-Teilbereichen oder Fensterreihen musste identisch sein und die Einbauposition jedes Bauteils exakt bestimmt werden. Nur dann würde eine Schuppenstruktur entstehen, die je nach Blickwinkel variiert und dennoch an den Übergängen wie aus einem Guss wieder zusammengesetzt werden kann.

Produktion und Montage in Rekordzeit

Aufgrund des hohen Zeitaufwandes zur Planung und Projektierung wurde das angedachte Zeitfenster von drei auf sechs Monate erweitert. Erst dann begannen die Montagearbeiten, doch bis die erste Schindel angebracht werden konnte, vergingen weitere Wochen: Zunächst wurde die aus Haltern und Konsolen der Braunschweiger GIP-GmbH, einer 200-mm-Wärmedämmung und einer 0,8 x 35 x 207-mm-Trapezprofilschale bestehende Unterkonstruktion montiert. Zeitgleich startete im thüringischen Fambach die Schindelproduktion. Als Ausgangsmaterial kam falzbares 0,7-mm-Aluminium der Kalzip GmbH in der Oberflächenvariante TitanSilber zum Einsatz. Während ein Partnerbetrieb mit dem Zuschnitt der quadratischen und rechteckigen Aluminiumschindeln beauftragt wurde, erfolgte die Schindelfertigung auf eigens entwickelten Falz- und Abkantwerkzeugen sowie die anschließende Verpackung in einer Behindertenwerkstatt.

Die eigens angefertigten Metallelemente überzeugen mit ihrer hochwertigen Optik. Durch eine spezielle Veredelung ist das Material wesentlich unempfindlicher gegen Fingerprints als Naturaluminium und eignet sich somit hervorragend zur Gestaltung hochwertiger Dächer und Fassaden.

Um bei der Montage möglichst rasch voranzukommen, wurden fünf verschiedene Schindeltypen verbaut: Starter, Standard, Anschluss Attika sowie linke und rechte Fensteranschluss-Schindeln. Ebenso wichtig wie aufwendig war das Einmessen der Fassadenflächen.

Klempnertechnik verleiht Flügel

Mit unternehmerischem Mut, Risikobereitschaft und starken Partnern entstehen beeindruckende Projekte, oder anders ausgedrückt: Erfrischungsgetränke aus Aluminiumdosen und Aluminiumschindeln verleihen Flügel. Das ist besonders dann der Fall, wenn Qualitätsarbeit wie an der hier vorgestellten Fassade Architekten, Auftraggeber sowie die Fachwelt begeistert. Inzwischen ging der Auftrag für den zweiten Bauabschnitt ebenfalls an den Fachbetrieb aus Thüringen. Die schönste Anerkennung bekam das Sperber-Team jedoch von der Kalzip GmbH – den 1. Preis des Fassaden-Wettbewerbs 2017.

Bautafel

Bauherr: Stadtwerke Wolfsburg

Architektur:Schulz & Schulz Architekten GmbH, Leipzig

Fachbetrieb:Sperber Klempner GmbH & Co. KG, Langenschade

Material: Falzbares Aluminium TitanSilber von Kalzip, (Schindeln 0,7/Anschlussprofile 1,0 mm)

Fassadenfläche:4.126 m², Rechteckschindeln, 320 × 345 mm

Decken-/Wandfläche: Rauten 362 m², 700 × 700 mm

Abdeckungen:990 lfm Attikaabdeckung,240 lfm Attika-Innenverkleidung, 915 lfm Fensterbankabdeckung (2-teilige Ausführung)

Ausführungszeitraum:März 2016 bis Juni 2017

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