Spenglermeister Michael Kirchen arbeitet gern mit dem Künstler Joël Rollinger zusammen. Der Fachbetrieb des Handwerkers, Ferisol S.à.r.l., bekleidete eine Aluminiumfassade für ein öffentliches Gebäude in der Hauptstadt des Großherzogtums. Nach der digitalen Vermessung und maschinengestützten Fertigung verzierte der Künstler die Tafeln per Hand. Die Kunstwerke, die auf die Umgebung des Kiosks Bezug nehmen, wurden Ende Februar 2017 öffentlich montiert. Mitte August 2016 startete das Projekt, das die Fassade in eine Galerie verwandelt.
Elektronische Vermessung
Der Kiosk auf dem Theaterplatz (Place du Théâtre), einem sehr zentralen Ort der Stadt, rückte durch das Kunstprojekt „One City – One World“ schlagartig ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Die grauen Betonwände sind hinter der neuen Fassade verschwunden, die das Bauwerk wahrnehmbar ins Umfeld einfügt: In der Nähe befinden sich das Theater, nach dem der Platz benannt ist, ein Park und eine Flaniermeile. Nach der Umgestaltung erzielt das Bauwerk eine sehr intensive Außenwirkung. Der Spenglerbetrieb aus Berbourg, der sämtliche Aufträge mit digitaler Technik erledigt, bekleidete eine circa 140 m² große Fläche. „Wir haben das Gebäude mit einem Theodoliten, einem geodätischen Messinstrument, vermessen und in unsere 3D-Software eingelesen“, erklärt der Geschäftsführer des Unternehmens, das auf Metallfassaden und -dächer spezialisiert ist. Die Wände fallen durch ihre stufenförmige, symmetrische Struktur auf. Die linke und rechte Gebäudeseiten gleichen sich komplett. Aus dem 3D-Plan fertigte der Betrieb eine zweidimensionale Fertigungszeichnung. Die großflächigen Kunstwerke, die das Schachbrettmuster und die Betonoptik auflockern, erforderten eine maßgenaue Fertigung der Profile.
Profile nach Maß
„Jede Tafel fertigten wir für eine exakt vorgesehene Position, an der sie installiert wurde“, beschreibt der Geschäftsführer die Herstellung. „Ein Großteil der Profile ist etwa 870 mm breit, während die Höhe variiert.“ Der Sockel des Bauwerks erforderte schmalere Tafeln. Unter dem Flachdach sind dagegen die größten, bis zu 1000 mm langen Profile installiert worden, die zudem oberhalb der Fenster speziell gekantet wurden. Alle Profile erhielten Nummern und Etiketten, um ihre Positionen eindeutig in einer Befestigungsskizze zu verzeichnen. Als Sonderkonstruktionen fertigten die Spengler gekantete Eckrandprofile. Die neue Gebäudehülle wurde als vorgehängte hinterlüftete Fassade ausgeführt. Eine Unterkonstruktion aus Aluminium trägt die wetterfesten Profile. Im September montierten drei Mitarbeiter alle Tafeln einmal zur Probe am Bauwerk. Nach der erfolgreichen Fertigung und Installation begann die künstlerische Gestaltung der Profile. Die Tafeln wurden wieder vom Kiosk abmontiert und ins Atelier des Künstlers gebracht.
Öffentliche Montage
Joël Rollinger, der auch aus Luxemburg stammt und in Helmsange lebt, entwarf mehrere Bildmotive für die vier Gebäudeseiten. „Die gemalten Szenen stellen vereinfacht die unterschiedlichen Bereiche der Stadt dar“, so der Künstler. Die Bilder zeigen Menschen, die über den Markt schlendern, Fußgängerzonen mit flanierenden Leuten, Zuschauer in einem Theater und entspannte Parkbesucher. Damit wirbt der neu gestaltete Kiosk auf sehr ästhetische Weise für das Kulturangebot und die Lebensqualität der Stadt. Der Maler verzierte die Profile, indem er die Farben auf die Oberfläche sprühte und dazu rund 120 Spraydosen verwendete. Bis zur Montage wurde die Fassade im Fachbetrieb eingelagert. Die feierliche Einweihung fand in Form einer öffentlichen Vernissage im Beisein des Bürgermeisters statt. Mit diesem Projekt auf der Schnittstelle zwischen digitalem Handwerk und künstlerischem Schöpfungsprozess betrat Spenglermeister Michael Kirchen ein spannendes Neuland. Selten ist auch, dass der Unternehmer dem Bauingenieur im Betrieb, Christopher Schilz, eine Ausbildung als Klempner ermöglicht, um vorhandenes Fachwissen zu erweitern. Unkonventionelle Ideen sind das Erfolgsrezept von Ferisol.
Bautafel
Projekt: Vorgehängte hinterlüftete Fassade mit künstlerischen Bildmotiven für ein öffentliches Gebäude
Bauherr: Gemeinde der Stadt Luxemburg
Material: Aluminiumverbundtafeln
Unterkonstruktion:Aluminiumprofile
Fachbetrieb: Ferisol S.à.r.l, Berbourg, Luxemburg
Zeitraum: Mitte August 2016 bis Ende Februar 2017