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Klempnergie

Nie gab es bessere Baustoffe und mehr Auswahl an technischen Lösungen. Und noch nie war der Anspruch der Bauherren höher als heute. Immer öfter finden sich Bauherren unweigerlich in einem Wald von Produkten und Möglichkeiten wieder. Als sich Thomas Nöth, Klempner-, Sanitär- und Heizungsbaumeister aus Stuttgart-Sillenbuch, mit dem Neubau seines Wohnhauses befasste, wusste er, wie wichtig es war, sich zunächst der Planung zu widmen. Mehr noch: Da er den Bau eines Doppelhauses beabsichtigte, wurden alle Ideen zweifach benötigt.

Wenn ein Techniker wie Nöth für sich baut, wird genau geprüft und abgewogen. Neueste Standards werden auf Messen besichtigt und Langzeiterfahrungen ausgewertet. Nicht alles Machbare ist sinnvoll. Nicht jeder Trend muss mitgemacht werden. Thomas Nöth plante und überlegte immer wieder. Vom Einzelnen in das Gesamte und zurück.

Die Gebäudehülle

Der Entschluss, Dach und Fassade in Metall und als hinterlüftete Variante auszuführen, war schnell gefasst. Für das Satteldach wurden Prefa-Dachplatten im Farbton Steingrau P.10 ausgewählt. Die kleinformatige Verlegung sowie die strukturierte Oberfläche der Aluminium-Dachplatten unterstreichen die gefällige und harmonische Optik des geradlinigen Daches. Zudem wirken die hellgrauen Dachplatten wesentlich leichter als die sonst oft gewählte Variante in Anthrazit. Das robuste Dach bildet die Basis zur Befestigung der Indach-Solaranlage sowie der Aufdach-Photovoltaikanlage. Vorteil ist, dass die Halter zur Befestigung der Module durch die kleinformatigen Platten geschraubt werden konnten. Dachfenster und -ränder wurden den Fachregeln und Herstellerangaben entsprechend Falz in Falz eingebaut.

Bei der Auswahl der Fassadenbekleidung hatten sich die Bauherren mit verschiedenen Formaten und Farbmöglichkeiten beschäftigt. Letztendlich entschieden sie sich für matt glänzendes Rauchsilber. Um dem Gebäude das gewisse Extra zu verleihen, wurden einzelne Teilbereiche in sattem Rubinrot gestaltet. Mit der Farbänderung konzipierte der Architekt auch eine tiefere Montageebene der Fassadentafeln. Als rotes Fassadenband wurde diese zwischen den Fenstern im ersten Obergeschoss angeordnet. Die Vordächer und Windschotts der Eingänge erhielten ebenfalls eine aus rubinroten Verbundplatten hergestellte Bekleidung. Die darüber liegenden Flachdächer wurden mit Flüssigkunststoff der Marke Enkopur abgedichtet.

Aufgrund der Auftragsgröße wurden die Fassadentafeln in einem Sondermaß angefertigt. Der Verschnitt konnte dadurch erheblich reduziert werden. Der Zuschnitt der 2 m breiten Verbundplatten erfolgte beim befreundeten Schreiner. Dort wurde das Material in 400 mm breite Streifen geschnitten. Den Längenzuschnitt sowie die Fräsungen bzw. Kantungen für Leibungen und Ecken nahm Thomas Nöth direkt auf der Baustelle vor.

Wandaufbau

Bei der Festlegung des Wandaufbaus standen nun verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Der Bauherr entschied sich in Abwägung aller Erfordernisse und einer exakten Kosten-Nutzen-Analyse für einen massiven Kalksandstein als tragende Wand. Dieser Stein bietet durch die hohe Masse kaum Kälteschutz, dafür aber andere gute bauphysikalische Eigenschaften. Statik, Schall und Brandschutz sowie die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz werden gut erfüllt. Auch für die Unterkonstruktion der Fassade bietet dieser Stein eine optimale Basis. Da der Kalksandstein ohnehin sehr diffusionsdicht ist, wurde für die Dämmung eine PUR-Platte aus dem Hause Linzmaier gewählt. Hier konnte mit einer 14 cm starken Platte die zuerst angestrebte KFW-70-Qualität auf ein deutlich besseres Niveau als KFW 40 gebracht werden. Eine enorme Steigerung der energetischen Qualität!

Die PUR-Kaltschaumplatten wurden mit einem speziellen Kleber am Kalksandstein fixiert. Da die Dämmung sehr plan und druckfest ist, konnte die Schichtholzleisten-Unterkonstruktion für die Alu-Verbundplatten direkt auf die Aluminiumkaschierten PUR-Platten gesetzt werden. Die Befestigung der Schichtholzleisten erfolgte mit Dübeln und Schrauben im darunter liegenden Kalksandstein. Bei diesen Arbeiten hat die ganze Familie mitgeholfen. Die auf Maß zugeschnittenen Verbundplatten wurden mit entsprechend lackierten Fassadenschrauben direkt befestigt. Ein auf den Schichtholzleisten aufgebrachtes EPDM-Dichtgummi schützt die Holz-UK im Bereich der offenen Fugen vor Feuchtigkeit.

