Kennen Sie das auch? Wohin man schaut, glitzert, blinkt und funkelt es. Mit effektvoll beleuchteten und kreativ gestalteten Messeständen versuchen Aussteller, Aufmerksamkeit zu erregen. Ein durchaus schwieriges Unterfangen, denn zahlreiche Besucher sind entweder sehr zielstrebig zu ganz bestimmten Ausstellern unterwegs oder schlicht und ergreifend reizüberflutet. Dennoch gelingt es professionellen Messeprofis immer wieder, Besucher gleich scharenweise „anzulocken“. Mal setzen sie dazu auf ein auffallendes Vorführungs- oder Präsentationskonzept – mal bevorzugen sie eine verblüffende Standarchitektur. Genau dazu werden dann ausschließlich sehr hochwertige Werkstoffe (z. B. edle Metalle) verwendet. Während auf der Dach + Holz Materialien wie Aluminium, Edelstahl, Kupfer oder Zink mit einer gewissen Selbstverständlichkeit zur Standgestaltung eingesetzt werden, erobern moderne Baumetalle zunehmend auch branchenfremde Messen und Ausstellungen. Ansprechende Standkonzepte setzen sich folglich auch auf Fahrzeug-, Lifestyle-, Mode- oder Schmuckausstellungen durch. Der Grund: Kaum ein anderer Werkstoff vermittelt Zeitgeist, Modernität und Eleganz besser als Metall.
Messezauber in Basel
Besonders sichtbar ist dies auf der Baselworld – der Weltmesse für Schmuck und Uhren. Das jährlich im Frühjahr stattfindende Großereignis lockt zahlungskräftige Kunden aus der ganzen Welt nach Basel. Entsprechend aufwendig setzen die Aussteller dort ihre Produkte in Szene und immer öfter verwenden sie dazu metallische Werkstoffe. Neben blankem und geschliffenem Edelstahl kommen zunehmend Metalle wie Kupfer, Aluminium, Stahl oder Zink zum Einsatz, doch damit nicht genug: Die nahezu unendliche Vielfalt an matten und glänzenden Metalloberflächen wird beim Messestanddesign zielgerichtet zur Steigerung der Aufmerksamkeit herangezogen. Oft scheint der Preis dabei keine Rolle zu spielen, denn schließlich geht es darum, hochpreisige Uhren und Schmuck in einem exklusiven Rahmen zu präsentieren. Zusätzliche Aufwertung erfahren die ohnehin sehr exklusiv gestalteten Messebauten durch die raffinierte Metallverformung dank Bearbeitungstechniken wie dem Stauchen und Strecken oder sogar dem Metallweben.
Wer die Messe als metallverarbeitender Klempner besucht, ist folglich begeistert – entdeckt Schindeln aus Kupfer, Paneele aus Edelstahl oder plan aufgeklebte Aluminiumtafeln in eloxierten bzw. farbbeschichteten Oberflächen. Trennwände, Showflächen, Decken und sogar Fußböden aus Metall sind entweder mit hauchdünnen, fast folienartigen Deko-Elementen verziert oder mit massiven Metalltafeln bekleidet. Und weil es immer eine Steigerung zu geben scheint, werden sogar mosaikartig bekleidete Standfassaden aus mehreren Zentimeter dicken, gefrästen und hinterleuchteten Aluminiumornamenten hergestellt. Ebenfalls sehr beeindruckend sind verschiedene Varianten teilperforierter Metallelemente, die ebenfalls in Kombination mit effektvoller Beleuchtung besonders gut zur Geltung kommen. Als Lochblech, Streckmetall oder Metallgeflecht ermöglichen solche Bauteile sogar die Integration von Firmenlogos oder Produktbezeichnungen.
Wie innen so auch außen
Auch von außen ist das 2013 eröffnete neue Messegebäude der Baselworld mit einer spektakulären Metallfassade bekleidet. Der 220 m lange, 30 m breite und 35 m hohe Baukörper wird von einem gewellten Stahlgeflecht bedeckt. Die Halle verfügt über 38 000 m² Ausstellungsfläche. Im Erdgeschoss liegt eine 3300 m² große multifunktionale Eventhalle, in der zum Teil mehrstöckige Messestände untergebracht sind. Der Hallenkomplex wurde übrigens speziell für die Baselworld gebaut. Die Architekten des Basler Büros Herzog & de Meuron stellten die Messehalle auf ein gläsernes Sockelgeschoss, auf dem drei weitere Hallengeschosse ruhen. Als ganz besonderes Highlight (dieser Begriff kann an dieser Stelle sogar wörtlich genommen werden) öffnet sich der massive Baukörper auf dem Vorplatz (der sogenannten City Lounge) und gibt den Blick nach oben durch eine kreisrunde Öffnung frei.
Königsklasse auf der Biennale
Die absolute Königsklasse des Metallmessebaus ist seit Ende Mai und noch bis 25. November 2018 auf der 16. Internationalen Architektur-Biennale in Venedig zu sehen. Konkret handelt es sich dabei um den Messepavillon von Schulz und Schulz Architekten aus Leipzig. Der Stand glänzt durchgängig in Titansilber – ganz ohne ablenkendes Beiwerk. Wände und Innendecke sind vollständig mit Aluminiumschindeln bekleidet. Gefertigt und montiert wurden die Schindeln mit der Oberfläche Titansilber (Hersteller Kalzip) von der Sperber Klempner GmbH aus Unterwellenborn. Die bekleideten Flächen überraschen mit einem besonderen Effekt: Je nach Blickrichtung und Perspektive ändern sich die Oberflächenstrukturen und suggerieren den Eindruck stetigen Wandels. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Bekleidungsexperiment oder eine Konzeptfassade – im Gegenteil: Rund 40 000 baugleiche Schindeln montierte das Sperber-Team an der Fassade des Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke in Wolfsburg. Über die Bekleidung der über 40 m hohen Betonfassade berichtet BAUMETALL in der kommenden Ausgabe.