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Schon Ötzi liebte Kupfer

Freunde des Klempnermuseums in Karlstadt und aufmerksame BAUMETALL-Leser kennen die 15 m lange Infotafel im Museum, die unter dem Titel „Mensch und Metall“ durch die Geschichte der Metallnutzung führt. Von der Steinzeit bis zur Zukunft geht die Zeitreise von der ersten Metallherstellung vor 100 000 Jahren über die Geburtsstunde des Klempnerberufs bis hin zu modernem Hightech-Fassadendesign. Auch Ötzi, der um 3000 v. Chr. durch die Südtiroler Alpen wanderte und dabei sein Leben ließ, war Metallkonsument: Er hatte eine Axt mit Kupferklinge dabei – damals eine Seltenheit und daher recht wertvoll. Ötzi lebte in der Jungsteinzeit oder auch Kupfersteinzeit. Der Name ist Programm: Schon damals wussten Menschen, wie man Kupfer gewinnt und verarbeitet.

Mit der spannenden Geschichte von Ötzi, seinem Beil und der damaligen Kupferherstellung haben sich Plus-MINT-Stipendiaten und weitere Schüler aus der neunten Klassenstufe der Birklehof-Schule in Hinterzarten beschäftigt. Auf die Forschung im Labor folgte der Bau eines Stein-/Lehmofens und schließlich die Malachitverhüttung auf dem Gelände des Birklehof-Gymnasiums. Darüber berichtete Susanne Gilg in der Badischen Zeitung vom 27. Juni 2018.

Aus dem Feuer geboren

Dass Metallverhüttung unter steinzeitlichen Bedingungen Knochenarbeit ist, erfuhren die Schüler in dem Projekt mit Lehrerin Vera Förschner am eigenen Leib. Denn zu Ötzis Zeiten gab es noch keine Maschinen und industriellen Hochöfen. Doch die chemischen Reaktionen, die dabei eine Rolle spielten, waren dieselben wie heute, ebenso die Zutaten: Malachit und Hitze.

Malachit, einen grünen oder manchmal auch azurblauen Stein, fanden Ötzi und seine Vorfahren manchmal in ihrer Heimat, den norditalienischen Alpen. Womöglich hat zunächst nur die ungewöhnliche Farbe ihre Aufmerksamkeit geweckt, ohne dass sie einen weiteren Nutzwert in den Steinen sahen. Vermutlich gerieten zufällig immer wieder einzelne Exemplare ins Lagerfeuer. Und so wurden diese schönen Steine zusammen mit Bratgut im Holzfeuer quasi gegart. „Welch eine Überraschung, als nach dem Erlöschen der Glut ein rot glänzendes Metall in der erkalteten Asche entdeckt wurde“, berichtet die Chemielehrerin. Ausgehend von dieser Erfahrung entwickelten die Menschen im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende professionelle Verfahren. Die in der Jungsteinzeit gängige Methode bildeten die Schüler des Birklehofs nach.

Geduldsprobe mit reicher Ausbeute

Dafür heizen sie am frühen Morgen zuerst den Lehmofen an. Mit selbst gebauten Blasebälgen fächeln sie – buchstäblich im Schweiße ihres Angesichts – den Flammen Sauerstoff zu. Während je drei Schüler an den Blasebälgen sitzen und pumpen, füllen andere Schüler kleine Stoffsäckchen mit Malachit. Als der Ofen heißgelaufen ist, wird eine Lehmschale vorsichtig ins Feuer gelegt. Auf Vera Förschners Kommando kommen die mit Malachit gefüllten Säckchen in den Lehmofen, darauf wird Kohle geschichtet und nicht mehr gepumpt. „Sobald eine grüne Flamme erscheint, heißt es, dass Kupfer anwesend ist“, erklärt die Lehrerin. Das Warten auf das Ergebnis ist eine Geduldsprobe, denn es dauert stundenlang. Im Ofen müssen mindestens Temperaturen von 1000 °C herrschen – sonst entsteht kein Kupfer. Umso überwältigender ist dann die Ausbeute. Das Experiment ist gelungen! Dieselbe Begeisterung wie die Schüler müssen auch Ötzi und seine Gefährten empfunden haben. „Kupfer und dazu später seine Legierungen wurde zu einem der wichtigsten Gebrauchsmetalle und ist es bis heute geblieben.“ Klempner können das bestätigen und teilen die Vorliebe für das schöne, dauerhafte und gut zu bearbeitende Material.

 

Quelle: „Kupferherstellung wie zu Ötzis Zeiten“ von Susanne Gilg, erschienen in der Badischen Zeitung, 27. Juni 2018

Info

Projekte für die Nachwuchsgewinnung

Das Projekt „Ötzi und sein Kupferbeil“ wurde im Rahmen des Plus-MINT-Programms durchgeführt. Die Plus-MINT-Förderung unterstützt junge Talente in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) an vier deutschen Internaten, dazu gehört auch der Birklehof. Das Ziel ist, qualifizierten Nachwuchs für die Forschung und Industrie zu bilden und so dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

BAUMETALL meint: Ein hervorragendes Beispiel, wie junge Menschen naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge selber erfahren, erforschen und ausprobieren können. Das Projekt hat durchaus Vorbildcharakter auch für die Klempnerbranche. Haben Sie eine ähnlich zündende Idee, wie Jugendliche mit Experimenten oder Projekten an unseren Handwerksberuf herangeführt werden können? Dann schreiben Sie uns an: redaktion@baumetall.de

Metallgeschichte(n) im Museum

Über die Zeittafel „Mensch und Metall“ im Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum berichteten wir in den BAUMETALL-Ausgaben

6/2017: Frühgeschichte

7/2017: Die Geburtsstunde des Klempnerberufes

8/2017: Moderne Architektur