Die goldfarbene Kupfer-Aluminium-Legierung und Glas sind die dominierenden Fassadenwerkstoffe des zweistöckigen Gebäudes, dessen kubische Form sich ganz selbstverständlich in den baulichen Bestand an einem zentralen Platz von Herning einfügt. Offensichtlich standen Formen und Linien der bebauten Umgebung von Anfang an Pate beim Entwurf; allerdings sind es vor allem die freistellenden Merkmale der gerundeten vertikalen Kanten in Verbindung mit den umlaufenden Bändern aus dem Kupferwerkstoff, die für eine nahezu organische Ästhetik und den reizvollen und einladenden Charakter des Gebäudes verantwortlich sind. Dieser ästhetische Ansatz ist zugleich ein Verweis auf die Formensprache vieler Bang & Olufsen-Produkte, wo weiche gerundete Details die ansonsten strengen Geometrien durch eine designtypische „humane Komponente“ ergänzen. Lars Sternberg vom Herninger Architekturbüro Arkitec A/S hat während der Entwurfsphase eng mit Johannes Torpe, dem Kreativdirektor von B&O, zusammengearbeitet. Aus dieser Kooperation ergab sich die gelungene Kombination aus Designorientierung und eigenständiger Architektur.
Der aus stadtplanerischer Sicht nicht unempfindliche Standort des Projektes im Stadtzentrum in Nähe der Kirche ergab klar umrissene Entwurfsvorgaben. Das Gebäude sollte die vorhandene Struktur sowie den baulichen Bestand des Platzes respektieren, die Kirche in ihrer Funktion als dominierender Baukörper auf der zentralen Achse des Platzes nicht beeinträchtigen und sich zugleich als individuelle Instanz präsentieren. Nach der Diskussion verschiedener Modelle entschieden sich Architekt, Bauherr und Stadtrat gemeinsam für den schließlich realisierten Entwurf und vor allem für die Fassadenlösung in der goldfarbenen Metalllegierung, die früheren Vorschlägen mit Klinker bzw. Naturstein vorgezogen wurde. Die Tecu-Gold-Paneele schienen die perfekte Lösung im Hinblick auf Nachhaltigkeit, hohen ästhetischen Reiz und moderne Designsprache. Die Materialoberfläche wurde zudem als ideale visuelle Ergänzung zu den Kupferdetails der benachbarten Kirche sowie den am Platz vorherrschenden rotbraunen Backsteinfassaden favorisiert.
Auf die Löcher kommt es an
Eine besondere gestalterische Komponente erhielten die Paneele durch eine leichte Brünierung, wodurch die Oberfläche bewusst gebrochen und vor allem matter erscheint. Jede Blendwirkung in direktem Sonnenlicht wird so auf ein absolutes Minimum reduziert, wobei der tageslicht- und witterungsabhängige, für Kupfer und Kupferlegierungen typische Wechsel im Erscheinungsbild der Oberfläche nicht beeinträchtigt wird. Darüber hinaus werden die Paneele im Lauf der Zeit durch die natürliche Bewitterung oxidieren, wodurch sich die Oberflächen ähnlich verändern werden wie bei Einsatz des ursprünglichen, unbrünierten Werkstoffs: Im unbehandelten Zustand mattiert der goldene Farbton der Kupfer-Aluminium-Legierung schon bald nach der Verarbeitung am Objekt und entwickelt sich bei freier Bewitterung mit einer ganz eigenen Charakteristik allmählich zu einer eindrucksvollen goldbraunen Oberfläche. Die so entstehende materialtypische Schutzschicht wird das Gebäude nach und nach weiter verschönern.
Die Besonderheit des Gebäudes wird durch weitere Fassadendetails unterstrichen. Um die Gebäudehülle noch lebendiger wirken zu lassen, wurden die Metallpaneele mit einem speziell vom Architekten entwickelten Perforationsmuster aus kleinen Rundöffnungen versehen, die in Gestalt von ineinander verwobenen Schlangenlinien über die gesamte Fassade verlaufen und schon bei Tageslicht durch ihre zusätzliche ästhetische Komponente faszinieren. Der vollständige Clou ergibt sich allerdings erst durch die LED-Hintergrundbeleuchtung auf der Betonstruktur, die das Muster im Abendlicht durchdringt und das Gebäude an einen schimmernden Edelstein erinnern lässt. Darüber hinaus wird die programmierbare LED-Beleuchtung nach dem Zufallsprinzip mit einem langsamen Fade in/fade out-Effekt getriggert, der die Fassade durch einen rhythmischen, subtilen Glimmerverlauf in der Dunkelheit scheinbar in Bewegung versetzt und den gesamten Platz in einem charakteristisch wechselnden Glanz visuell völlig neu erfahrbar macht.
Gelungenes Gesamtkonzept
Der unter dem Namen Nexus geflaggte B&O Store belegt eine Gesamtfläche von 450 m² auf beiden Stockwerken. Es war das erklärte Ziel sowohl des Inhabers als auch der Firma Bang & Olufsen, Kunden und Besuchern mit dem neuen Store-Konzept eine komplexe Designerfahrung zu bieten, die Produkte, Raumgestaltung und Architektur des Gebäudes integriert. Das Ergebnis ist mehr als gelungen; der neue Store funktioniert perfekt als modernes Aushängeschild des mittlerweile 88 Jahre alten Unternehmens.
Bautafel
Projekt: B&O Concept Store, Herning (DK); Fertigstellung im Januar 2014
Bauherr: Kenneth Koed Lauritzen (Bang & Olufsen Händler, Herning)
Architektur: Lars Sternberg, Arkitec A/S, Herning
Fassade: Tecu-Gold, Kupfer-Aluminiumlegierung, speziell leicht brüniert und individuell perforiert
Hersteller: KME Germany GmbH & Co. KG, Osnabrück
Vorfertigung
und Perforierung: RMIG, Ballerup (DK)
Brünierung
der Paneele: Sønderborg Fornikling 2011 A/S, Ragebøl (DK)
Konstruktion der
Gebäudehaut: AS Facader, Ikast (DK)
Text: Klaus Sikora Kommunikation
Fotografien: Arkitec A/S und KME
Zeichnungen: Arkitec A/S