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Bleibt alles anders

Und es ist vermutlich schon bald das neue Wahrzeichen der 70 km westlich von Wien gelegenen Stadt an der Donau. Noch bis vor Kurzem beanspruchte der auf Balustraden und Säulen ruhende Kupferturm des Steiner Tors diesen Titel für sich. Aber das ist Kunst von gestern! Ab sofort sticht ein mit rund 14 000 Titanzinkrauten bekleideter Neubau zwischen zahlreichen historischen Gebäuden und metallbedachten Türmen hervor. Zweifelsfrei hat die Landesgalerie dabei das Zeug, selbst zur Kunstikone zu werden. Eine Pilgerstätte für architektur- und kunstbegeisterte Spengler ist das Gebäude schon jetzt.

Die Quadratur des Würfels

Mit 3000 m² Ausstellungsfläche erstreckt sich das neue Ausstellungshaus über fünf Ebenen. Das aktuelle Ausstellungsprogramm verbindet die Bestände der Landessammlungen Niederösterreich mit wichtigen Privatsammlungen. Dreh- und Angelpunkt ist die Lebensrealität der Menschen des Programms. Dabei werden sämtliche Kunstgattungen berücksichtigt und Altes mit Neuem in Dialog gesetzt. Auch architektonisch ist das neue Kunstmuseum der Vorarlberger Architekten Bernhard und Stefan Marte mit seiner einzigartigen Drehung Ausdruck der Gegenwart. Das in Stahlbetonskelettbauweise erstellte, um die eigene Achse gedrehte Gebäude weist eine Kantenlänge von 33 x 33 m auf und ist ca. 21 m hoch. Auf den ersten Blick erinnert es an einen Würfel mit einem um 90 Grad gedrehten Deckel. Die mehrschalige, hinterlüftete und hochgedämmte Fassade ist mit fast weißenm Titanzinkschindeln bekleidet und genau diese Gebäudehülle macht die Landesgalerie Niederösterreich auch für Spengler zum Kunstwerk. Auf einer Fläche von ca. 1800 m² schützen spezielle Titanzinkschindeln der Marke VMZinc Gebäude und darin ausgestellte Kunstgegenstände. Die aus 0,8-mm-Zink hergestellten Steckfalzrauten weisen eine Deckfläche von 540 x 540 mm auf. Montiert wurden sie von oben nach unten (!) auf einer Vollholzschalung aus sägerauen Brettern. Die direkte Befestigung erfolgte unterhalb der Einstecktaschen mit jeweils acht Schrauben pro Raute. Um eine möglichst hohe Schlagregensicherheit zu gewährleisten, wurden die Rauten ca. 40 mm überlappt bzw. gesteckt. Dazu VMZinc-Fachberater Baris Esebali: „Aufgrund der komplexen Gebäudegeometrie wäre der Aufbau eines Gerüstes wenn überhaupt nur mit sehr hohem Aufwand möglich gewesen. Außerdem forderte der Architekturentwurf die bedingungslose Anordnung ganzer bzw. halber Rauten an der Gebäudeoberkante. Die einzig infrage kommende Montagerichtung war somit die von oben nach unten. Um entsprechende Vorgaben zu erfüllen, entwickelten wir eine mit speziellen Einstecklaschen ausgestattete Raute. Die Montage erfolgte dann von Hubsteigern aus, was einen weiteren Vorteil mit sich brachte. Die Fassade wurde ganz ohne Durchdringungen für Gerüstanker und zudem mit minimaler Beschädigungsgefahr montiert. Eine Verschmutzung durch auf Gerüstbohlen abgelagerten Staub wurde ebenfalls vermieden.“

Azengar steht für neue Eleganz

Azengar ist eine in einem besonderen industriellen Verfahren hergestellte, natürliche, raue und hellgraue Zinkoberfläche mit eleganter Anmutung. Das ursprüngliche Material des Herstellers VMZinc ist ausdrucksstark und lebendig. Es ist einfach zu verarbeiten, resistent gegenüber Fingerabdrücken und es verfügt über ein ökologisches Design: Laut VMZinc besteht Azengar zu 100 % aus Titanzink und ist somit vollständig recyclebar. Die Lebensdauer beziffert der Hersteller auf 100 Jahre. Als Standardlieferformen nennt VMZinc Materialdicken von 0,7, 0,8 und 1,0 mm. Gängige Tafel- bzw. Bandbreiten sind 500, 600, 650, 670 und 1000 mm. Azengar entspricht der Norm EN 988 und wurde unter Berücksichtigung eines durchgängigen Ökokonzepts entwickelt. Dieses Konzept macht es möglich, Azengar in jeder Herstellungs- und Entwicklungsphase mit einer deutlich reduzierten Menge von Säuren, Wasser und Abwasser zu produzieren. Darüber hinaus wird die Anzahl von Fertigungsschritten deutlich verringert.

Ausgefallene Perspektiven und Dachrinnen in Bodennähe

Durch die Drehung der Gebäudegeometrie entstehen zum Teil überhängende oder stark geneigte Fassadenbereiche. Folglich wurde der kontrollierten Abführung des anfallenden Niederschlagwassers besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Am Sockelanschluss der Fassade wurden Edelstahlrinnen im Bodenbelag eingelassen. Über diese Sockelrinnen wird an den Gebäudeecken auch über den Glasfassaden anfallendes Regenwasser abgeleitet. Um die Verschmutzung der Glasflächen durch auf der Fassade angesammelte Staubpartikel möglichst gering zu halten, wurden entlang der segmentförmigen Fensterflächen gebogene Kastenrinnen angeordnet. Diese verfügen an den Eckbereichen über offen gestaltete Ausläufe.

