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Aus Grau wird Gold

Unter dem Begriff Reflexion versteht man das Umkehren des Denkens und Bewusstseins auf sich selbst. Moment – hier stimmt etwas nicht, also erneut: Programmierer bezeichnen das Ermitteln von Programmeigenschaften zur Laufzeit als Reflexion, oder war es doch eine finnische Gothic-Metal-Band? Zugegeben: Beim Anblick dieser Fotos ist jeder Betrachter zwangsläufig irritiert. Das wiederum liegt an den zurückgeworfenen Lichtwellen an der Grenzfläche – sprich an der Gebäudehülle aus Aluminium. Und genau dieser Effekt wird als Reflexion bezeichnet. Jetzt ist es korrekt. Erstaunlich dabei sind die warmen Goldtöne der metallenen Haut, obwohl diese aus walzblankem, silbernem und Stucco-dessiniertem Aluminium hergestellt wurde. Um diese und weitere Besonderheiten des Projektes besser zu verstehen, sprach BAUMETALL mit Spenglermeister Lorenz Aich aus Ammerstetten.

Fragen an den Fachmann

BAUMETALL: Herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Projekt, Herr Aich. Das aluminiumumhüllte Wohnhaus sieht fantastisch aus. Erzählen Sie bitte davon.

Lorenz Aich: Begonnen hat alles mit einem Kopfschütteln. Das Staunen war groß, als ich eine Anfrage vom Architekturbüro Kley aus Biberach erhielt. Diese stellte eine ganz besondere Herausforderung für uns dar. Es kommt schließlich nicht oft vor, dass wir ein Haus komplett mit Blech, aber ohne Rinnen und Fugen „einpacken“ sollen. Aus diesem Grund vergaben wir auch die interne Projektbezeichnung „Silbermantel aus einem Stück“.

Dann waren Sie vermutlich nicht der Vater des Gedankens?

Stimmt. Die Idee zur Fassadenbekleidung sowie zur Dacheindeckung als komplette Aluminiumhülle hatte Architekt Martin Kley aus Biberach an der Riß. Anfangs hegten wir schon den einen oder anderen Zweifel bezüglich der Machbarkeit. Grundlos, wie sich herausstellte, denn Herr Kley gestaltete schon öfter Architekturprojekte mittels Spenglertechnik.

Können Sie mehr dazu erzählen?

Der Architekt hatte zur Beratung für die Materialauswahl Herrn Bruno Rösch (damals Prefa) hinzugezogen.

Gibt es einen speziellen Grund für den Einsatz des Materials?

Die Auswahl der Farbgebung spielte an diesem Objekt eine wesentliche Rolle. Architekt und die Bauherrschaft einigten sich auf das naturblanke und Stucco-dessinierte Aluminium von Prefa, da es je nach Sonnenstand eine andere Farbgebung aufweist. Um die meiner Meinung nach mutige Idee in die Tat umzusetzen, erarbeitete der Architekt gemeinsam mit seinem und unserem Team die entsprechenden Details.

Welche Besonderheiten gibt es dabei hervorzuheben?

Der First wurde als Lüfterfirst ausgeführt. Die Schalung an Dach und Fassade ist folglich hinterlüftet, wobei die Luft am Gebäudesockel einströmt und erst am First wieder abgeführt wird. Außerdem wurde auf den Einbau einer Dachrinne bewusst verzichtet. Niederschlagswasser wird folglich vom Dach über die Fassade abgeleitet – die Entwässerung erfolgt über eine im Erdreich verlegte und an den Kanal angeschlossene Bodenrinne.

Die senkrecht angeordneten Fassadenscharen scheinen extrem lang zu sein. Was hat es damit auf sich?

Laut Vorgabe sollte keine der am Haus oder am Dach montierten Scharen Querfalze aufweisen. Die besondere Herausforderung dabei war, dass das Gebäude an einer Hanglage eingebettet ist. Für Transport und Montage der bis zu 11 m langen Fassadenelemente verwendeten wir einen speziell angefertigten Aufzug.

Und was können Sie zur Schareinteilung sagen?

Der Scharverlauf setzt sich linear vom Sockel über das Dach und die Gaube hinweg bis zum First fort. Übrigens wurden alle Falze als Doppelstehfalze ausgeführt, was an Fassaden eher unüblich ist. Sogar der Übergang vom Giebel zum Ortgang des Daches wurde doppelt eingefalzt. Dies erforderte ein besonderes handwerkliches Können, da die Falzenden ausgeschweift und in die Dachscharen eingefalzt werden mussten.

Gibt es weitere anspruchsvolle Details?

Ja, die Scharenden an Fenstersimsen und Jalousien wurden sehr sorgfältig ausgearbeitet, da hier Lüftungsgitter eingebaut werden mussten.

Der Aufwand hat sich augenscheinlich gelohnt. Das Gebäude sieht fantastisch aus.

Dankeschön. Architekt und Bauherren sind mit dem Ergebnis ebenso zufrieden wie unsere Belegschaft. Und natürlich bin ich stolz darauf, dass dieses Objekt in der Waldseer-Straße dank Spenglertechnik eine ganz besondere Architekturlandmarke auf der Gemarkung der Stadt Biberach setzt.

www.aich-spenglerei.de

www.martinkley.de

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