Haustechnik

Das stattliche Gebäude wurde mit dreifach verglasten Kunststofffenstern ausgestattet. Somit war klar, dass bei dieser dichten Wandkonstruktion eine Lüftungsanlage für ein gutes Raumklima sorgen muss. Bei einem Standard von KFW 70 und besser ist es ohnehin sinnvoll, auf ein in sich schlüssiges Lüftungskonzept zurückzugreifen. Die Frage, wer wirklich morgens, mittags und abends alle Fenster zum Stoßlüften öffnet, ist berechtigt. In diesem Bereich befindet sich Thomas Nöth in seinem ganz speziellen Element. Nach ebenso reiflicher Überlegung wie bei der Fassadenplanung hatte er sich auch bei der Haustechnik für das große Paket entschieden. Eine Zisterne mit 10,5 m³ Volumen speichert nicht nur das Wasser für den Garten – sie dient auch als Wärmepuffer für die Wohnraumlüftung. Ein 100 m langer, um die Zisterne gewickelter Schlauch entzieht im Winter Wärme. Im Sommer kann das Prinzip umgekehrt und zum kühlenden Temperaturausgleich über die Wohnraumlüftung eingesetzt werden, doch damit nicht genug …

Mit Smartphone oder Tablet lassen sich via Bussystem Licht, Lüftung und Rollladen gesamt oder einzeln ansteuern und programmieren. Dies hatte der heute 17-jährige Sohn, Janick Nöth zu seinem Aufgabengebiet gemacht. Er ist der hausinterne Spezialist für die Steuerung und Regelung von Luft, Licht und Wärme. Natürlich lassen sich die Funktionen auch einzeln an fast klassisch aussehenden Lichtschaltern manuell steuern. Dazu Thomas Nöth: „Es ist nicht so viel mehr an Material nötig. Wichtiger sind Planung und Know-how.“

Ein weiterer Höhepunkt im Technikraum der Nöths ist der 1000-l-Boiler. Dieser speichert die Energie der Solar-Wasser-Kollektoren vom Dach. Ein Akku-Tank mit 13 kW speichert den Strom der Photovoltaikanlage. „Gerade in Sachen Voltaik ist die Strom-Speicherung eine zukunftsweisende Technik, die heute erst am Beginn ihrer Möglichkeiten steht“, so Nöth. Ziel der Speicherung ist es, die Spitzen zwischen Stromproduktion und Stromverbrauch intelligent zu speichern bzw. zu managen.

Klempnergie aus Meisterhand

Das in Eigenleistung erstellte Haustechnikpaket beeindruckt einschließlich der Aluminium-Gebäudehülle. Von der Fassade über das Dach bis hin zur Energieversorgung und intelligenten Steuerung sind alle Komponenten aufeinander abgestimmt. Zur Erinnerung an die zum Teil kraftraubende Arbeit hatte Familie Nöth eine Kamera am Nachbargebäude installiert. Seit Baubeginn nahm diese Einzelbilder im Zweiminutentakt auf. Die zahlreichen Fotos wurden inzwischen zu einem beeindruckenden Zeitrafferfilm zusammengesetzt, den Thomas Nöth interessierten Personen immer wieder gerne zeigt. „Sicher benötigt nicht jeder von allem alles, aber unser Projekt zeigt, was heute möglich ist“, so Nöth und weiter: „Dank einer intelligenten Abstimmung und Planung haben wir es geschafft, modernste Technik wirtschaftlich einzusetzen und eine hohe Wohnqualität sowie entsprechenden Komfort nachhaltig zu nutzen.“ Das Beste dabei ist, dass die gesamte Haustechnik unter den Begriff Klempnergie zusammengefasst werden kann. Das Projekt zeigt in eindrucksvoller Weise, wozu modernes SHK-Handwerk in der Lage ist!

Bautafel

Architekt: Oliver Rapp, Stuttgart-Sillenbuch

Bauherr: Familie Nöth, Stuttgart-Sillenbuch

Fachbetrieb: Sanitär Heizung Flaschnerei Nöth, Stuttgart-Sillenbuch

Dach: Prefa-Dachplatte in P.10 Steingrau glatt, 370 m²

Fassade: Prefa-Verbundplatte rauchsilber und rubinrot, 390 m²

Autor

Bruno Rösch

ist Metallbautechniker und Energieberater. Im technischen Außendienst der Prefa betreut er als Projektentwickler Architekten und Planer.

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