Unfassbar! Kaum wartet man 40 Jahre, ist sie da: die Übereinkunft zur einheitlichen Berufsbezeichnung. Aus Klempnern, Spenglerinnen, Flaschnern und Blechnerinnen werden jetzt bundesweit Metalldach- und Fassadengestalter. Uff! Das war eine schwere Geburt. Seit ich Ende der 1970er-Jahre zum ersten Mal eine Blechschere in Händen hielt, hieß es, das Image der Berufsgruppe sei schlecht. Kein Mensch wisse, was ein echter Klempner mache, und überhaupt habe Reinhard Mey mit seinem 1974 erschienenen Lied „Ich bin Klempner von Beruf“ den Sargnagel an unser Handwerk gelegt. Der im Badezimmer singende Barde wurde 1984 mit dem Verdienstkreuz am Bande, Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, ausgezeichnet. Die Ausgangssituation blieb dieselbe, denn: Reinhard Mey wurde nicht wegen seines Liedes, sondern für sein Engagement um die deutsch-französische Freundschaft geehrt.
Da fliegt mir doch das Blech weg Fast zehn Jahre später erfolgte ein weiterer musikalischer Versuch: Dieses Mal veröffentlichte die Band Spliff „Das Blech“. Doch auch diese Darbietung verbesserte das Branchenimage nicht. Es folgten zahllose frustmotivierte Maßnahmen – übrigens auch aus den Reihen der Klempner selbst. Das Spenglerlied eines bayrischen Brauchtumsvereins floppte. Ebenso allerhand schlecht gereimte Gedichte. Und auch die Gründung des internationalen Vereins zum Austausch gemeinsamer Interessen brachte wenig Erfolg. Sogar die pragmatische Idee, dem Kinde den Doppelnamen Klempner/Spengler zu verpassen, schlug fehl. Nun also Metalldach- und Fassadengestalter. Je öfter ich die Ausbildungsberufsbezeichnung lese, desto mehr Gefallen finde ich an ihr. Der Begriff ist selbsterklärend. Bringt auf den Punkt, wofür die Berufsgruppe steht, und noch etwas ist überaus stimmig:
Keine der vier traditionell entstandenen Berufsbezeichnungen wird übervorteilt. Der Vorstoß des ZVSHK ist gelungen. Abzuwarten bleibt, ob der erhoffte Imagegewinn den weiter rückläufigen Ausbildungszahlen entgegenwirkt.
Trommelwirbel und Tusch Noch ist es verdächtig ruhig in der Branche. Hupende Klempner wurden noch nicht beobachtet. Über jubelnde Spengler, die in Autokorsos durch Innenstädte fahren, haben die Medien auch noch nichts berichtet. Zum Glück ist bald Weihnachten und somit Grund innezuhalten. In besonderen Zeiten wie diesen ist das auch dringend nötig. Überhaupt relativiert der Blick auf sich weltweit überschlagende Ereignisse kleinere Probleme, wie das Ersinnen einer einheitlichen Berufsbezeichnung.
Bei dieser Gelegenheit wünscht Ihnen das gesamte BAUMETALL-Team ein erfolgreiches Jahr 2025.
Herzlichst Ihr
Klempnermeister Andreas Buck
(Chefredakteur)