„Das kannst du mir ruhig glauben: Eines Tages werden Kunden deine Füße küssen, wenn du auf der Baustelle erscheinst!“ Dieser Satz hat sich in meinem Klempner-Gedächtnis eingeprägt. Ausgesprochen wurde er von meinem Vater und Lehrmeister – und zwar Mitte der 1980er Jahre. Ich war damals Klempner-Azubi und: Ob Sie es glauben oder nicht – es war sehr schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden bzw. Lehrlinge auszubilden. Heute staune ich umso mehr, denn das Handwerk hat noch immer Nachwuchssorgen und ein großes Imageproblem dazu.
Zeiten ändern sich…!
- Heute kann sich die Baubranche vor Aufträgen kaum retten.
- Heute stöhnen Handwerker unter der Last des demographischen Wandels.
- Heute sind Fachkräfte und besonders Azubis noch schwerer zu finden als vor 40 Jahren.
Was wir alle seit geraumer Zeit wahrnehmen, wurde auch in der vierten Auflage des iib-digi-BEERs deutlich. Die Ergebnisse, des inzwischen zur festen Größe im Veranstaltungskalender gewordenen Formates, überraschen daher nicht wirklich. Umso erstaunlicher sind die drei Lager innerhalb der Diskussionsgruppe:
- Da ist zum Beispiel der Verbandsvertreter, der gefrustet feststellt, dass in Image-Kampagnen investierte, sechsstellige Beträge scheinbar verpuffen.
- Da ist der Handwerker, der seinen Betrieb geschlossen hat, weil seine Azubis unmittelbar nach der Ausbildung regelmäßig gekündigt und eine Festanstellung in der Industrie bevorzugt haben.
- Und da ist der Firmeninhaber, der viel zu spät erkennt, wie wichtig es ist, eine funktionierende Unternehmer-Marke aufzubauen.
Nebenbei gefragt: Welches Unternehmen macht sich eigentlich für gelebte WERTE im Betrieb stark?
Das fällt auf!
Gerade letztgenannter Punkt ist überlebenswichtig, sagt Keynotespeaker und Dachdeckermeister Jörg Mosler. Fast gebetsmühlenartig wiederholt er, dass es bei weitem nicht damit getan ist, Stelleninserate aufzugeben. Vielmehr sei das Gebot der Stunde, 365 Tage im Jahr am Image des eigenen Fachbetriebes zu feilen. Mosler erhielt in der Gesprächsrunde viel Beifall und noch mehr Zustimmung und genau an dieser Stelle wird es spannend:
Ausgerechnet Gesprächspartner, die nicht oder nicht mehr direkt in den Handwerksbetrieben tätig sind, bestätigten Moslers Philosophie. Darüber sollten alle Beteiligten dringend nachdenken(!).
Lobenswert ist, dass sich die Diskutierenden trotz unterschiedlicher Lager darauf verständigten, zukünftig nicht „über“ sondern „mit“ den Azubis über eventuelle Probleme bei/vor der Ausbildung zu sprechen. Ermutigt wurden sie dabei von Junggeselle Jonas Carstens. Der Klempner und Mitarbeiter des Fachbetriebs Heinrich Carstens Bedachungen in Rotenburg an der Wümme (Niedersachsen) wird Deutschland im Rahmen der Euro Skills 2021 vertreten. Grund genug, ihm, seinem Team und Trainer Josef Bock schon jetzt die Daumen zu drücken!
TIPP: Wer die digiBEER-Diskussion verpasst hat, sollte unbedingt die Live Aufzeichnung auf den Facebook-Känlen von iib oder BAUMETALL ansehen.