Wenn ich Kunst sage, meine ich das Ganze

Der Leitspruch der Landesgalerie Niederösterreich in Krems stammt von Leo Zogmayer. Der bildende Künstler mit Ateliers in Wien und Krems bringt mit seiner Aussage auf den Punkt, was den ausführenden Fachbetrieb bei der Montage antrieb: das Ziel, mit der Fassade ein raumumgreifendes Kunstprojekt zu schaffen. Dazu wurde bereits bei der Fertigung der 14 000 identischen Titanzinkrauten höchste Sorgfalt an den Tag gelegt. Eine besondere Herausforderung war mit der Herstellung der An- und Abschlüsse verbunden. Bedingt durch die Montagerichtung von oben nach unten wurde es erforderlich, an den gebogenen bzw. geschwungenen Gebäudeecken sowie an den Sockel- und Fensterabschlüssen zahlreiche Einpassrauten einzubauen. Während die Pass- und Anschlussrauten an allen Eckbereichen in entsprechende Einschubleisten eingesteckt werden konnten, wurden die Rauten am Sockelabschluss mit exakten Rückkantungen versehen.

Um eine möglichst harmonische Gesamtfläche zu erhalten, war es außerdem erforderlich, den Überstand der nach unten gerichteten Rautenspitze dem Verlegeraster entsprechend möglichst genau zu platzieren. Nur so konnte ein einheitliches Fassadenbild entstehen, das sich die Wölbungen und geschwungenen Linien des Baukörpers formschön anpasst und die Titanzinkfassade wie eine maßgeschneiderte Haut wirken lässt.

Anspruchsvolle Unterkonstruktion

Die gesamte Fassade ist nach ÖNORM B 8110 und OIB-Richtlinie 6 wärmegedämmt. Bei der Festlegung der Anschluss- und Fugendetails wurde größte Sorgfalt auf die Vermeidung von Wärmebrücken gelegt. Zwischen- und Hohlräume wurden folglich sorgsam mit Mineralfaser-Dämmstoffen ausgefüllt. Zur Anwendung kamen wasserabweisende, unverrottbare, raumbeständige und chemisch neutrale Mineralfaser-Fassadendämmplatten der Wärmeleitstufe WLS 039 mit einem Schmelzpunkt > 1000 °C. Die einzubauende Dicke der Wärmedämmung beträgt in der Regel 24 cm. Die Wärmedämmung wurde vollflächig, zweilagig, kreuzweise überlappend gestoßen und weitestgehend wärmebrückenfrei verlegt. Ihre Fixierung erfolgte mechanisch und unter dem Einsatz von geeigneten Bolzen und Krallenplatten aus Edelstahl.

Über der Wärmedämmung wurde eine 16-mm-DWD-Konstruktionsplatte sowie eine Unterspannbahn vom Typ Stamisol Eco montiert. Der darüber angeordnete Hinterlüftungsquerschnitt beträgt ca. 80 mm. Die darüber angebrachte sägeraue Holzschalung ist 27 mm dick.

Vom Wettbewerb zum beeindruckenden Ergebnis

Das Architektenbüro Marte.Marte aus dem österreichischen Vorarlberg hat im Jahr 2015 mit seinem Entwurf für die Landesgalerie beim entsprechenden EU-Wettbewerb überzeugt und wurde anschließend mit der Planung und Umsetzung des Bauwerks beauftragt. Durch die Drehung des Gebäudes ergeben sich für den Betrachter aus jeder Blickrichtung neue Perspektiven. Mal wirkt die Kubatur wie eine Landmarke – mal wie eine Skulptur. Dabei ist das Gebäude niemals aufdringlich, sondern fügt sich harmonisch in den Bestand zwischen Altstadt, einem Industriegebäude aus dem 19. Jahrhundert und dem stark befahrenen Kreisverkehr ein. Nach wie vor ist der Blick auf die Donau von zahlreichen Positionen aus möglich. Das schönste Panorama bietet die eingeschnittene Terrasse in der obersten Ebene des Bauwerks. Die Vorarlberger Architekten Marte.Marte sind für ihren minimalistischen, aber dennoch sinnlichen Baustil bekannt. Beim Entwurf und der Umsetzung der neuen Kunstgalerie hatten der große räumliche Reichtum und die harmonische Einfügung in den urbanen Kontext oberste Priorität. Folglich lässt sich die symbolische Öffnung des Bauwerks in Richtung Süden als einladende Geste hin zum historischen Stadtzentrum interpretieren.

Die mit den Spenglerarbeiten beauftragte Handler Bau GmbH aus Neutal in Österreich hat mit der technisch und handwerklich perfekten Umsetzung einmal mehr gezeigt, wozu Spengler in der Lage sind. Mehr noch: In enger Abstimmung mit Bauherren, Architekten, Fassadenplanern und dem technischen VMZinc-Berater ist ein Bauwerk entstanden, das nicht nur beeindruckende Kunstgegenstände beherbergt, sondern Spenglerherzen höher schlagen lässt.

Bautafel

Bauherr: Kunstmeile Krems Betriebs GmbH, Krems, Österrreich

Architektur: Marte.Marte Architekten, Feldkirch, Österreich

Fassadenplanung: KuB Fassadentechnik, Schwarzach, Österreich

Fachbetrieb: Handler Bau GmbH, Neutal, Österreich

Material  Beratung: VMZinc Center Österreich

Ausführung:Steckraute aus vorbewittertem Titanzink, 0,8 mm

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