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Niedergang des Post-its?

Endzeitszenario Glaubt man den Verfechtern digitaler Spitzentechnologie, steht er uns unmittelbar bevor – der unausweichliche Niedergang des Post-its. Kaum auszudenken! Stellen Sie sich eine Welt ohne die kleinen, praktischen, überall anzubringenden Haftnotizen vor. Ganz zu schweigen von den unabsehbaren Folgen für die direkt davon abhängige Industrie der Schreibgerätehersteller. Ohne Post-its gibt es keine Kugelschreiber und ohne Kugelschreiber keine Werbeträger und ohne Werbeträger keine Umsätze und ohne Umsätze keine Fachbetriebe und somit auch keine Stehfalzdächer mehr. Es ist ein Drama! Na gut, Sie haben mich ertappt. Ich übertreibe. Dennoch verdeutlicht meine Theorie, wie eng verschiedene Produkte und Gewerke inzwischen miteinander verzahnt sind – übrigens auch im Handwerk.

Digitalisierte Arbeitsabläufe Neben neuer Software für Fachbetriebe wurde die Euroblech 2018 in Hannover unübersehbar von der Digitalisierung und der damit verbundenen Vernetzung aller Fertigungsprozesse dominiert. Glaubt man den Ausstellern, geht ohne Digitalisierung zukünftig nichts mehr! Von der Maßerfassung über die Angebotserstellung bis hin zur Bauteilfertigung und Rechnungsstellung werden Prozesse automatisiert und per Knopfdruck abgerufen. Aha! Sie haben den vorangegangenen Satz aufmerksam gelesen und festgestellt, dass die Montage nicht erwähnt wurde. Stimmt! Montageabläufe auf dem Dach sind zum Glück noch nicht digital abrufbar. Dazu benötigen Fachbetriebe weiterhin erstklassig ausgebildetes Personal. Das ist gut so, aber zugleich auch die größte Herausforderung der Branche!

Azubis fallen nicht vom Himmel Als ich neulich einen Fachbetrieb im Süden Deutschlands besuchte, fiel mir ein Post-it auf dem Smartphone des Betriebsinhabers auf. Darauf stand: „Azubi-Stellenanzeige in der Tageszeitung buchen!!!“ Natürlich hakte ich nach und erfuhr, dass seit fünf Jahren nicht mehr ausgebildet wurde. Weil einer der Altgesellen im kommenden Jahr in den Ruhestand gehe, sei es nun höchste Zeit, einen Lehrling einzustellen. Eine solche Vorgehensweise ist für zahlreiche Fachbetriebe typisch und kein Einzelfall. Der demografische Wandel sowie das extreme Interesse der Jugendlichen an digitalenProzessen – sprich deren pausenlose Anbindung an soziale Netzwerke – lassen das Handwerk unwahrscheinlich alt bzw. altmodisch aussehen. Vielleicht ist es von dieser Seite aus betrachtet ja ganz gut, dass Arbeitsabläufe zusehends digitalisiert und dadurch für den potenziellen Nachwuchs automatisch interessanter werden?

Das Ende vom Ende? Unsere gemeinsame Herausforderung wird es sein, den Nachwuchs mit einer ansprechenden Mischung aus traditionellem Handwerk und moderner Spitzentechnologie zu begeistern. Gelingt uns das nicht, könnten Azubis und Post-it-Aufkleber bald dasselbe Schicksal teilen, allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Dann käme das Ende der Stehfalzdächer tatsächlich bedrohlich nahe …

Herzlichst Ihr

Klempnermeister Andreas Buck (Chefredakteur)

Andreas Buck

Chefredakteur, Klempnermeister

redaktion@baumetall.de