Gezeichnet Vor einigen Jahren waren Tätowierungen ausschließlich harten Jungs und echten Kerlen vorbehalten. Motorradfahrer, Seeleute und nicht zuletzt Strafgefangene trugen Tätowierungen und zeigten so der Welt ihre Andersartigkeit. Doch Zeiten ändern sich. Bunte Bilder, Schriftzüge oder mystische Symbole auf nackter Haut sind längst im Mainstream angekommen. Laut Statistik* tragen inzwischen rund 47 % der 30- bis 60-Jährigen Tattoos. Auf alle Altersgruppen übertragen ist jede achte Person tätowiert, aber warum?
Bezeichnend Heute ist Hautschmuck, wenn überhaupt, eine sanfte Form der Revolution. Laut Diplom-Psychologin Svenja Lüthge möchten tätowierte Individuen vielmehr ihrer Einzigartigkeit Ausdruck verleihen. Tätowierstudios werden aber auch zur Attraktivitätssteigerung besucht. Speziell bei jüngeren Personen spielt dabei der Identitätsfindungsprozess eine entscheidende Rolle. Einer repräsentativen Befragung** zufolge schätzen fast 90 % bereits tätowierter Personen Tätowierungen als gesundheitlich unbedenklich ein. Dass viele Tätowiermittel unerforscht sind, wissen die wenigsten. Laut BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel ist es wissenschaftlich belegt, dass Farbpigmente aus den Tattoos in das Lymphsystem wandern können. Um die Verbraucher besser aufzuklären, empfiehlt Hensel, die Verteilung und Wirkung der Partikel im Körper von tätowierten Personen weiter zu untersuchen.
Reinzeichnen Das Tätowieren ist eine noch ältere Handwerkskunst als das Klempnern. Den Beweis lieferten Forscher, die auf dem Oberarm einer ca. 5000 Jahre alten ägyptischen Mumie die ältesten figürlichen Tätowierungen der Welt entdeckten. Im Vergleich dazu wurde das 739 Jahre junge Kupferdach der Kirche St. Michael in Hildesheim erst gestern montiert. Allgemein betrachtet, haben sich sowohl beim Tätowieren als auch bei der handwerklichen Blechbearbeitung grundlegende Arbeitstechniken bis heute kaum verändert. Handwerklich perfekt ausgeführte Metallbedachungen sind immer noch die sicherste Art, Niederschläge abzuwehren und wertvolle Bausubstanz jahrelang zu schützen. Und noch immer gilt: Je steiler, desto sicherer! Was mich an dieser Tatsache besonders freut, ist, dass immer mehr Architekten genau diese Zusammenhänge neu entdecken und damit den bei Klempnern unbeliebten Trend der Wohnbox beenden.
Abzeichnen Wer die guten alten Zeiten des Stehfalzdaches herbeisehnt, könnte somit schon bald neuen, alten Herausforderungen gegenüberstehen. Aber Achtung: Nichts bleibt, wie es war, und auch sogenannte Vintage-Trends unterscheiden sich bei genauerem Hinsehen deutlich von ihren originalen Vorbildern. Auf das (Stehfalz-)Dach der Zukunft kommen zum Beispiel erweiterte bauphysikalische, energetische und statische Anforderungen zu, die von Fachleuten praxisgerecht zu erfüllen sind. Darüber hinaus ist es wichtig, in der Öffentlichkeit als Fachbetrieb und Spezialist für Metallbe- und -verarbeitung präsent zu sein. Vergessen Sie daher niemals, Ihre Klempnerarbeit als die eines Spezialisten zu markieren. Nur dann wird unsere Berufsgruppe wahrgenommen. Nur so erhalten Klempner und Spengler die nötige Beachtung – vom dringend benötigten Branchennachwuchs und entsprechendem Fachpersonal einmal ganz abgesehen.
Herzlichst Ihr
Klempnermeister Andreas Buck (Chefredakteur)
Fußnoten
* https://de.statista.com/statistik/info/unser-research-versprechen
** (BfR) Bundesinstitut für Risikobewertung
Andreas Buck
Chefredakteur, Klempnermeister